Neue Untersuchung

Immer noch Glyphosat im Bier – aber immerhin weniger 

München / Stuttgart - 24.08.2017, 15:15 Uhr

Ein erneuter Glyphosat-Nachweis im deutschen Bier wird wohl die wenigsten vom Genuss abhalten. (Foto: Kzenon / Fotolia)

Ein erneuter Glyphosat-Nachweis im deutschen Bier wird wohl die wenigsten vom Genuss abhalten. (Foto: Kzenon / Fotolia)


Eine schlechte Nachricht und eine gute: Das umstrittene Herbizid Glyphosat ist weiterhin in deutschem Bier nachweisbar. Allerdings sinkt die Belastung. Umweltschützer aus München haben kurz vor dem Start des Oktoberfests eine neue Untersuchung dazu herausgegeben. Der Deutsche Brauerbund zweifelt diese - wie die des Vorjahres auch - an. 

Das umstrittene Herbizid Glyphosat ist weiterhin in deutschem Bier nachweisbar. Allerdings gehen die gemessenen Rückstände des Unkrautbekämpfungsmittels zurück, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung des privaten Münchner Umweltinstituts ergab. Das Institut ist ein Verein, der sich unter anderem für ökologischen Landbau einsetzt. Im Vergleich zur vorangegangenen Studie des letzten Jahres seien die Werte bei der diesjährigen Untersuchung im Durchschnitt um fast 80 Prozent zurückgegangen, heißt es. Wurden 2016 durchschnittlich 7,6 Mikrogramm Glyphosat in einem Liter Bier gemessen, waren es 2017 durchschnittlich 1,7 Mikrogramm.

Karl Bär, Referent für Agrarpolitik am Umweltinstitut, geht davon aus, dass die Brauereien beim Einkauf der Gerste besser aufpassen. Allerdings liege der höchste Wert in einem der 14 untersuchten Biere mit 5,1 Mikrogramm pro Liter immer noch rund 50-fach über dem Trinkwasser-Grenzwert, heißt es. Die Umweltschützer gehen davon aus, dass die Braugerste die Hauptquelle für das Glyphosat im Bier ist. Auf Hopfendolden werde nicht gesprüht, im Grundwasser werde Glyphosat sehr selten gefunden.

Brauerbund hat Zweifel

Der Deutsche Brauerbund zweifelt die neue Untersuchung des Umweltinstituts – wie die des Vorjahres auch – an. Die Brauereien in Deutschland betrieben einen hohen Aufwand, um die Rohstoffe, die nach dem Reinheitsgebot zum Brauen verwendet werden, auf Schadstoffe zu kontrollieren. Das eigene Monitoringsystem für Braumalz zeige, dass die gemessenen Werte stets deutlich unter den Höchstgrenzen liegen, heißt es. Zu keiner Zeit konnten Überschreitungen der zulässigen Rückstandshöchstwerte bei Glyphosat festgestellt werden. Daneben gebe es staatliche Kontrollen und Eigenkontrollen der Brauereien.

 1000 Liter Bier am Tag für bedenkliche Mengen

Laut BfR müsste ein Erwachsener, um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken. Allerdings nehmen Menschen höchstwahrscheinlich zusätzlich mit vielen weiteren Lebensmitteln Glyphosat auf. Trotz der Anstrengungen beim Bier sei es keiner Brauerei gelungen, Glyphosat ganz aus dem Bier zu verbannen, sagte Bär vom Umweltinstitut. „Das spricht für eine deutliche Hintergrundbelastung mit dem Unkrautvernichter.“ Laut Bär werden jedes Jahr rund 5000 Tonnen Glyphosat in Deutschland ausgebracht. „Es ist nicht möglich, einen Stoff in derart großen Mengen in die Umwelt zu bringen, ohne dass er zu uns Menschen zurückkommt.“

Über die EU-Zulassung von Glyphosat für weitere zehn Jahre soll im Herbst entschieden werden. Der Unkrautvernichter wird auch auf deutschen Feldern breit eingesetzt. Die Chemikalie steht im Verdacht, Krebs zu verursachen. Nach einer Studie der europäischen Chemikalienagentur Echa hält die EU-Kommission den Krebsverdacht jedoch für ausgeräumt und die Substanz für sicher.


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