Steigende Gesundheitskosten

Generika sollen Ausgaben in Japan dämpfen

Remagen - 08.03.2017, 09:00 Uhr

Die alternde Gesellschaft macht auch dem japanischen Gesundheitssystem zu schaffen. Bei Arzneimitteln sieht die Regierung Sparpotenzial. (Foto: Shige / Fotolia)

Die alternde Gesellschaft macht auch dem japanischen Gesundheitssystem zu schaffen. Bei Arzneimitteln sieht die Regierung Sparpotenzial. (Foto: Shige / Fotolia)


Japans Arzneimittelmarkt wächst, berichtet die Außenwirtschaftsagentur der Bundesrepublik Deutschland GTAI. Die Regierung drückt allerdings auf die Preise und will vor allem den Generika-Sektor pushen.

Nach Daten des Marktforschungsinstituts IMS Health, auf die Germany Trade and Invest (GTAI) sich beruft, sollen in Japan in den ersten drei Monaten des Jahres 2016 mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln Umsätze in Höhe von rund 2,7 Billionen Yen (etwa 22,5 Milliarden Euro) erzielt worden sein. Dies entsprach einem Plus von 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Im Gesamtjahr 2015 war gegenüber 2014 eine Steigerungsrate von 6,2 Prozent erzielt worden. Demnach hat das Wachstum des Rx-Marktes etwas mehr Fahrt aufgenommen. Mit etwa 62 Prozent wurde in 2015 der Löwenanteil der Umsätze über Krankenhäuser und Kliniken abgewickelt, der Rest über die Apotheken beziehungsweise den Einzelhandel. 

Auch die japanischen Einfuhren von Arzneimitteln haben 2016 weiter zugelegt und beliefen sich auf 17,6 Milliarden US-Dollar (+0,4 Prozent). Der deutsche Anteil am Importmarkt lag bei 13,5 Prozent. 

80 Prozent Generika-Anteil bis 2020 

Angesichts der alternden Bevölkerung und der wachsenden Staatsverschuldung ist die japanische Regierung stark unter Druck, die wachsenden Gesundheitsausgaben unter Kontrolle zu bringen. Sie setzt dabei auf die Förderung des Generikageschäfts. Bis zum Ende des Fiskaljahres 2020 (1. April bis 31. März) soll der Marktanteil von derzeit rund 60 auf 80 Prozent erhöht werden, ein ehrgeiziges Ziel.   

Takeda und Teva wollen das größte Stück vom Generika-Kuchen 

Der Markt hat darauf bereits entsprechend reagiert. So hat sich der japanische Branchenprimus Takeda in weiser Voraussicht auf den Ausbau des Nachahmer-Segments in dem fernöstlichen Inselstaat mit der weltweiten Nummer 1 in Sachen Generika, der israelischen Teva Pharmaceutical, zusammengetan. Im April 2016 gründeten beide ein Gemeinschaftsunternehmen nur für Japan, die „Teva Takeda Yakuhin Ltd.“ Takeda brachte seine eigene Generika-Sparte in das Business Venture ein, an dem Teva mit 51 Prozent die Mehrheit hält.  

Drastische Preiskürzungen

Eine weitere Möglichkeit, die Arzneimittelkosten zu senken, sieht die Regierung nach dem GTAI-Bericht darin, die im Moment alle zwei Jahre stattfindende Revision der Medikamentenpreise flexibler vorzunehmen. Vor diesem Hintergrund sei außerplanmäßig bereits eine Preissenkung für das Krebsmedikament Opdivo beschlossen worden. Bislang kostete eine Patientenbehandlung mit Opdivo jährlich etwa 35 Millionen Yen. Nach dem Vorschlag des Gesundheitsministeriums, die Kosten um 25 Prozent zu kürzen, sei Ende 2016 schließlich sogar eine Halbierung beschlossen worden. 

Japans Pharmamarkt ist Nr. 3 in der Welt

Japans Arzneimittelmarkt ist mit einem Jahresumsatz von gut 81 Milliarden US-Dollar der drittgrößte der Welt nach den USA mit rund 433 Milliarden und China mit 115 Milliarden US-Dollar (Zahlen für 2015). Dabei ist allerdings zu bedenken, dass die Bevölkerung Chinas mehr als zehn Mal so groß ist wie die Japans. Demnach sollte im chinesischen Pharmamarkt noch einige Luft nach oben sein. Nordamerika, Europa und Japan erzielten in 2015 zusammen etwas mehr als 72 Prozent des Gesamtumsatzes auf dem globalen Markt für Arzneimittel. Davon entfallen alleine rund 43 Prozent auf Nordamerika.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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