Europäische Impfwoche 2017

Hausärzteverband warnt vor Lieferengpässen bei Impfstoffen

Berlin - 24.04.2017, 17:00 Uhr

Diese Woche gilt es, verstärkt auf Impflücken hinzuweisen. Auch Apotheker sind gefordert. (Foto: Alexander Raths / Fotolia)

Diese Woche gilt es, verstärkt auf Impflücken hinzuweisen. Auch Apotheker sind gefordert. (Foto: Alexander Raths / Fotolia)


Anlässlich der Europäischen Impfwoche 2017 warnt der Deutsche Hausärzteverband vor den Folgen von Lieferengpässen bei Impfstoffen. Der Bundesvorsitzende des Verbands, Ulrich Weigeldt, beklagt, dass Patienten teilweise monatelang auf Impfungen warten müssten.

„Seit vielen Jahren haben wir immer wieder damit zu kämpfen, dass bestimmte Impfstoffe nicht lieferbar sind und unsere Patienten teilweise monatelang auf dringend notwendige Impfungen warten müssen. Das ist ein unerträglicher Zustand!“ Diese Botschaft verbreitet Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands anlässlich der am heutigen Montag beginnenden Europäischen Impfwoche 2017.

Tatsächlich ist Liste der Lieferengpässe von Human-Impfstoffen, die das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) auf seiner Webseite pflegt, derzeit nicht gerade knapp. So räumt auch das PEI ein, dass die Grundimmunisierung von Säuglingen derzeit erschwert sei. Allerdings stünden Impfoptionen zur Verfügung. Die Standard-Fünffachimpfstoffe Infanrix-IPV+Hib® und Pentavac® sind derzeit nicht lieferbar. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt auf einen der sechsvalenten Impfstoffe (DTaP-IPV-Hib-HepB), Infanrix Hexa® oder Hexyon®, auszuweichen. Infanrix-IPV+Hib® soll es voraussichtlich Mitte Mai wieder in der Zehnerpackung geben. Ansonsten heißt es von GlaxoSmithKline und Sanofi-Aventis, es sei noch „offen“, wann die Impfstoffe wieder lieferbar sind.

Überdies sind zahlreiche weitere Standardimpfstoffe nicht lieferbar. Und auch bei Reise- und Indikationsimpfstoffen gibt es Engpässe: So fehlt die 1er-Fertigspriitze des Hepatitis-A- und Typhus-Polysaccharid-Impfstoffs Hepatyrix® und der Tollwut-Impfstoff von Sanofi-Aventis – in beiden Fällen gibt es allerdings einen Alternativimpfstoff.

Problem muss hoch auf die Agenda

Weigeldt bestätigt: „Wir bekommen aus den Praxen gerade in diesem Jahr vermehrt die Rückmeldung, dass es bei der Lieferung bestimmter Impfstoffe zu Problemen und starken Verzögerungen kommt“. Er betont, dass das Thema beileibe nicht neu sei. „Es ist dringend an der Zeit, das Problem endlich oben auf die Agenda zu setzen“, fordert er.

Um die Impfquoten in Deutschland nachhaltig zu erhöhen, plädiert der Deutsche Hausärzteverband für eine stärkere Koordination von Impfungen und eine klare Bündelung der Verantwortung – und zwar beim Hausarzt. „In vielen Fällen verpassen Patienten Impfungen bzw. Auffrischungen, schlichtweg weil kein Arzt den Überblick über die gesamte Behandlung hat“, so Weigeldt. Es sei gerade nicht so, dass Impflücken geschlossen werden könnten, indem die Verantwortung für das Impfen auf möglichst viele Schultern verteilt wird, meint er. Impfende Apotheker, wie sie nun immer häufiger in der Schweiz anzutreffen sind, dürften dem Hausärzte-Chef gar nicht gefallen. Doch diese Forderung wird in Deutschland ohnehin nicht gestellt.   

ABDA: Apotheker als lokale Partner für die Information

Die ABDA verweist anlässlich der Europäischen Impfwoche insbesondere auf Rückgänge bei den Impfdosen – aber selbstverständlich auch darauf, dass die Durchimpfungsraten weiter erhöht werden müssen. ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold: „Der Masernausbruch vor zwei Jahren hatte offenbar nur eine kurzfristige positive Wirkung auf die Impfbereitschaft. Ziel muss es jedoch sein, eine dauerhaft hohe Impfquote in allen Altersgruppen zu erreichen.“ Die Apotheken, so Arnold weiter, stünden jederzeit als lokale Partner für Informationsangebote zum Impfen bereit.

Das dürfte in Weigeldts Sinne sein:  „Es ist die gemeinsame Aufgabe aller Akteure, immer wieder darauf hinzuweisen, dass ein mangelnder Impfschutz nicht nur ein Risiko für die eigene Gesundheit ist, sondern auch für die der Mitmenschen. Impfverweigerer handeln daher fahrlässig und verantwortungslos.“


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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