COPD

Medikationsmanagement bei chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung

Bonn - 24.02.2017, 09:00 Uhr

Schätzungen zufolge sind in Deutschland drei bis fünf Millionen, in den USA etwa 16 Millionen und weltweit etwa 600 Millionen Menschen an einer COPD erkrankt. (Foto: toeytoey / Fotolia)

Schätzungen zufolge sind in Deutschland drei bis fünf Millionen, in den USA etwa 16 Millionen und weltweit etwa 600 Millionen Menschen an einer COPD erkrankt. (Foto: toeytoey / Fotolia)


Osteoporose, koronare Herzkrankheiten, Depression sowie Über- und Untergewicht sind häufig anzutreffende Erkrankungen im Zusammenhang mit COPD. Gerade in diesem Kontext spielt ein zielgerichtetes interprofessionelles Medikationsmanagement eine Schlüsselrolle bei der Optimierung der Patientenversorgung. Dr. med. Frank Richling und Ina Richling über den kniffligen Fall des COPD-Patienten.

Man kann davon ausgehen, dass bei 100 Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) 80 eine weitere relevante Begleiterkrankung haben. Zu den häufigsten Begleiterkrankungen zählt eine Hypertonie mit mehr als 50% aller COPD-Patienten. Hypercholesterinämie und Diabetes mellitus haben etwa jeweils 25%, gefolgt von Herzinsuffizienz und Arthrose mit jeweils etwa 20% der COPD-Patienten. Auch Osteoporose, koronare Herzkrankheiten, Depression sowie Über- und Untergewicht sind häufig anzutreffende Erkrankungen im Zusammenhang mit COPD. Gerade in diesem Kontext spielt ein zielgerichtetes interprofessionelles Medikationsmanagement eine Schlüsselrolle bei der Optimierung der Patientenversorgung. 

Anhand von Fallbeispielen aus der Praxis wird die leitliniengerechte Therapie der COPD vorgestellt. Arzneimittelbezogene Probleme, Interaktionen und unerwünschte Wirkungen werden innerhalb einer umfassenden Medikationsanalyse detektiert und im interprofessionellen Diskurs gelöst. Es wird gezeigt, wie die patientenorientierte Pharmazie im Berufsalltag umgesetzt werden kann. 

Weiterhin gehen die Referenten auf die neuesten Änderungen der globalen Initiative für COPD 2017 (GOLD) ein. Neu ist, dass die Lungenkrankheit nun in Stadien und Schweregrade eingeteilt wird. Der Schweregrad setzt sich nun aus dem COPD-Stadium (1 bis 4) und der Patientengruppe (A bis D) zusammen. Zur Bestimmung des Schweregrades sind daher zwei Schritte notwendig.

Im ersten Schritt wird die Lungenfunktion (FEV1 in Prozent des Sollwertes) bestimmt.

Im zweiten Schritt erfolgt die Bestimmung der Patientengruppe. Hier sind zwei Kriterien entscheidend. Die Häufigkeit von Krankheitsschüben (Exazerbationen) in den vergangenen zwölf Monaten, sowie die individuelle Ausprägung der Symptome gemessen am COPD-Assessment-Test-Score oder alternativ am Modified British Medical Research Council Score (mMRC-Score).

Ein Patient mit einer Lungenfunktion von weniger als 30% des Sollwertes, einem CAT-Score von 18 und mehr als zwei Exazerbationen pro Jahr hat den Schweregrad 4D. Ein Patient mit gleicher Lungenfunktion und Symptomatik, aber weniger als zwei Exazerbationen pro Jahr hat den Schweregrad 4B. Bei Patienten mit ähnlichen FEV1-Werten können Symptome und Exazerbationsrisiken unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Diese Unterschiede werden mit dem neuen Schema nun berücksichtigt und wirken sich direkt auf die Empfehlungen zur Pharmakotherapie aus.

Die alleinige oder kombinierte bronchodilatative Therapie unter Verwendung eines Beta-2-Sympathomimetikums und/oder eines Anticholinergikums machen den Hauptbestandteil dieser Therapie aus. Kurzwirksame Bronchodilatatoren werden zu Beginn der Therapie bei Patienten mit leichten oder intermittierenden Symptomen empfohlen. 

Für die Langzeittherapie stehen zwölf oder 24 Stunden wirksame inhalative Präparate zur Verfügung. Die Kombination aus beiden ist effektiver als die Einzelsubstanzen. Der Stellenwert der inhalativen Corticosteroide (ICS) in der Behandlung der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) steht schon seit einiger Zeit zur Debatte, daher werden inhalative Corticosteroide und auch Roflumilast nur in Kombination mit einem oder zwei Bronchodilatatoren bei Patienten in Gruppe C oder D mit häufigen Exazerbationen empfohlen. Akute Exazerbationen haben einen großen Einfluss auf Progression und Mortalität. Die Behandlung der akuten Exazerbation erfolgt durch Intensivieren der bronchodilatatorischen Therapie, kurzfristige systemische Corticosteroid-Gabe und unter bestimmten Umständen auch eine antibiotische Therapie. Der orale Bronchodilatator Theophyllin gilt wegen der vielen Nebenwirkungen als Mittel der letzten Wahl.

Die jährliche Grippe-Impfung sowie die Pneumokokken-Impfung werden für Patienten mit COPD empfohlen. Intensive pharmazeutische Betreuung und Beratung sollen den COPD-Patienten bei der Anwendung seiner Medikamente unterstützen, die Adhärenz fördern, Medikationsfehler aufdecken und somit das gesamte COPD-Management unterstützen. Die Device-Schulung ist somit ein zentraler Bestandteil, um Anwendungsfehler zu verhindern.

Anhand von Fallbeispielen aus der Praxis wird die leitliniengerechte Therapie der COPD vorgestellt. Arzneimittelbezogene Probleme, Interaktionen und unerwünschte Wirkungen werden innerhalb einer umfassenden Medikationsanalyse detektiert und im interprofessionellen Diskurs gelöst. Es wird gezeigt, wie die patientenorientierte Pharmazie im Berufsalltag umgesetzt werden kann. 

Interpharm-Vortrag

„Der knifflige Fall – Medikationsmanagement durch Arzt und Apotheker
Der COPD-Patient“

Dr. med. Frank Richling und Ina Richling, Pharm. D., am Freitag, den 31. März 2017, auf der IINTERPHARM in Bonn.


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