Tausende Drogentote

USA und China im Kampf gegen Fentanyl-Missbrauch

Stuttgart - 24.02.2017, 12:00 Uhr

Fentanyl kostet jährlich tausende Amerikaner das Leben. (Foto: dpa)

Fentanyl kostet jährlich tausende Amerikaner das Leben. (Foto: dpa)


Synthetische Opioide wie Fentanyl führen in den USA zu zehntausenden Drogentoten durch Überdosen. Heroin wird oft mit diesen Substanzen gestreckt, die ein viel gefährlicheres Wirkprofil haben. Daher plant Washington Präventionsprogramme – während gleichzeitig auch die chinesische Regierung zunehmend aktiv wird, wo ein Großteil der synthetischen Drogen hergestellt wird.

Die Anzahl der Drogentoten in den USA hat sich in den vergangenen 15 Jahren mehr als verdoppelt – auf rund 52.000 im Jahr 2015. Ein Großteil der Todesfälle wurde dabei durch Opioide verursacht. Besonders stark stieg die Zahl der Menschen, die durch synthethische Opioide zu Tode kamen. Mehr als 1,2 Millionen US-Bürger sollen nach Schätzungen opiodsüchtig sein – ohne dass ihre Sucht behandelt wird. „Ich glaube nicht, dass wir so etwas schon mal beobachtet haben“, erklärte Robert Anderson, der für die Statistik für Todesfälle bei der US-Seuchenschutzbehörde CDC verantwortlich ist. „Sicherlich nicht in der modernen Zeit.“

Das synthetische Opioid Fentanyl könnte bald die Substanz sein, die in den USA für die meisten Drogentote verantwortlich ist: Allein von 2014 auf 2015 stieg die Zahl um 73 Prozent auf knapp 10.000. „Es stellt ein sehr ernstes Risiko für Überdosen dar, da es die Atmung sehr schnell unterdrücken und schneller zum Tod führen kann als andere Opiode“, erklärten die Forscher Richard G. Frank von der Harvard Medical School, Boston und Harold A. Pollack von der University of Chicago kürzlich im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“.

Viele Abhängige wissen nichts von der Substanz

Nach Aussage der Wissenschaftler liegt der Marktpreis von Heroin bei ungefähr 65.000 US-Dollar pro Kilogramm, während Fentanyl für nur 3.500 US-Dollar angeboten wird. Insbesondere im Osten der US werde daher Heroin oft mit Fentanyl gestreckt. „Viele Abhängige, die an einer Fentanyl-Überdosis starben, wussten nicht, dass sie es genommen haben“, schreiben Frank und Pollack in ihrem Artikel. Dabei sei Fentanyl viel potenter und mit einem „dramatisch erhöhten Risiko“ für Gesundheitsschäden verbunden: Die für einen Erwachsenen letale Dosis von Heroin liegt bei rund 30 Milligramm, die von Fentanyl jedoch bei nur 3 Milligramm.

Frank und Pollack fordern, dass die von synthetischen Opioiden ausgehende Gefahr für die öffentliche Gesundheit durch verstärkte Überwachung verringert werden soll. Etwa durch Frühwarnsysteme, die Fentanyl in Drogen aufspüren – beispielsweise durch Schnelltests, die in Szeneclubs oder auch von Polizisten genutzt werden könnten. Außerdem fordern sie schärfere Strafen für Drogendealer wie auch Zwischenhändler – und eine viel bessere Verfügbarkeit des Antidots Naloxon.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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