Streit zwischen Investor und Stadtverwaltung

Grevenbroich bekommt doch eine neue Center-Apotheke – theoretisch

Grevenbroich / Düsseldorf - 11.05.2017, 07:00 Uhr

Ein Supermarkt und ein Drogeriemarkt findet man in vielen Einkaufscentern. Für viele Betreiber ist eine Apotheke der perfekte Nachbar, auch für die Besitzer eines Einkaufscenters in Grevenbroich. (Foto: kamasigns / Fotolia)

Ein Supermarkt und ein Drogeriemarkt findet man in vielen Einkaufscentern. Für viele Betreiber ist eine Apotheke der perfekte Nachbar, auch für die Besitzer eines Einkaufscenters in Grevenbroich. (Foto: kamasigns / Fotolia)


Im rheinischen Grevenbroich bei Düsseldorf haben sich die Stadt und ein Investor nun nach jahrelangem Streit darauf geeinigt, dass sich jetzt doch eine Apotheke in einem Gewerbegebiet ansiedeln dürfte. Mittlerweile ist in dem Objekt allerdings ein Sonnenstudio eingezogen.

„Eine Apotheke wäre eigentlich ein idealer Mieter zwischen unseren Ankermietern Edeka und dem Drogeriemarkt dm“, sagt Stephan Hermanns, der für die Besitzer des Einkaufszentrums spricht, das im Gewerbegebiet „Am Hammerwerk“ liegt, in der nordrhein-westfälischen rund 64.000-Einwohner-Stadt Grevenbroich, etwa 15 Kilometer südwestlich von Düsseldorf. Allerdings stellte sich dagegen jahrelang die Stadt quer. Nun kam Bewegung in die strittige Angelegenheit.

„Wir hatten damals bereits einen Mietvertrag mit einem zur einer Kooperation gehörenden Apotheker“, sagt Herman. Bei dem Ladenlokal, um das der Streit ging, handelt es sich um ein 200 Quadratmeter großes Objekt in einem Einkaufszentrum etwas außerhalb der Grevenbroicher Innenstadt. Für den Fall, dass es keine Genehmigung gegeben habe, hätte man damals eigens ein Sonderkündigungsrecht vereinbart, was dann auch gegriffen hätte, als die Stadt ihr Veto gegen die Apotheke einlegte. „Die Ansiedlung dort wäre angeblich mit einer zu großen Attraktivität verbunden und abträglich für die Innenstadt.“ So habe die Stadt ihr Apotheken-Verbot begründet, sagt Hermanns. Das war bereits im Jahr 2014. Zuvor befand sich eine Filiale der in die Insolvenz gegangenen Baumarkt-Kette Praktiker in dem Gebäude, das nun als Einkaufszentrum fungiert.

Apotheken sieht die Stadt als „zentrenrelevantes Sortiment“

Grund für das Verbot: Die Stadt Grevenbroich hatte ein Einzelhandelsstandortkonzept erstellt, in dem Apotheken als „zentrenrelevantes Sortiment“ zählen. Konkurrenzsituationen zu den Geschäften in der Innenstadt und der Fußgängerzone sollten damit planerisch vermieden werden. Und so stand das Ladenlokal rund zweieinhalb Jahre leer, bevor es die Eigentümer schließlich an ein Sonnenstudio vermieteten. Jetzt, nach jahrelangem Streit und nachdem die Besitzer der Immobilie sich an das Verwaltungsgericht Düsseldorf gewandt hatten, könnte sich theoretisch doch eine Apotheke in dem Gewerbegebiet ansiedeln. Nach einem Ortstermin habe eine Richterin befunden, dass das Apotheken-Verbot rechtswidrig sei, sagt Hermanns. Daraufhin habe die Stadt einen Vergleich angeboten. „Die Stadt ist da von sich aus auf uns zugekommen“, sagt Hermanns. Um welche Summe es in dem Vergleich eventuell geht, will er nicht sagen. Von rund 12000 Euro Schadensersatz für entgangene Mieten und Gutachterkosten war allerdings in dem Fall in der Vergangenheit schon einmal die Rede.

Mietvertrag mit Sonnenstudio wird nicht gekündigt

Der jetzt geschlossene Vergleich zwischen Eigentümern und Stadt, der die Ansiedlung einer Apotheke erlauben würde, kommt allerdings erst zum Tragen, wenn ein neuer Bebauungsplan den Stadtrat passiert habe, in dem die entsprechende Nutzung festgeschrieben wird. Durch den Planungsausschuss sei das bereits durch, sagt Hermanns. Insbesondere hatte das Gericht auch festgestellt, dass die Stadt in dem Gebiet einen Versorgungsauftrag habe. Denn benachbart gibt es ein Wohngebiet, und vor einigen Jahren schloss eine Apotheke in einem benachbarten Stadtteil.

Allerdings greift der Vergleich vorerst nur theoretisch. Denn es wird in absehbarer Zeit wohl keine Apotheke im Einkaufszentrum geben. Man habe nicht vor, den Mietvertrag mit dem Sonnenstudio zu kündigen, auch wenn eine Apotheke von der Qualität als Mieter her höher zu bewerten sei, sagt Hermanns. Das sei jetzt aus seiner Perspektive schade. Auch ein anderes infrage kommendes Ladenlokal ist langfristig vermietet. Allerdings schließt Hermanns nicht aus, dass es in den kommenden Jahren eine entsprechende Ansiedlung geben könnte. „Wir hätten gerne eine Apotheke an der Stelle gehabt“, sagt er. Und falls etwas frei würde, werde man wohl gezielt nach Apothekern als Mietern Ausschau halten.


Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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