Laut Studie erhöhtes Krebsrisiko

Schaden hochdosierte B-Vitamine mehr als sie nützen?

Columbus - 23.08.2017, 09:00 Uhr

Vitamine können mit Gefahren einhergehen. (Foto: alexlmx / Fotolia)

Vitamine können mit Gefahren einhergehen. (Foto: alexlmx / Fotolia)


Eine weitere Untersuchung unterstreicht, dass ohne Mangel eingenommene hochdosierte Vitamine mehr schaden könnten als sie nützen: In einer jetzt publizierten Studie korreliert die langjährige, hochdosierte Einnahme von bestimmten B-Vitaminen mit einem höheren Lungenkrebs-Risiko. Allerdings betrifft das hauptsächlich Dosierungen, die über den von den Fachgesellschaften empfohlenen täglichen Aufnahmemengen liegen. 

Erhöht eine langjährige, hochdosierte Einnahme von bestimmten Vitamin-B-Präparaten bei Männern das Risiko für Lungenkrebs? Besonders kritisch sei die Einnahme von Vitamin B6 und Vitamin B12 für Raucher, berichten Forscher im Fachmagazin „Journal of Clinical Oncology“. Anders als gelegentlich vermutet, schützen die Vitamin-B-Präparate nicht vor Lungenkrebs, sondern können sogar schädlich sein, schreibt das Team um Theodore Brasky von der Ohio State University.

Die Wissenschaftler hatten Daten von mehr als 77.000 Männern und Frauen ausgewertet, die an einer Beobachtungsstudie teilnahmen. In dieser Studie wird der Zusammenhang zwischen der Einnahme von Vitaminen und anderen Nahrungsergänzungsmitteln und dem Krebsrisiko untersucht. Zu Beginn der vor gut 15 Jahren begonnenen Studie gaben die Teilnehmer an, welche Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel sie in den vergangenen zehn Jahren in welcher Dosierung eingenommen hatten. Im Schnitt lag die Dosierung der Vitamine über der von den US-amerikanischen Gesundheitsbehörden empfohlenen täglichen Aufnahmemenge.

Vitamin B6 und B12 als Einzelpräparat 

Außerdem erhoben die Wissenschaftler zahlreiche weitere Angaben, wie Größe, Alter, Ernährung oder Krankengeschichte. Sie ermittelten auch, ob die Teilnehmer rauchten oder geraucht hatten. In den folgenden Jahren bis Ende 2007 verfolgten sie dann, welche der Personen Lungenkrebs bekamen. All diese Angaben brachten sie schließlich statistisch in einen Zusammenhang.

Es zeigte sich, dass unter der Einnahme von Vitamin B6 und B12 – als Einzelpräparat und nicht in einem Multivitamin-Mix – das Lungenkrebsrisiko bei Männern um 30 bis 40 Prozent erhöht war. Bei einer langfristigen Einnahme (zehn Jahre) in hoher Dosierung (20 mg B6 oder 55 Mikrogramm B12 täglich) verdoppelte sich das Risiko fast. Raucher hatten dabei ein fast verdreifachtes (B6) beziehungsweise vervierfachtes (B12) Risiko.

Zufuhr lag über den empfohlenen Mengen

In einer Pressemitteilung seines Instituts betont Erstautor Brasky, dass das festgestellte Risiko für Vitamin-Dosen gilt, die weit höher sind als bei der Einnahme eines täglichen Multivitamin-Mixes.

„Das ist eine weitere Studie, die zeigt, dass man Vitamin-Präparate und Nahrungsergänzungsmittel nicht einfach willkürlich einnehmen sollte“, kommentiert Tilman Kühn, Leiter der AG Ernährungsepidemiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum, die Untersuchung. „So eine Supplementierung empfiehlt sich nur dann, wenn tatsächlich ein Mangel vorliegt – was in der Allgemeinbevölkerung weder bei Vitamin B6 noch bei B12 der Fall ist.“ Empfehlenswert sei unter Umständen eine B-12-Einnahme für Vegetarier oder Veganer, weil dieses Vitamin hauptsächlich über tierische Produkte aufgenommen werde.

Dass vor allem Raucher ein erhöhtes Risiko haben, decke sich mit Ergebnissen früherer Studien. Vermutlich kurbelten die Vitamine das Wachstum von Krebsvorstufen an. Warum bei Frauen dieser Effekt nicht nachgewiesen wurde, erschließe sich nicht. Möglicherweise seien Unterschiede im Stoffwechsel dafür verantwortlich.


Anja Garms, dpa Wissenschaftsredaktion
redaktion@daz.online


jb / DAZ.online
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