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Uruguay erlaubt Marihuana-Verkauf über Apotheken

Montevideo - 18.05.2017, 10:15 Uhr

Der kontrollierte Verkauf von Cannabis in der Apotheke ist Teil eines Projekts, um die Macht der Drogenbosse einzudämmen. (Foto: demotix)

Der kontrollierte Verkauf von Cannabis in der Apotheke ist Teil eines Projekts, um die Macht der Drogenbosse einzudämmen. (Foto: demotix)


In Uruguay kann man demnächst Marihuana in Apotheken kaufen. Das Gramm kostet dort weniger als beim illegalen Kauf. Berechtigt sind allerdings nur Bürger des Landes, die sich vorher registrieren lassen, aber keine Touristen. Damit startet die letzte Etappe eines komplexen Legalisierungsprozesses, der neben dem Apothekenbezug auch den Eigenanbau in bestimmten Grenzen erlaubt und die Macht der Drogen-Banden zurückdrängen soll.  

Als weltweit erstes Land legalisiert Uruguay unter Auflagen den Kauf und die Produktion von Marihuana für seine Bürger – knapp 12.000 Menschen haben sich bisher dafür registrieren lassen. Dabei gibt es drei Möglichkeiten: Den Kauf von maximal zehn Gramm pro Woche in Apotheken, den Anbau von bis zu sechs Pflanzen zu Hause oder die Mitgliedschaft in einem Club, der gemeinschaftlich Hanfpflanzen anbaut und jedem Mitglied bis zu 480 Gramm Eigenkonsum im Jahr gestattet.

Mit dem Verkauf in Apotheken von Juli an startet die letzte Etappe dieses 2013 beschlossenen und komplexen Legalisierungsprozesses. Das Gramm Marihuana kostet dort 1,30 Dollar – weniger als beim illegalen Kauf bei einem Dealer. Hierfür haben sich nach Angaben des nationalen Cannabis-Kontroll-Institutes bisher fast 3000 Bürger registriert, für den Haus-Anbau 6650 Bürger. Zudem wurden bisher 51 Clubs mit je bis zu 45 Mitgliedern gegründet. Mit dem staatlich organisierten Projekt soll die Macht der Drogen-Banden zurückgedrängt werden.

Kein Verkauf an Touristen

Anders als in den Niederlanden, wo es beim Verkauf in privaten Coffee-Shops keine Reglementierung gibt, können in Uruguay aber keine Touristen Marihuana in Apotheken kaufen. Zwei Firmen bauen das Marihuana im Auftrag des Staates in der Nähe eines Gefängnisses bei Montevideo an, jeweils bis zu zwei Tonnen im Jahr. Die Marihuana-Unternehmen rechnen sich auch Exportchancen aus, zum Beispiel nach Deutschland, wo derzeit der Bedarf an Cannabis zur medizinischen Anwendung noch komplett über Importe gedeckt wird.

Das Gesetz war während der Präsidentschaft des früheren Guerillakämpfers José Mujica 2013 beschlossen worden, aber es kam zu harten Debatten um die Umsetzung. Mit den nun geplanten Auflagen soll Kiffer-Tourismus verhindert werden – aber ob der Weiterverkauf von Marihuana aus Apotheken unterbunden werden kann, ist umstritten.

Studie in der Schweiz

Auch in der Schweiz gibt es Bestrebungen, Cannabis reguliert in der Apotheke abzugeben. Allerdings im Rahmen einer Studie. Forscher des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) und des klinischen Studienzentrums (CTU) der Universität Bern sollen drei Jahre lang über die Apotheken Cannabis an notorische Kiffer verkaufen dürfen und dabei untersuchen, wie sich ein regulierter Verkauf auswirken würde. Zwar habe die bernische Ethikkommission das „kontrollierte Experiment“ erst nach langem Hin und Her bewilligt, aber nun stelle der Schweizerische Nationalfonds (SNF) hierfür sogar 720.000 Franken zur Verfügung, heißt es. 


dpa-afx / jb
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