Plastikzusatz Bisphenol A 

Auch alternativer Kunststoff unter Hormon-Verdacht

Stuttgart - 01.03.2017, 06:50 Uhr

Gefährlicher Ersatz? Laut einer aktuellen Studie könnten auch BPA-freie Kunststoffflaschen Auswirkungen auf das Hormonsystem haben. (Foto: Africa Studio / Fotolia)

Gefährlicher Ersatz? Laut einer aktuellen Studie könnten auch BPA-freie Kunststoffflaschen Auswirkungen auf das Hormonsystem haben. (Foto: Africa Studio / Fotolia)


„BPA-freie“ Kunststoffe werden gerne genutzt, um dem ähnlich wie Östrogen wirkenden Bisphenol A aus dem Weg zu gehen. Doch laut einer Studie in „Nature Communications“ zeigt auch ein Ersatzstoff bei Tierversuchen problematische Wirkungen – bei sieben von Hundert Probanden wurde er im Blut nachgewiesen. 

Das bei der Plastikherstellung und als Weichmacher verwendete Bisphenol A (BPA) hat hormonähnliche Wirkungen, weshalb insbesondere für Babys immer mehr Kunststoffe ohne BPA verwendet werden. Doch diese können teilweise auch problematisch sein, wie nun ein Team von chinesischen und japanischen Wissenschaftlern im Fachmagazin „Nature Communications“ meldet: Der Ersatzstoff Fluoren-9-Diphenol (kurz: BHPF) hat im Gegensatz zu BPA eine anti-östrogene Wirkung, wie Mausstudien ergeben haben.

Laut der Studie führt BHPF bei Versuchen mit Mäusen zu einem etwas geringeren Gewicht der Gebärmutter, zu einer atrophierten Gebärmutterschleimhaut und zu einer geringeren Zahl von lebend geborenen Nachkommen. Bei weiblichen Mäusen, denen Wasser gegeben wurde, das zuvor auf 60 Grad Celsius erhitzt und in Plastikflaschen abgekühlt war, konnte BHPF im Blut nachgewiesen werden.

Auch bei Versuchspersonen, die regelmäßig Wasser aus Plastikflaschen trinken, wurde BHPF im Blut nachgewiesen – allerdings nur bei 7 von 100 untersuchten Teilnehmern. Auch ist nicht klar, ob die Versuchspersonen BHPF tatsächlich über die Flaschen aufnahmen oder über andere Wege.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass BPA-Alternativen auf anti-östrogene Wirkungen untersucht werden sollen – und dass toxikologische Effekte von BHPF auf die menschliche Gesundheit geprüft werden müssen“, schreiben die Umweltchemiker um Jianying Hu von der Peking-Universität in ihrem Artikel.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


5 Kommentare

Masse und Massestrom

von Physikus am 07.03.2017 um 20:48 Uhr

Vom Anfang an:
- vergleichen werden zwei Optionen: zwei kleine 250 ml Flaschen gegen eine 500 ml Flasche, jeweils bezogen auf nutzbares Innenvolumen
Masse (an Kunststoff):
- eine große Flasche wiegt weniger als die beiden kleinen
Massestrom (pro Zeiteinheit, bis max. Sättigung)
- die große Flasche hat weniger Innenoberfläche, weniger Schadstoff kann transportiert werden
Die Gesamtmasse an Schadstoff ist bei der großen Flasche geringer und die Abgabegeschwindigkeit ist kleiner
==> bei gleicher Nahrungsmenge, hier 500 ml, nimmt die Nahrung bei der großen Flasche weniger Schadstoffe auf und überführt weniger ins Kind.
Einzig wenn das Kind nur 250 ml trinken soll, ist es besser, keine überdimensioniert große Flasche zu verwenden.
Optimal ist es, wenn die Eltern fleißig sind und die kleine, selbe! Flasche zweimal hintereinander benutzen. Dann hat die zweite Extraktion der Flaschenwand durch die Babynahrung weniger Erfolg, Schadstoffe zu lösen und dann ist sowohl die Masse als auch der Massestrom besser, als bei der Verwendung einer passenden größeren Flasche.
Ergo: das Kind lebt bei emsigen Eltern gesünder, da diese nicht nur mehr Zeit mit dem Kind verbringen, sondern auch weniger Schadstoffe verfüttern.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Konzentrationsgradient

von Physikus am 02.03.2017 um 0:36 Uhr

als Maß anzunehmen ist gelinde gesagt: gewagt. Denn dann ist der Inhalt einer kleinen Flasche der Sättigung des Schadstoff näher. Die sich so einstellende verhältnismäßig hohe, wenn nicht schon im Gleichgewicht maximal hohe Schadstoffkonzentration schädigt ein Kind weniger, als eine Füllung, die diesen Zusatnd erst noch anstrebt? Wohl doch eher nicht - oder?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Konzentrationsgradient

von Thomas-Benjamin Seiler am 06.03.2017 um 22:33 Uhr

Hallo Physikus, es ist richtig, dass die kleinvolumige Flasche schneller ins Gleichgewicht kommt. Nur ist die absolute Menge an Chemikalie bei gegebener Konzentration im Vergleich zu einer größeren Flasche geringer. Und somit gelangt auch weniger Schadstoff in den Kinderkörper, was die Dosis (Masse Substanz pro kg Körpergewicht) als entscheidende toxikologische Größe senkt.

Volumen und Oberfläche

von Physikus am 01.03.2017 um 8:30 Uhr

sind nicht wie durch den Satz: die ein kleines Volumen haben – denn ein kleines Volumen führe zu einem geringen Konzentrationsunterschied zum Inhalt der Flasche, sodass weniger BHPF in das Lebensmittel überginge.
korreliert. Vielmehr ist es genau andersherum: eine großvolumige Flasche hat verhältnismäßig wenig Innenoberfläche.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Volumen und Oberfläche

von Hinnerk Feldwisch-Drentrup am 01.03.2017 um 11:28 Uhr

Hallo Herr Physikus,

ja, dass eine großvolumige Flasche verhältnismäßig weniger Innenoberfläche hat, ist natürlich richtig. Herrn Seiler ging es um den Konzentrationsgradienten zwischen BHPF in der Flasche und BHPF im Wasser - bei einem großen Innenvolumen ist dieser seiner Argumentation nach vergleichsweise groß, weshalb er für kleine Volumina plädiert.

Schöne Grüße
hfd

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.