Drogen- und Suchtbericht

Immer mehr Frauen mit problematischem Trinkverhalten

Berlin / Stuttgart - 29.08.2017, 10:10 Uhr

Laut Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung legen immer mehr Frauen ein problematisches Trinkverhalten an den Tag. (Foto: Yeko Photo Studio / Fotolia)

Laut Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung legen immer mehr Frauen ein problematisches Trinkverhalten an den Tag. (Foto: Yeko Photo Studio / Fotolia)


Der Alkoholkonsum von Frauen nähert sich zusehends dem von Männern an. Vor allem bei Jüngeren gibt es Experten zufolge kaum noch Unterschiede. Deutlich zurückgegangen ist hingegen laut dem Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung der Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen.

Alkoholsucht trifft nach Darstellung von Experten immer häufiger auch Frauen. Ihr Alkoholkonsum nähert sich zusehends dem von Männern an. „War ein problematisches Trinkverhalten zu Beginn des letzten Jahrhunderts bei Männern noch dreimal so verbreitet wie bei Frauen, lagen Männer zum Ende des 20. Jahrhunderts nur noch geringfügig vorne", erläutert der Chefarzt der psychiatrischen Oberbergklinik Berlin/Brandenburg, Bastian Willenborg. Laut Drogen- und Suchtbericht hat die Prävalenz beim episodischen Rauschtrinken bei Männern seit 1995 abgenommen – von 47,5 Prozent auf 36,7 Prozent. Bei Frauen hingegen nimmt sie nach einem in den ersten Jahren parallelen Verlauf seit dem Jahr 2000 signifikant zu: von 13,0 auf 16,1 Prozent. 

Bei jungen Menschen kaum noch Unterschiede

Insbesondere junge Menschen trinken heute annähernd gleich viel, sagt der Spezialist für Suchterkrankungen. Bei Menschen, die zwischen 1991 und 2000 geboren wurden, bestünden kaum noch geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf ihren Alkoholkonsum, wie internationale Studien zeigten.

Laut Drogen- und Suchtbericht ist die Angleichung der durchschnittlichen Konsummenge aber auf eine deutliche Abnahme bei den Männern zurückzuführen. So tranken sie 1995 noch 22,7 Gramm Reinalkohol pro Tag, 2015 waren es noch 16,2 Gramm. Die durchschnittliche Konsummenge bei Frauen blieb hingegen im Beobachtungszeitraum fast gleich (8,9 Gramm auf 8,5 Gramm pro Tag).

Dabei gibt es besonders für Frauen gute Gründe, äußerst behutsam mit Alkohol umzugehen, wie Willenborg erläutert: „Weibliche Körper haben einen höheren Fett- und einen niedrigeren Wasseranteil als männliche. Da sich der Alkohol auf weniger Flüssigkeit verteilt und Frauen für gewöhnlich eine geringere Masse haben, werden sie dementsprechend schneller betrunken.“ Zudem könnten Frauen Alkohol nicht so schnell abbauen. Außerdem sei das Risiko für Herz- und Gehirnschäden bei weiblichen Menschen höher. Und: „Das Brustkrebsrisiko steigt selbst bei gemäßigtem Konsum“, sagt Willenborg.

Besonders gefährlich ist Alkohol in der Schwangerschaft. Rund 2000 Kinder kommen jedes Jahr mit massiven Behinderungen zur Welt, weil ihre Mütter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben. Die Schädigungen erstrecken sich vom Wachstum über das Zentrale Nervensystem bis zu auffälligen Veränderungen im Gesicht. Schätzungen gehen davon aus, dass pro Jahr rund 10.000 Neugeborene mindestens Teilstörungen erleiden.

Komasaufen geht zurück

Experten raten Frauen, nicht mehr als 0,25 Liter Bier oder 0,1 Liter Wein am Tag zu trinken. Für Männer gilt maximal die doppelte Menge. An mindestens zwei Tagen pro Woche sollten beide Geschlechter komplett auf Alkohol verzichten.Trotz insgesamt rückläufigen Alkoholkonsums zählt Deutschland immer noch zu den Hochkonsumländern mit einem geschätzten pro-Kopf-Konsum von 12,14 Litern. Der weltweite geschätzte Durchschnitt liegt bei 6,04 Litern pro Kopf. 

Allerdings geht aus dem Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung hervor, dass der Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen deutlich zurückgegangen ist. Vor allem das sogenannte Komasaufen hat demnach stark nachgelassen.


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