Erstmalig Etomidat

Experimentelle Mischung bei Hinrichtung in Florida

Stuttgart - 25.08.2017, 17:45 Uhr

US-Gefängnisse experimentieren derzeit bei Exekutionen, weil sie die ursprünglichen Arzneimittel nicht mehr bekommen. (Foto: picture alliance / AP Photo)

US-Gefängnisse experimentieren derzeit bei Exekutionen, weil sie die ursprünglichen Arzneimittel nicht mehr bekommen. (Foto: picture alliance / AP Photo)


Im US-Bundesstaat Florida ist einem Medienbericht zufolge erstmals ein zum Tode verurteilter zweifacher Mörder mithilfe einer bislang noch nicht erprobten Substanz hingerichtet worden, nämlich mit Etomidat. Es soll als Ersatz für das derzeit in den USA für Giftmischungen genutzte Midazolam verwendet worden sein. 

Weil zunehmend Pharmahersteller die Lieferung ihrer Arzneimittel zu Hinrichtungszwecken verweigern, müssen sich die US-Bundesstaaten immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Das zum Teil ersatzweise eingesetzte Midazolam ist nicht nur auch mittlerweile knapp, sondern steht zusätzlich noch in der Kritik, weil die Todeskandidaten offenbar unter großen Schmerzen leiden. Midazolam wird zum Beispiel in Kombination mit dem Opioid Hydromorphon verwendet. Mittel der ersten Wahl wären Barbiturate, alternativ Propofol. Doch diese Substanzen werden nicht mehr an US-Gefängnisse geliefert. 

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Etomidat, Rocuronium und Kaliumacetat

Daher wurde Medienberichten zufolge in Florida eine Hinrichtung nun mit Etomidat vollzogen. Das Arzneimittel war bislang für diese Zwecke in den USA noch nicht verwendet worden. Der wegen rassistisch motivierten Doppelmordes verurteilte Mark Asay – übrigens der erste Weiße in Florida, der wegen Mordes an einem Schwarzen exekutiert wurde –  bekam neben Etomidat, das über einen GABAergen Mechanismus wirkt, das nicht-depolarisierende Muskelrelaxans Rocuronium sowie Kaliumacetat verabreicht. Auch Kaliumacetat wurde erstmalig in Florida bei einer Hinrichtung eingesetzt, üblich ist Kaliumchlorid. Kaliumacetat wurde zuvor einmal versehentlich 2015 bei einer Hinrichtung in Oklahoma eingesetzt, seitdem aber nicht mehr. Die Kaliumkomponente führt letztendlich zum Herzstillstand, da extrazelluläre Kaliumspiegel ab 10 mmol/l das Membranpotenzial umkehren. Es ist dann stark positiv. Wie Midazolam hat Etomidat keine analgetischen Eigenschaften. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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