Nachwuchsprobleme

ABDA will U40-Apotheker einladen

Berlin - 29.06.2017, 10:05 Uhr

Einladung für die U40: Die ABDA will junge Apotheker nach Berlin einladen, um mit ihnen über die Zukunft des Apothekerberufes zu sprechen. (Foto: WaveBreakMedia / stock.adobe.com)

Einladung für die U40: Die ABDA will junge Apotheker nach Berlin einladen, um mit ihnen über die Zukunft des Apothekerberufes zu sprechen. (Foto: WaveBreakMedia / stock.adobe.com)


Glaubt man der Apobank, hat die Apothekerschaft ein Problem: Die junge Apotheker-Generation hat erstens keine Lust mehr auf die Offizin und zweitens glaubt sie ohnehin nicht mehr an die inhabergeführte Apotheke vor Ort. Die ABDA-Spitze hat sich nun dazu entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, und will möglichst viele junge Apotheker zu einer Veranstaltung nach Berlin einladen.

Die Heilberufler-Studie der Apobank war der Schocker der vergangenen Woche: „Zukunftsbild Heilberufler 2030 – Entwicklung der Versorgungsstruktur aus Sicht junger Professionals“ – so hieß die Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der Apobank unter 403 Heilberuflern durchgeführt hatte. Neben Zahnärzten und Ärzten hatten sich genau 100 Apotheker an der Befragung beteiligt. Und: Es ging ausschließlich um die Meinung des Nachwuchses. Gefragt wurden nur Apotheker, die zwischen 25 und 43 Jahren alt sind.

Die Ergebnisse sind teilweise erschreckend: 71 der 100 befragten Pharmazeuten gehen davon aus, dass im Jahr 2030 private Investoren im Markt tätig sind und dass es überall Kettenkonzepte gibt. Und: 53 Prozent sagten sogar, dass die inhabergeführte Apotheke ein „Auslaufmodell“ sei. Auch die Selbstständigkeit ist für junge Apotheker offensichtlich nicht zu empfehlen: Nur 3 Prozent der männlichen und 9 Prozent der weiblichen Apotheker würden das Modell „Selbstständiger Apotheker in Einzelapotheke“ weiterempfehlen.

ABDA will sich mehr um junge Apotheker kümmern

Ganz egal, wie repräsentativ diese Umfrageergebnisse sind – die ABDA ist alarmiert. Bei der gestrigen Mitgliederversammlung in Berlin diskutierten die 34 Mitgliedsorganisationen der ABDA über die Ergebnisse. Die ABDA-Spitze unterbreitete dann den Vorschlag, eine Sonderveranstaltung für den Apotheker-Nachwuchs in Berlin auf die Beine zu stellen. ABDA-Präsident Friedemann Schmid erklärte bei einer anschließenden Pressekonferenz, dass die Mitgliedsorganisationen angehalten worden seien, ihre jüngsten Mitglieder auf die Veranstaltung aufmerksam zu machen.

Zum Sinn und Zweck des Meetings erklärte Schmidt: „Wir müssen uns um unseren berufspolitischen Nachwuchs kümmern. Außerdem müssen wir grundsätzlich klären, wie gut wir für die Zukunft aufgestellt sind. Wir haben daher unsere Kollegen in den Kammerregionen gebeten, gezielt die U40-Apotheker anzusprechen und sie zu einem Treffen nach Berlin einzuladen. Wir wollen verstehen, was unseren Nachwuchs bewegt. Außerdem möchten wir ihnen gerne unsere politische Arbeit hier in Berlin vorstellen. Kurzum: Wir möchten etwas lernen von den jungen Apothekern. Es ist an der Zeit, da mal wieder reinzuschauen.“

Schmidt erklärte, dass solche Veranstaltungen in der Vergangenheit schon einmal stattgefunden hätten, seit längerer Zeit nun aber nicht mehr. Wann diese Veranstaltung stattfinden soll und was genau die ABDA dabei plant, verriet der ABDA-Präsident allerdings nicht.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Wieder mal oder mal wieder?

von Christian Timme am 30.06.2017 um 11:25 Uhr

Hoffentlich kein weiteres "Sommerloch" sondern mal mehr als man aus "Berlin" erwartet ...

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Zukunft junger Apotheker

von Dr. Axel Schneider am 29.06.2017 um 20:31 Uhr

Ich bin einer der U 40 und fand die Arbeit in der öffentlichen Apotheke eigentlich total. In der beruflichen Anfangszeit kommt man natürlich auch irgendwann mal zu dem Punkt eine eigene Apotheke zu übernehmen oder sogar neu zu öffnen. Nach Prüfung der Zahlen und der politischen Situation wird sehr schnell sehr klar, dass das ein finanzielles Wagnis mit definitiv ungewissen Ausgang sein wird. Wahrscheinlicher sogar mit negativem Ausgang. Schenkt man den Informationen glauben, so arbeiten 60 % alle Apotheken ohnehin nicht lukrativ, und das politische Umfeld tut überhaupt nichts dafür den Verkauf von Arzneimitteln andeutungsweise lukrativ zu gestalten. Ganz im Gegenteil die Preise werden noch tiefer Fallen. In den letzten Jahren habe ich keine Preissteigerung wahrnehmen können. Es bleibt zu erwarten, dass das Niveau von Lebensmitteln die finanzielle Basis sein wird. Und die Lebensmittelbranche hat es uns vorgemacht. Nur größere Ketten arbeiten lukrativ. Sich in dieses Spannungsfeld zu setzen ist finanzieller Selbstmord. Zu dem kommt man in diesem Alter auch auf die Idee eine Familie zu gründen. Hierfür ist finanzielle Sicherheit wichtig. Was liegt Näher als eine verlässliche Einnahmequelle zu suchen. Dies ist nun mal nicht die öffentlichen Apotheke, für die Kredite aufgenommen werden müssen und man darum bangen muss, ob die Krankenkassen für die Arzneimittel ihrer Kunden bezahlen.

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Die Zukunft der jungen Kollegen?

von Heiko Barz am 29.06.2017 um 11:34 Uhr

Die hier ABDA seits angedachten Verständnisveranstaltungen sind doch nicht den Blick auf einen Kalender wert, was hat sich denn schon Umfangreiches in Bezug auf das Traktat 2030 bewegt. Die dort verfassten illusionistischen Vorstellungen sind kaum das Papier wert, auf dem diese abgedruckt wurden.
Unsere berufspolitische Landschaft verändert sich "digital bedingt" dermaßen schnell, dass kurzfristige Prognosen sinnlos sind.
In Polen hat man vielleicht noch rechtzeitig Konsequenzen aus dem jahrelangen Apothekenkettenchaos gezogen.
Was haben die Kettenbetreiber dort falsch gemacht, das in Deutschland von zukünftigen Kettenfürsten natürlich umfangreich besser gemacht würde ?
Wir müssen bundesweit eben erst selbst auf die Schnauze fliegen, um zu begreifen, dass wir nicht der Nabel der Welt und das Maß aller Dinge sind.
Nur dann ist unsere jahrhundertelange Apothekenkultur zerstört. Und es gibt Viele, die das mit Freuden unterstützen.

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