Weltweit fehlen Antiseren

WHO kämpft gegen Engpass bei Schlangen-Gegengiften

Genf - 23.08.2017, 13:10 Uhr

Der Biss der auch in Deutschland beheimateten Kreuzotter ist normalerweise nicht lebensgefährlich – in Afrika oder Asien sterben jedoch zehntausende Menschen jährlich an Schlangenbissen. (Foto: bennytrapp / Fotolia)

Der Biss der auch in Deutschland beheimateten Kreuzotter ist normalerweise nicht lebensgefährlich – in Afrika oder Asien sterben jedoch zehntausende Menschen jährlich an Schlangenbissen. (Foto: bennytrapp / Fotolia)


Giftige Schlangen verletzen mehr als 2,5 Millionen Menschen im Jahr, 100.000 sterben. Da es kaum noch wirksames Gegengift gibt, will die Weltgesundheitsorganisation WHO jetzt für Abhilfe sorgen.

Ein schriller Schrei, ein giftiger Taipan, und innerhalb von Minuten ringt Schlangenexperte David Williams mit Atemnot. Das Tier hat zugebissen. „Beeilt euch, Leute“, beschwört er seine Kollegen noch, ehe er ins Koma fällt. Die Schlange hatte Williams, den Leiter der australischen Schlangengiftforschung, im Jahr 2007 erwischt, vor laufenden Kameras eines Fernsehteams. Eine 1500 Euro teure Spritze mit Gegengift rettete ihm das Leben. „Wenn ich die nicht bekommen hätte, würdet ihr jetzt nicht mit mir reden, sondern meine Grabrede vorbereiten“, sagt er nach dem Aufwachen trocken in die Kamera.

Williams hatte Glück, dass die Dosis Gegengift in der Klinik seines Schlangenprojekts in Papua-Neuguinea zur Hand war. Für weltweit mehr als 100.000 Menschen im Jahr endet ein Schlangenbiss dagegen tödlich. Das Fatale: Weltweit fehlt Antiserum. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf hat Alarm geschlagen und Williams hilft ihr mit seiner Expertise, die Produktion von sicheren Gegengiften anzukurbeln.

„In vielen Ländern gibt es keine eigene Qualitätsprüfung für Medikamente“, sagt Micha Nübling, Leiter der zuständigen WHO-Abteilung. So wurden manche Märkte in Afrika über Jahre mit kaum wirksamen Gegengiftmedikamenten aus Asien überschwemmt. Die halfen nicht, die Menschen wurden skeptisch und gingen zu dubiosen Heilern, die meist auch nichts ausrichten konnten. So ging der Markt kaputt. Der einzige Hersteller eines wirksamen Produkts, das gegen Bisse von Schlangen in Afrika hilft, die französische Firma Sanofi, stellte die Produktion 2014 ein. „Insbesondere in Afrika südlich der Sahara gibt es große Engpässe“, sagt Nübling. 



dpa / DAZ.online
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