Großbritannien

Sollen Globuli Englands Apotheken retten?

Stuttgart - 23.06.2017, 11:50 Uhr

Die Äußerung, dass Komplementärmedizin kleinere Apotheken retten könne, rief Proteste im Vereinigten Königreich hervor. (Foto: Claus Mikosch / stock.adobe.com)

Die Äußerung, dass Komplementärmedizin kleinere Apotheken retten könne, rief Proteste im Vereinigten Königreich hervor. (Foto: Claus Mikosch / stock.adobe.com)


Aufgrund der derzeitigen Kürzungen am Apothekenhonorar hatte ein britischer Apotheker unter seinen Kollegen die Idee verbreitet, dass Gewinne durch Homöopathika oder Nahrungsergänzungsmittel die Apotheken retten könnten. Hiergegen wendeten sich nicht nur viele Kritiker auf Twitter – auch die britische Apotheken-Aufsicht nahm deutlich Stellung. 

Wie sollten britische Apotheken mit dem zunehmenden Finanzierungsdruck umgehen, den anstehende Honorarkürzungen verursachen? Bis zu jede vierte Apotheke könnte vor dem Aus stehen, befürchteten Experten im vergangenen Jahr sogar. Die „National Pharmacy Association“ hat versucht, die Pläne gerichtlich anzufechten. „Es ist beschämend, dass man uns in eine Lage gebracht, in der wir keine andere Option mehr sehen“, erklärte ihr Vorsitzender Ian Strachan im November. Erst kürzlich scheiterten die Apotheker jedoch vor dem höchsten britischen Gericht in London.

Doch ein Apotheker kam auf einen Idee – und verbreitete sie laut einem Artikel im Fachmagazin „Chemist and Druggist“ in Briefen landesweit. „Wir müssen neue Wege ausprobieren, um unsere Profitabilität sicherzustellen“, erklärte der Londoner Pharmazeut David Needleman. „Eine Möglichkeit ist es, in profitable Nischenmärkte zu gehen“, betonte er.

Needleman erklärte, dass die Komplementärmedizin inklusive Homöopathie, Nahrungsergänzungsmitteln oder Aromatherapie kleinen Apotheken helfen könnte: Sie könnte sie „überlebens- und wettbewerbsfähig“ machen, so dass sie die Honorarkürzungen „überstehen“ könnten. „Innerhalb eines Jahres haben die verschiedenen in den Apotheken-Bestand aufgenommenen homöopathischen Präparate, verschiedene andere Nahrungsergänzungsmittel und Phytopharmaka fast 40 Prozent des Apothekenumsatzes ausgemacht“, zitiert das Magazin ihn. Dabei hätten sie einen „erheblich höheren Gewinn“ erzielt.

Die Äußerungen riefen landesweit erhebliche Proteste hervor. Apotheker müssten die Sicherheit ihrer Patienten berücksichtigen, bevor sie homöopathische oder andere „alternativmedizinische“ Arzneimittel abgeben, erklärte die britische Apotheken-Aufsicht General Pharmaceutical Council (GPhC) anlässlich der aktuellen Diskussion gegenüber dem Fachmagazin. 

Der GPhC verwies dabei insbesondere auf den ersten Abschnitt einer neuen Richtlinie, die im Mai verabschiedet wurde. Nach diesem müssen Apothekenmitarbeiter ihren Patienten „alle relevanten Informationen in einer Weise vermitteln, die es ihnen erlaubt, informierte Entscheidungen zu treffen“.  Außerdem dürften Apotheker ihre eigenen Werte und Überzeugungen „nicht anderen Menschen überstülpen“, betonte die Apothekenaufsicht. Dies bezöge sich auch auf die Frage, welche Produkte verkauft werden, erklärte ein Sprecher gegenüber „Chemist and Druggist“.


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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