Seit 2011 Anzahl fast halbiert

Immer weniger Arzneimittel ohne Zuzahlung

Stuttgart - 03.04.2017, 11:15 Uhr

Die Zahl der Präparate, für die Patienten in der Apotheke zuzahlen müssen, steigt. (Foto: kelifamily / Fotolia9)

Die Zahl der Präparate, für die Patienten in der Apotheke zuzahlen müssen, steigt. (Foto: kelifamily / Fotolia9)


Patienten müssen für verschreibungspflichtige Arzneimittel immer häufiger zuzahlen. Die Zahl der zuzahlungsbefreiten Arzneimittel hat sich von 2011 bis heute fast halbiert. Das berichtet die Bild-Zeitung und bezieht sich dabei auf Zahlen des Branchenverbandes Pro Generika und der ABDA. 

2,143 Milliarden Euro mussten Patienten im Jahr 2016 an Zuzahlungen für verordnete Arzneimittel leisten. Das ist im Vergleich zu 2015 ein Anstieg um 2,8 Prozent. Im Jahr 2011 waren es nur 1,791 Milliarden Euro, die Patienten aus eigener Tasche berappen mussten. Das geht aus Zahlen der ABDA hervor. Grundsätzlich werden es immer weniger Präparate, die von den Zuzahlungen befreit sind. Das berichtet die Bild-Zeitung am heutigen Montag. Sie beruft sich dabei ebenfalls auf die ABDA sowie auf Pro Generika.

Demnach hat sich die Zahl der zuzahlungsbefreiten Arzneimittel von 2011 bis heute fast halbiert. Waren es damals noch 7116 Arzneimittel, gab es im vergangenen Jahr nur noch 3.646 Präparate ohne Zuzahlung. Mit Ausnahme der Jahre 2012 und 2013, in denen die Zahl der zuzahlungsbefreiten Präparate von 5.055 auf 5.412 zunahm, wurden sie über die Jahre sukzessive weniger. 

Pro Generika: Schuld sind die sinkenden Festbeträge

Hintergrund ist nach Aussage von Pro Generika die stetige Absenkung der Festbeträge. Denn damit ein Arzneimittel von der Zuzahlung befreit ist, muss der Abgabepreis 30 Prozent unter dem Festbetrag liegen. Allerdings habe der GKV-Spitzenverband in den letzten Jahren die Festbeträge derart stark abgesenkt, dass die Hersteller ihren Preis nicht weiter senken können, erklärt Pro Generika. 

Das Thema Zuzahlungen hat aufgrund der Boni-Debatte derzeit auch politische Brisanz. So fordern beispielsweise die Grünen eine Abschaffung der Eigenanteile zwischen fünf und zehn Euro, um die Patienten zu entlasten. SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach hatte sogar zwischenzeitlich den Vorschlag ins Spiel gebracht, dass die SPD dem Rx-Versandverbot zustimmen würde, wenn die Zuzahlungen in Apotheken für Chroniker komplett abgeschafft würden. Davon ist aber mittlerweile keine Rede mehr. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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