Zerkarien-Infektionen

Was Apotheker über Badedermatitis wissen müssen

Stuttgart - 25.07.2017, 07:00 Uhr

Enten und andere Wasservögel übertragen Zerkarien. (Foto: Liliane / Fotolia)

Enten und andere Wasservögel übertragen Zerkarien. (Foto: Liliane / Fotolia)


An Binnenseen lauern sie – Zerkarien, die Larven von Saugwürmern der Gattung Trichobilharzia. Treten nach dem Schwimmen stark juckende Pusteln auf, können sie dahinter stecken. Es handelt sich dann um eine sogenannte Badedermatitis. Was rät man einem Patienten, der damit in die Apotheke kommt? 

In stehenden Gewässern, in Badeseen, mitunter aber auch in Schwimmbädern oder Gartenteichen, findet man auch in Deutschland Zerkarien. Normalerweise befallen sie Enten und andere Wasservögel, die Wurmeier gelangen dann durch den Vogelkot ins Wasser. Zwischenwirte sind Wasserschnecken. Bei Wassertemperaturen von ca. 20 Grad Celsius verlassen die Zerkarien ihren Zwischenwirt. Diese „Schwärmzeit“ hat meist zwei Höhepunkte, einen im Frühsommer und einen weiteren im Spätsommer. Die Larven von Saugwürmern der Gattung Trichobilharzia bohren sich dann in die menschliche Haut. Es handelt sich dabei um Parasiten aus der Familie der Schistosomen.

Weil der Mensch für sie ein Fehlwirt ist, sterben sie anschließend ab. An den Eintrittstellen kommt es zu kleinen rötlichen Schwellungen und Juckreiz. Der Hautausschlag bildet sich innerhalb eines Tages und braucht dann etwa drei Wochen, um wieder abzuheilen. Beim Erstkontakt ist das Ganze nur schwach ausgeprägt.

Nach erfolgter Sensibilisierung kommt es zu einer ausgeprägten und unangenehmen humoralen und zellulären Immunantwort, der eigentlichen Badedermatitis, bekannt auch als Hundsblattern und Wasser- oder Weiherhippeln. So bilden sich nach wiederholter Zerkarien-Infektion bei sensibilisierten Personen extrem juckende, ödematöse Quaddeln. Sie entwickeln sich zu kleinen Papeln, nach zwei bis drei Wochen sind sie abgeheilt. Das Aufkratzen des Ausschlags kann zu bakteriellen Sekundärinfektionen führen. Selten kommt es zu Fieber oder Schockzuständen. 

Aufmerksamkeit bei Reiserückkehrern

Zerkarien in Deutschland sind lästig, aber harmlos. Wesentlich dramatischere und teilweise lebensbedrohliche Folgen können Kontakte mit Saugwürmern der Gattung Schistosoma in tropischen und subtropischen Gebieten Afrikas, Lateinamerikas sowie Südwest- und Südostasiens haben. In warmen Binnengewässern sind auch hier Wasserschnecken die Zwischenwirte. Eine Zerkarien-Dermatitis tritt meist innerhalb von sechs bis 48 Stunden nach Kontakt auf. Bis zu einer akuten Schistosomiasis (Katayama-Fieber) können jedoch zwei bis acht Wochen vergehen. Aufmerksamkeit ist daher geboten, wenn sich bei Reiserückkehrern mit Kontakt zu Binnengewässern entsprechende Haut­erscheinungen zeigen. Beratung und Spezialdiagnostik ist beispielsweise am Nationalen Referenzzentrum (NRZ) für tropische Infektionserreger oder am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg verfügbar.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Dr. Claudia Bruhn, Apothekerin / Autorin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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