AOK-Verträge

Teva/Ratiopharm sind AOK-Rabattvertragsmeister

09.06.2017, 11:00 Uhr

Nummer eins bei den AOK-Rabattverträgen ist Teva / Ratiopharm. (Foto: picture alliance/augenklick)

Nummer eins bei den AOK-Rabattverträgen ist Teva / Ratiopharm. (Foto: picture alliance/augenklick)


Die aktuell gültigen Rabattverträge der AOK – das sind die Tranchen XV bis XVIII – umfassen 2896 Einzelzuschläge. Insgesamt dürfen derzeit 90 Hersteller beziehungsweise Bietergemeinschaften­ AOK-Versicherte mit Rabattarzneimitteln versorgen. Die meisten Lose konnte dabei die Bietergemeinschaft Teva/Ratiopharm für sich gewinnen. 

Auf bundesweit 454 Einzelzuschläge kommt die Bietergemeinschaft Teva/Ratiopharm bei den aktuellen Rabattverträgen. Der Ulmer Pharmakonzern konnte dabei Lose für wichtige Wirkstoffe für sich gewinnen. Viele davon exklusiv. So sind sie beispielweise bundesweit der einzige Rabattpartner für Bisoprolol, Ceftriaxon und Furosemid. Ratiopharm tritt aber nicht nur mit den zur Teva-Familie gehörenden Unternehmen – Teva und Abz – an, sondern hat auch noch gemeinsam mit der spanischen Almirall/Hermal geboten. Hier gab es noch einmal sieben Zuschläge – und zwar für Diclofenac in sieben von acht Gebietslosen. Zur Erklärung: Die AOK hat das Bundesgebiet in acht Gebietslose aufgeteilt, die jeweils für jeden Wirkstoff beziehungsweise jede Wirkstoffkombination einzeln vergeben werden. 

Aliud ist auf Platz zwei

Auf Platz zwei der erfolgreichsten Bieter findet sich Stada-Tochter Aliud. Das Unternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Laichingen bekam 413-mal den Zuschlag. Darunter befindet sich beispielsweise MCP, das allerdings nach Marktrücknahme und Wiedereinführung in geringerer Konzentration den Blockbuster-Status ein wenig eingebüßt hat. Aliud ist hier bundesweit der einzige Partner, ebenso wie bei Torasemid. Zudem mischt der Hersteller mit dem charakteristisch rot-weißen Packungsdesign noch bei der einen oder anderen Bietergemeinschaft mit. Zum Bespiel mit Meda und Zentiva. Hier war man bei dem Beta-Sympathomimetikum Formoterol in allen acht Gebietslosen erfolgreich. Rabattiert sind demnach Medas Formatris, Zentivas Formolich und Formoterol von AL. Weitere Bietergemeinschaften bestehen mit Actavis, Aristo und Microlabs.

Den dritten Platz belegt dann – bereits mit deutlichem Abstand – Heumann. Der Generikahersteller aus Nürnberg bot 231-mal erfolgreich. Den Thromboyztenaggregationshemmer Clopidogrel beispielsweise erhalten alle AOK-Versicherten in Deutschland exklusiv aus dem Hause Heumann, ebenso wie das Antimykotikum Itraconazol. Getrost dazurechnen kann man wohl die 37 Zuschläge der unter derselben Adresse gemeldeten Heunet Pharma. Die beiden, Heunet und Heumann, treten zudem noch als Bietergemeinschaft auf, wo es noch einmal sechs Einzelzuschläge gab. 

Auch Big Pharma ist dabei

Doch es machen mitnichten nur Generikahersteller bei der Rabattschlacht mit. Auch Big Pharma findet sich unter den AOK-Partnern. Zum Beispiel Boehringer Ingelheim. Das Unternehmen ist deutschlandweit exklusiver Vertragspartner beim mittlerweile patentfreien HIV-Arzneimittel Nevirapin (Viramune®). Das sind aber auch die einzigen acht Zuschläge, die das deutsche Familienunternehmen als Einzelbieter hat. Weitere acht konnten die Ingelheimer in Bietergemeinschaft mit Glenmark erlangen. Das bedeutet die Versorgung mit dem Parkinsonmittel Pramipexol für Versicherte aller AOKs. Rabattartikel sind Glemarks Glepark® und Boehringers Altoriginal Sifrol® Auch der US-Konzern Pfizer ist mit von der Partie, und das mit 48 Einzelzuschlägen sogar ganz beachtlich.

Fragen an den Mastermind der AOK-Rabattverträge

Interview Dr. Christopher Hermann (AOK)

„Von Rabattverträgen war keiner so richtig begeistert“

Alle machen mit

Trotz allem immer wieder geäußerten Unmut über die Rabattverträge zeigt der Blick auf die Liste: Verzichten will zumindest bei den Generikaherstellern keiner auf die Umsätze mit der AOK. Angesichts der Tatsache, dass die AOK-Verträge nun rund zwei Drittel des Generikamarktes abdecken mit einem jährlichen AOK-Umsatzvolumen von insgesamt rund fünf Milliarden Euro, ist das nicht verwunderlich. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Lieferengpässe

von Dr.Diefenbach am 15.06.2017 um 14:47 Uhr

Nur mal so am Rande:Ratio ist nicht mal in der Lage,Diclofenac 50 auszuliefern.Die 20er Packung ist nach meinen Recherchen noch wochenlang "out of stock"-wahrlich ein toller Vertragspartner.Aber wir ertragen alles vornehm weiter .Wann dringt endlich der DAV auf eine Änderung der Sachlage???

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