Interview BPhD-Präsident Max Georgi

Lust auf pharmazeutische Verantwortung, Angst vor dem wirtschaftlichen Risiko

Stuttgart - 21.07.2017, 09:30 Uhr

Kritik an der Apobank-Umfrage: Der Präsident des BPhD, Max Willie Georgi, sieht die Zukunft des Apothekerberufs nicht ganz so schwarz, wie sie von der Apobank gemalt wird. (Foto: privat)

Kritik an der Apobank-Umfrage: Der Präsident des BPhD, Max Willie Georgi, sieht die Zukunft des Apothekerberufs nicht ganz so schwarz, wie sie von der Apobank gemalt wird. (Foto: privat)


Keine Angst vor Apothekenketten, die Apotheke als tragende Säule des Apothekerberufs und die Filialleitung als Chance für den Nachwuchs, wirtschaftliche Selbständigkeit zu üben: So sehen die Phamaziestudierenden die Zukunft ihres Berufs – und widersprechen so größtenteils den Ergebnissen der Apobank-Umfrage vom Juni. Von Pessimismus keine Spur. DAZ.online hat mit Max Willie Georgi gesprochen, dem Präsidenten des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden.

Mit ihrer Umfrage „Zukunftsbild Heilberufler – Entwicklung der Versorgungsstruktur junger Professionals“ sorgte die Apobank vor einigen Wochen für rege Diskussionen. Warum? Die Ergebnisse zu den Zukunftsszenarien der Apotheken erinnerten mehr an eine Apotheken-Apokalypse denn an optimistischen Tatendrang: Von den 100 befragten jungen Apothekern im Alter von 25 bis 40 Jahren prophezeite rund die Hälfte das Aus der inhabergeführten Apotheke. 71 Prozent der in der Apobank-Studie befragten Jung-Apotheker rechnen ohnehin mit „Privatinvestoren“ mit „Kettenkonzepten“. Fürchten auch die Pharmaziestudierenden diesen Trend?

DAZ.online hat an der Basis nachgefragt und mit Max Willie Georgi, Präsident des Bundesverbands Pharmaziestudierender in Deutschland (BPhD), gesprochen. Wie sehen Pharmaziestudierende ihre Zukunft als Apotheker? Hellrosa oder tiefschwarz? Georgi zeigt sich optimistisch: Er sieht in der inhabergeführten öffentlichen Apotheke nach wie vor eine tragende Säule des Apothekerberufs. Und Filial-Apotheken seien gerade für junge Approbierte eine hervorragende Möglichkeit, wirtschaftliche Selbständigkeit zu üben.

DAZ.online: „Die inhabergeführte Apotheke als Auslaufmodell“ – hegen Sie und Ihre Kommilitonen diese Bedenken ebenfalls? Laut der Apobank-Studie präferieren nur drei Prozent der männlichen Apotheker eine selbständige Tätigkeit als Apotheker in Einzelapotheken im Jahr 2030. 

Georgi: Unter Jungpharmazeuten erleben wir aufgrund der intensiven Ausbildung oft eher die Bereitschaft, pharmazeutische Verantwortung zu übernehmen. Die Herausforderung der wirtschaftlichen Verantwortung, also die Aufgabe eine Apotheke wirtschaftlich zu zu führen, wirkt hingegen gelegentlich abschreckend. Das erleben wir aber auch in anderen Heilberufen. Pharmaziestudierende sehen sich im Studium mit vielen anderen Fragen konfrontiert, weswegen man hier die vielleicht noch fehlende Bereitschaft zur unabhängigen Führung einer Apotheke nicht überbewerten darf. Deswegen muss die inhabergeführte Apotheke kein Auslaufmodell sein. Allerdings sehen wir durchaus jetzt schon eine Zentralisierung mit einem Anstieg von Filialen zulasten selbständiger Einzelapotheken. Mein Eindruck ist, dass es vor allem junge Kollegen sein werden, die eine Filialleitung übernehmen möchten, weil sie hier genau das haben: pharmazeutische Verantwortung ohne das volle wirtschaftliche Risiko. 

DAZ.online: Denken Sie, dass auch in Deutschland, wie bereits in anderen europäischen Ländern, Apothekenketten bald Realität werden?

Georgi: Davon bin ich weniger überzeugt. Momentan sehe ich das System mit maximal vier Apotheken pro Inhaber als relativ solide aufgestellt. Und glücklicherweise zweifelt dies derzeit auch fast niemand an. Werden auch weiterhin die Vorteile der Preisbindung und der pharmazeutischen Beratung hochgehalten und gesehen, wird es in naher Zukunft auch keine Apothekenketten geben. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Erfrischend

von Christian am 21.07.2017 um 18:02 Uhr

Ein erfrischendes Interview, das in angenehmem Kontrast zu den apokalyptischen Apobank-Szenarien steht. Auch der seit Jahrzehnten von interessierter Seite hoffnungsfroh geäußerten Einschätzung vom Ende der inhabergeführten Apotheke und der Unausweichlichkeit von Apothekenketten gibt der BPhP-Präsident mit überzeugenden Paroli. Schön zu sehen, wie hier jemand - ohne Illusionen, aber mit viel Optimismus - in die Offensive geht und sich von zweifelhaftem Gerde und ebensolchen nicht kirre machen lässt.

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