Kliniken werben um Auslandspatienten

Milliardengeschäft Gesundheit

Stuttgart - 28.02.2017, 06:10 Uhr

Prominenter Patienten: Ägyptens Staatspräsident Husni Mubarak (r) bedankt sich im März 2010 bei seiner Entlassung bei Professor Dr. Markus Büchler, dem Ärztlichen Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg. Mubarak waren die Gallenblase und ein Dünndarmpolyp entfernt worden. (Foto: Universitätsklinikum Heidelberg)

Prominenter Patienten: Ägyptens Staatspräsident Husni Mubarak (r) bedankt sich im März 2010 bei seiner Entlassung bei Professor Dr. Markus Büchler, dem Ärztlichen Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg. Mubarak waren die Gallenblase und ein Dünndarmpolyp entfernt worden. (Foto: Universitätsklinikum Heidelberg)


Deutsche Krankenhäuser buhlen um zahlungskräftige Patienten aus aller Welt. Auf dem umkämpften Markt werben auch Kliniken aus Baden-Württemberg um Kunden etwa aus Russland und den Golfstaaten. Hält das Interesse trotz zunehmender Konkurrenz an?

Prominenter geht es kaum: Ägyptens damaliger Präsident Husni Mubarak wählte die Uni-Klinik Heidelberg, als er sich 2010 die Gallenblase entfernen ließ. Kasachstans Machthaber Nursultan Nasarbajew folgte nur ein Jahr später mit einer Prostata-Operation in Hamburg. Und die frühere ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko unterzog sich in Berlin einem Eingriff am Rücken.

Jens Juszczak wundert sich nicht über einen solchen Andrang. „Weil sie eine hervorragende Qualität, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und gut ausgebildete Ärzte haben, sind deutsche Kliniken weltweit so beliebt“, sagt der Wissenschaftler der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem „Gesundheitstourismus“.

Russen, die ihrer Gattin eine neue Brust bezahlen, oder Araber, die für eine Botox-Kur anreisen: Wenige Sparten der Branche scheinen so voller Klischees wie der Aufenthalt ausländischer Patienten. „Viele kommen zunächst zu einer anderen medizinischen Behandlung“, berichtet Benjamin Waschow vom Universitätsklinikum Freiburg. Erst später stünde dann vielleicht eine Beratung mit dem Schönheitschirurgen an.

Oft fragen Patienten mit ernsten Erkrankungen an, die kein Vertrauen in das Gesundheitssystem ihres eigenen Landes haben. Es geht etwa um Geburtsschäden, Unfallverletzungen oder Kriegswunden. Viele dieser Kunden kratzen ihr letztes Geld zusammen. Für sie präsentiert sich Deutschland als Paradies: top-ausgebildete Ärzte, moderne Kliniken.



dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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