Digitalisierungskonzept

„Apotheker haben oftmals den besten Überblick über die Medikation“

Berlin - 20.07.2017, 16:20 Uhr

Umfassendes Digitalisierungskonzept: Einige Abgeordnete aus der Grünen-Bundestagsfraktion fordern, dass Apotheker stärker in den Medikationsplan eingebunden werden. (Foto: Külker)

Umfassendes Digitalisierungskonzept: Einige Abgeordnete aus der Grünen-Bundestagsfraktion fordern, dass Apotheker stärker in den Medikationsplan eingebunden werden. (Foto: Külker)


Die Grünen-Bundestagsfraktion stellt der Bundesregierung in Sachen Digitalisierung im Gesundheitswesen ein Armutszeugnis aus. Die Oppositionspolitiker haben daher nun ein umfassendes Digitalisierungskonzept vorgelegt. Überraschend ist: Der Arzneimittel-Versandhandel spielt keine Rolle. Dafür fordern die Grünen eine stärkere Einbindung der Apotheker in den Medikationsplan.

Das Thema „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ drängt. Während in anderen europäischen Ländern elektronische Patientenakten verwaltet werden, die Arzneimittelversorgung ausschließlich über E-Rezept funktioniert und Patienten auf Wunsch einen E-Medikationsplan haben können, auf den Arzt und Apotheker zugreifen können, sind hierzulande viele Prozesse noch in der Entwicklung. Obwohl diese Bundesregierung die erste war, die ein E-Health-Gesetz vorgelegt hat, gibt es den Medikationsplan derzeit nur auf Papier, die Patientenakte und das E-Rezept sind ferne Zukunftsprojekte.

In der Bundestagsfraktion der Grünen haben sich nun einige Abgeordnete zusammengetan und ein umfassendes Digitalisierungskonzept für die kommenden Jahre vorgelegt. Die Gesundheitspolitiker Kordula Schulz-Asche, Maria Klein-Schmeink, Harald Terpe und Elisabeth Scharfenberg wurden dabei von Konstantin von Notz unterstützt, der Mitglied im Ausschuss für Digitale Agenda des Bundestages ist.

Grüne: Politik muss Digitalisierung selbst steuern

Trotz des E-Health-Gesetzes vermissen die Abgeordneten bei der Bundesregierung eine klare Strategie zur Digitalisierung im Gesundheitswesen. Sie werfen der Großen Koalition vor, die Interessen der Patienten nicht ausreichend eingebunden zu haben. In vielen Dingen habe man der Selbstverwaltung in Sachen Digitalisierung zu viele Kompetenzen in die Hand gegeben. Vielmehr hätte die Politik die Digitalisierung aktiver vorantreiben sollen. Als „klaren Rückschritt“ bezeichnen die Grünen unter anderem den Beschluss des Bundestages, Fernverschreibungen und somit Internet-Anbieter wie DrEd zu verbieten. Wörtlich schreiben die Politiker in ihrem Papier: „Anstatt die medizinische Fernbehandlung im Sinne der Interessen von Patientinnen und Patienten zu regulieren, wurden mit dem Verbot der Fernverschreibung und dem Verzicht auf das elektronische Rezept weite Anwendungsfelder, in denen die Digitalisierung im Gesundheitswesen ihr Potenzial hätte ausspielen können, zugunsten von einseitigen Lobbyinteressen versperrt oder infrage gestellt.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Abgeordnete fordern umfassende Strategie und Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz

Grüne setzen auf Digitalisierung

Mehr Rückenwind für die Digitalisierung im Gesundheitswesen

Grüne wollen „Digitalisierungs-Dialog“

Fernbehandlungsverbot beim Ärztetag

Grüne wollen Online-Rezepte ermöglichen

Arzneimittelhersteller zum E-Health-Gesetz

Apotheker-Expertise einbinden

Bundestag hat noch vor der Sommerpause den E-Health-Gesetzentwurf beraten

Hohe Erwartungen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.