Mutation im Natriumkanal

Gen hilft bei Therapieentscheidung mancher Epilepsiepatienten

Stuttgart - 15.05.2017, 09:00 Uhr

Bei seltenen genetischen Epilepsien können Genanalysen bei der Therapieentscheidung helfen. (Foto: dule964 / Fotolia) 

Bei seltenen genetischen Epilepsien können Genanalysen bei der Therapieentscheidung helfen. (Foto: dule964 / Fotolia) 


Bei Patienten mit einer Mutation im Natriumkanal-Gen SCN2A kann eine genetische Analyse bei der Wahl der Therapie helfen: Je nachdem, ob die Mutation eine Überfunktion oder eine Unterfunktion des Natriumkanals bewirkt, ist ein Natriumkanal-Blocker indiziert oder nicht. Manche Experten zweifeln jedoch noch an der praktischen Relevanz der Ergebnisse.

„Meilenstein in der Epilepsie-Therapie: Gen verrät, ob Medikamente wirken“, verkünden die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), die Gesellschaft für Neuropädiatrie (GNP) und die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie (DGfE) in einer gemeinsamen Presseerklärung. „Säuglinge, bei denen eine bestimmte Epilepsie in den ersten drei Lebensmonaten ausbricht, profitieren von anderen Medikamenten als Kinder, die später erkranken“, heißt es mit Verweis auf eine neue Studie im Fachmagazin „Brain“.

Fast jede zweite Epilepsie beginnt im Kindesalter, schreiben die Gesellschaften. Dabei sind Mutationen im Natriumkanal-Gen SCN2A allerdings ein seltener Auslöser. Laut der Presseerklärung lösen sie schwer verlaufende und sehr schwierig zu behandelnde Epilepsien aus, die auch mit Entwicklungsstörungen einhergehen. „Neugeborene und Säuglinge mit schweren und häufigen Anfällen benötigen rasch eine wirksame Therapie, damit sich ihr Gehirn gesund entwickeln kann“, heißt es – doch nicht alle Kinder profitierten gleichermaßen von den verfügbaren Arzneimitteln.

Unterschiede je nach Mutation

Die Forscher analysierten gut 70 Fälle von SCN2A-Epilepsien. Sie stellten fest, dass bei etwa jedem zweiten Kind die Epilepsie in den ersten drei Lebensmonaten beginnt, bei den anderen später – bis zum Alter von acht Jahren. „Kinder mit einem frühen Krankheitsbeginn profitierten deutlich von einer medikamentösen Therapie mit Natriumkanal-Blockern“, erklären die Wissenschaftler. Bei den Kindern mit spätem Beginn hätten dieselben Epilepsie-Medikamente jedoch keine oder sogar negative Effekte.

Der Neuropädiater Markus Wolff und der Neurologe Holger Lerche konnten außerdem zeigen, welcher Mechanismus dem unterschiedlichen Ansprechen auf eine Therapie zugrunde liegt: Bestimmte SCN2A-Mutationen führen entweder zu einer Überfunktion oder einer Unterfunktion des Natriumkanals. Überfunktionen, die laut den Wissenschaftlern nur bei frühem Krankheitsbeginn zu finden sind, werden durch Natriumkanal-Blocker deutlich abgemildert. Unterfunktionen, die mit einem späten Krankheitsbeginn einhergehen, werden hingegen verstärkt.

„Der Therapieeffekt bei einer SCN2A-Mutation ist also durch den Krankheitsbeginn und die Art der Epilepsie sehr gut vorhersehbar“, erklärt Markus Wolff von der Uniklinik Tübingen. Da SCN2A-assoziierte Epilepsien sich häufig bis ins Erwachsenenalter fortsetzen, könnte dies auch für Erwachsene relevant werden. „Sie könnten vielleicht schon allein durch das Absetzen der falschen Medikamente profitieren“, zitiert die Pressemitteilung seinen Kollege Lerche.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

SCN2A-Gen ist de novo

von Sabit am 26.04.2018 um 22:02 Uhr

Hello ich habe meine Sohn mit SCN2A-Gen de novo, aber keine Anhang bekommen Medikamente oder nichts.
Mit freundlichen Grüßen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: SCN2A-Gen ist de novo

von Biti am 22.10.2018 um 23:47 Uhr

Hallo un mein Sohn hat dieses gen aber ich kanicht was machen, wail sagen habe keine Medikamente. Ich suchen jemand, Dan habe gleich Probleme mit ire Kind. Plaiben in Kontakt. Mir freundlichen Grüßen

Quelle

von Dr Schweikert-Wehner am 16.05.2017 um 11:06 Uhr

Sehr geehrter Herr Feldwisch-Dentrup
können sie bitte angeben, wo die Studie mit den 70 Patienten nachzulesen ist.
Haben die Mutationsvarianten einen Namen, wie z.B. rs....
Vielen Dank und viele Grüße

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Quelle an der ich sitze

von Dr. Schweikert-Wehner am 16.05.2017 um 15:03 Uhr

Herr schmeiß Brain vom Himmel. Sorry: man kann das ja durchklicken. Nur den Namen der Mutationen weiß ich aus der Brainzusammenfassung noch nicht.

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