Österreich

Verkaufs-Portal des Apothekerverbandes ist gescheitert

Berlin - 12.05.2017, 07:00 Uhr

Verkaufs-Portal vor dem Ende: Der österreichische Apothekerverband stellt das Click+Collect-System APODirekt wieder ein. (Foto: Bilderbox)

Verkaufs-Portal vor dem Ende: Der österreichische Apothekerverband stellt das Click+Collect-System APODirekt wieder ein. (Foto: Bilderbox)


Das österreichische Apothekenportal APOdirekt hat „ausgedient“. 2013 hatte der Apothekerverband das verbandseigene Arzneimittel-Verkaufsportal auf die Beine gestellt. Wie der Verband mitteilt, soll am 30. Juni 2017 Schluss sein. Es hat sich einfach nicht gerechnet, so die Begründung.

Nur sieben Bestellungen pro Apotheke

Trotz 733 teilnehmenden Apothekenbetrieben habe man im Zeitraum Januar 2015 bis Dezember 2016 über Click & Collect im Schnitt lediglich knapp 500 Bestellungen pro Monat verzeichnet, und zwar in Summe für alle Apotheken, das sind durchschnittlich sieben Bestellungen pro Apotheke pro Jahr, rechnet der Verband vor. Dabei war ursprünglich mit fünf bis 30 Bestellungen pro Apotheke pro Monat gerechnet worden. Hiermit habe man nicht einmal das Minimalziel erreichen können, nämlich die Teilnahmegebühren für die einzelnen Apotheken zu erwirtschaften. Von „klar durchgefallen“ und „völlig falscher Einschätzung“ ist da die Rede und: „Die Realität zeigt: Dafür gibt es keinen Markt.“ Die Idee des Click & Collect-Systems als „Alternative“ zum Versandhandel müsse wohl als gescheitert betrachtet werden, so das traurige Fazit.  

Gesundheitsinformationsportal nicht attraktiv

Auch die Hoffnungen in die Gesundheits-Informationsplattform haben sich nicht erfüllt. Monatlich besuchten laut ÖAZ im Schnitt etwas über 100.000 User APOdirekt.at. Sie sahen sich im Durchschnitt zwei Seiten des Portals an. Davon entfielen jedoch nur 20 Prozent auf das Informationsportal. Mit nur19.000 Österreichern, die sich für Gesundheitsthemen auf APOdirekt interessierten, liege die Internetseite weit abgeschlagen hinter vergleichbaren Portalen, so das Ergebnis einer Vergleichsanalyse.

Rund eine Million minus

Die Gesamtkosten für das Projekt beliefen sich bis Ende 2016 nach Angaben des Apothekerverbandes auf rund 1,8 Millionen Euro. Ein Anteil in Höhe von 650.000 Euro wurde durch die teilnehmenden Apotheken getragen. Weitere Gelder (17.000 Euro) kamen aus der SHOPIX-Datenbank, mit der die Produktdaten von APOdirekt vermarktet wurden. Hohe Erwartungen hatten die Verantwortlichen an die Werbeeinahmen über das Informationsportal geknüpft. In einem hoffungsvollen Szenario war mit Euro 150.000 jährlichen Werbeeinnahmen geplant worden, eine schwere Fehleinschätzung, wie sich nun in der Bilanz zeigt. Tatsächlich stehen für den Zeitraum 2014 bis 2016 nur Werbeeinnahmen in Höhe von insgesamt 27.000 Euro zu Buche. Heraus kommt ein Minus von rund einer Million Euro.

Erfolg beschönigt?

Noch vor einem Jahr sei der Erfolg von „2 Jahren APOdirekt“ in der ÖAZ belobigt worden, heitß es in der aktuellen ÖAZ-Ausgabe. Click & Collect habe sich bewährt, soll dort zu lesen gewesen sein, und die Hälfte aller APOdirekt"-User bewege sich auf den Inhaltsseiten der Plattform. Nach der neuen Analyse ist demgegenüber von einem „veritablen Flop“ die Rede.

Aus heutiger Sicht sei schwer nachvollziehbar, schreibt der 2. Verbandsvize Wurstbauer sogar, warum die damaligen Projektverantwortlichen von APOdirekt das Portal nicht schon Ende 2015 eingestellt hätten. Bereits damals hätten die vorliegenden Daten deutlich auf das Scheitern hingewiesen. So wurde die Reißleine nun zu spät gezogen, aber besser spät als nie. In gut sechs Wochen wird APOdirekt abgeschaltet und vom Netz genommen.  

Neuer Anlauf geplant

Damit legt der Verband die Thematik „Internetpräsenz der Apothekerschaft“ aber nach eigenem Bekunden nicht ein für allemal zu den Akten. Man wolle das Thema Internet und neue Medien nicht negieren und werde sich mit der neuen Kommunikationsagentur des Verbandes weiter intensiv damit beschäftigen, so die Ankündigung.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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