Pädiatrie-Symposium

Welches Waschmittel bei Neurodemitis?

Bonn - 01.04.2017, 16:50 Uhr

Kinderarzt Dr. Lars Lange klärte die Apotheker auf dem Pädiatriesymposium über Neurodermitis-Mythen auf. (Foto: lp / DAZ.online)

Kinderarzt Dr. Lars Lange klärte die Apotheker auf dem Pädiatriesymposium über Neurodermitis-Mythen auf. (Foto: lp / DAZ.online)


Sollte man für Kinder mit Neurodermitis ein spezielles Waschmittel verwenden? Ist Weichspüler tabu? Und sollten Neurodermitiker die Finger von Zucker lassen? Kinderarzt Dr. Lars Lange räumte auf dem Pädiatriesymposium mit Mythen rund um die Neurodermitis auf. 

Die Antwort auf die Frage, welches Waschmittel Eltern verwenden sollten, deren Kinder unter Neurodermitis leiden, ist schnell beantwortet. Es ist nämlich völlig egal. Zwar sei Waschmittel durchaus schlecht für die Haut, erklärte Kinderarzt Dr. Lars Lange, aber nur wenn man es direkt auf diese auftrage. Bei normaler Anwendung verursache das Waschmittel das Ekzem nicht, folglich bringe auch ein Wechsel nichts. Wichtig sei es, beim Waschen das Waschmittel gut auszuspülen. „Drücken Sie Extraspülen!“ rät der Pädiater. Ein Nutzen von „sensitiven“ Waschmitteln sei hingegen nicht belegt. Waschmittel ist schuld am Ekzem – das war einer der Mythen zum Thema Neurodermitis, mit denen der Kinderarzt in seinem  Vortrag auf dem Pädiatrie-Symposium auf der INTERPHARM aufräumte.

Ein weiterer Irrglaube: Man sollte auf Weichspüler verzichten. Völliger Quatsch. Ganz im Gegenteil, wie Lange erklärte. Weichspüler nütze sogar mehr, als dass er schade. Und auch die Erklärung lieferte der Kinderarzt: Durch Weichspüler wird die Irritation reduziert. Auch wird immer wieder der Verdacht geäußert, Zucker verschlechtere die Neurodermitis. Stimme aber nicht, erklärte Lange. „Zucker ist in großen Mengen schädlich für jedes Kinde, Neurodermitis wird durch Zuckerkonsum nicht verstärkt.“

Kontaktallergien bei Säuglingen sehr unwahrscheinlich

Auch besteht laut Lange häufig bei Eltern der Verdacht, dass ihre Kinder allergisch auf die Pflege seien. Das sei zwar theoretisch denkbar, aber selten. Inbesondere bei sehr kleinen Kindern sei eine Kontaktallergie auf Salben und deren Inhaltsstoffe äußerst unwahrscheinlich. Warum das so ist? Für „eine Kontaktallergie bedarf es längerer Exposition“, erklärte der Kinderarzt. Daher könne sie wenn überhaupt nach langer Anwendung eines Produkts bei schwer betroffenen Kindern auftreten, aber nicht bei Säuglingen. Nichtsdestotrotz empfiehlt er, auf potenzielle Kontaktallergene wie Lanolin oder Duftstoffe zu verzichten, um einer späteren Sensibilisierung vorzubeugen.

Neurodermitis oder atopisches Ekzem, wie die Krankheit korrekt heißt, ist die häufigste chronische entzündliche Erkrankung in der Kinderarztpraxis. Laut einer Untersuchung der AOK Sachsen macht sie 15 Prozent aller dort gestellten Diagnosen aus, wobei sie bei Kindern mit höherem Sozialstatus häufiger auftritt. Lange warnte auch davor, in jedem Ekzem eine Neurodermitis zu sehen. Insbesondere bei Eltern mit höherem Sozialstatus sei die Neurodermitis eine Art Gespenst. Dass ein Ekzem auch viele andere Ursachen haben kann, zum Beispiel trockene Haut oder Irritationen durch Sabbern, werde dabei häufig übersehen. Grundsätzlich gelte schon einmal: Wenn es nicht juckt, ist es definitiv keine Neurodermitis. Dann gibt es noch weitere Haupt- und Nebenkriterien, anhand derer ein Kinderarzt schnell eine Diagnose stellen kann. Letztere seien allerdings weniger relevant. Die Hauptkriterien sind neben Juckreiz ein chronischer oder chronisch wiederkehrender Verlauf, Eigen- oder Familienanamnese für Atopie und die typische Morphologie und Verteilung, die altersabhängig ist – die Beugen bei Erwachsenen und das Gesicht und die Streckseiten bei Kindern und Säuglingen. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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