Rauchen

Deutschland hinkt bei der Tabakprävention hinterher

Berlin - 06.04.2017, 08:45 Uhr

In Deutschland nimmt die Zahl der Raucher schwächer ab als im Rest der Welt. (Foto: mbruxelle / Fotolia)

In Deutschland nimmt die Zahl der Raucher schwächer ab als im Rest der Welt. (Foto: mbruxelle / Fotolia)


Weltweit geht die Zahl der Raucher zurück. Das ist auch in Deutschland der Fall, allerdings ist hierzulande der Rückgang deutlich unter dem globalen Durchschnitt. Experten wundert das nicht, denn Deutschland tut vergleichsweise wenig für die Prävention.

Der Anteil der Raucher an der weltweiten Gesamtbevölkerung schrumpft stark. Er ist zwischen 1990 und 2015 um fast ein Drittel auf 15,3 Prozent zurückgegangen, schreibt eine internationale Expertengruppe im Fachmagazin „The Lancet". Sie hatte mehrere große Datenbanken dazu ausgewertet. Den Rückgang begründen die Forscher damit, dass viele Länder mittlerweile den Kampf gegen das Rauchen aufgenommen haben.

Es gibt demnach auch Staaten, in denen es keinen deutlichen Rückgang gab, beispielsweise Indonesien, Bangladesch und die Philippinen. In Russland nahm der Anteil der rauchenden Frauen stark zu.

Gleichzeitig gibt es - bedingt durch das stetige Bevölkerungswachstum - mehr Raucher auf der Welt. Griffen im Jahr 1990 noch 870 Millionen Menschen täglich zur Zigarette, waren es im Jahr 2015 schon 933 Millionen. Das ist ein Plus von etwa sieben Prozent. Dabei sind global gesehen die deutliche Mehrheit der Raucher Männer. Jeder vierte (25,0 Prozent) raucht regelmäßig, aber nur 5,4 Prozent der Frauen.

Deutschland unter den Top-Ten mit den meisten Rauchern

In Deutschland ist der Unterschied kleiner: Die Männer liegen im globalen Schnitt, bei den Frauen raucht jede Fünfte. Hierzulande ging die Zahl der Raucher bei den Männern in den vergangenen 25 Jahren um im Schnitt 0,9 Prozent pro Jahr zurück, bei den Frauen lediglich um 0,3 Prozent. In absoluten Zahlen liegt Deutschland mit 16,3 Millionen unter den Top-Ten der Staaten mit den meisten Rauchern.

„Die Studie macht auch deutlich, dass seit dem Jahr 1990 in Deutschland die Verbreitung des Rauchens zwar leicht zurückgegangen ist, allerdings nur bei Männern und deutlich weniger als im Durchschnitt aller Länder weltweit", sagt Ute Mons, die die Stabstelle Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums leitet. Dies sei nicht verwunderlich, denn in Deutschland werde vergleichsweise wenig für die Tabakprävention getan. „So ist Deutschland zum Beispiel das einzige Land in Europa, das noch uneingeschränkt Tabakaußenwerbung erlaubt." Ein entsprechender Gesetzentwurf liegt eigentlich schon seit dem vergangenen Frühjahr vor. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler und Bundesernährungsminister Christian Schmidt (beide CSU) hatten eigentlich den Vorsatz, ihn noch in der aktuellen Legislaturperiode zu verabschieden. Doch die Sache wird immer wieder auf die lange Bank geschoben, weil es innerhalb der Unionsfraktion sowie in Teilen der SPD Widerstand gibt. Und jetzt läuft ihnen die Zeit davon.

Jeder zehnte Todesfall geht auf Rauchen zurück

Die Ergebnisse der globalen Studie zeigen der internationalen Expertengruppe zufolge, dass Rauchen weiter eines der Hauptrisiken für Tod und Behinderung ist. Jeder 10. Todesfall weltweit sei auf das Rauchen zurückzuführen. Es sei äußerst wichtig, mehr Raucher beim Aufhören zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass weniger Menschen damit anfangen.

Die Forscher warnen davor, dass die Tabakindustrie in afrikanische Länder südlich der Sahara expandieren könnte. Dort glichen die staatlichen Regularien gegen das Rauchen einem Flickenteppich. Außerdem gebe es weniger finanzielle Mittel, um dem Tabak-Marketing entgegenzutreten. John Britton von der englischen Universität Nottingham schreibt dazu in einem Kommentar: „Heute wird die Tabak-Epidemie aus reichen Ländern in Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen exportiert."


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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