DAZ-Tipp

Letzte Chance für „Piperacillin made in Germany“

23.02.2017, 10:30 Uhr

Seit Januar 2017 gibt es auch im Industriepark Frankfurt Höchst keine Produktion des Cephalosporinausgangsstoffes mehr. (Foto: Jörg Hackemann / Fotolia)

Seit Januar 2017 gibt es auch im Industriepark Frankfurt Höchst keine Produktion des Cephalosporinausgangsstoffes mehr. (Foto: Jörg Hackemann / Fotolia)


Noch immer herrscht Flaute in den Piperacillin-Fächern. Dass die Explosion eines Ethanolkessels in einer chinesischen Fabrik für den Versorgungsengpass hierzulande verantwortlich sein soll, klingt zunächst weit hergeholt, dann aber äußerst beunruhigend. In der aktuellen DAZ verrät Apotheker Dr. Christian Beck, dass eine Antibiotika-Produktion in Deutschland theoretisch noch möglich wäre.

Der Standort Frankfurt-Höchst bietet alles, was man für die Produktion von Penicillinen und Cephalosporinen braucht, dennoch wurde der Betrieb am 18. Januar 2017 komplett eingestellt. Wie der aktuelle Besitzer ICIG (International Chemical Investors Group) mitteilte, seien nicht genügend Kunden bereit gewesen, den etwas höheren Preis von 7-Aminocephalosporansäure, in diesem Fall der Grundbaustein der Cephalosporine, aus Frankfurt zu zahlen. Damit verlässt der letzte europäische Hersteller, der dieses Antibiotika-Edukt an externe Kunden verkaufte, den Ring – den Preiskampf entschieden am Ende die Chinesen für sich. Beim Lesen des Artikels „Ökonomisch geplanter Notstand“ wird deutlich: Mit der Schließung des Werks wird sicher betriebswirtschaftlich rational gehandelt, aber auch an den Säulen unserer Versorgung gesägt.

Onkologische Notfälle in der Offizin

Chemotherapie war früher etwas, das hinter den geschlossenen Türen eines Krankenhauses vor sich ging. Seit ein paar Jahren werden aber immer mehr Patienten ambulant behandelt, sodass auch die öffentliche Apotheke verstärkt mit dem Thema Krebs in Berührung kommt. In der Warenwirtschaft kann man schon mal über die Preise der auf „-inib“ endenden oralen Zytostatika stolpern, die sich im Bereich eines gebrauchten Kleinwagens bewegen. Chemotherapie wird zunehmend zielgerichteter und individueller, damit aber auch komplexer. Was trotz des medizinischen Fortschritts noch immer eine Gefahr für den Therapieerfolg darstellt, sind schwere Nebenwirkungen. Und dabei können diese zunächst ganz harmlos wirken. Ein Beispiel aus dem Apothekenalltag: Eine 51-jährige Kundin möchte „etwas gegen Grippe“ haben. Im Beratungsgespräch erfahren Sie, dass die Frau wegen eines Ovarialkarzinoms mit Cisplatin und Paclitaxel behandelt wird. Hier heißt es, hellhörig zu werden! Das leichte Fieber könnte auch weitaus größere Kreise ziehen und Anzeichen einer Neutropenie infolge der Chemotherapie sein.

Im Januar startete die DAZ-Reihe „Der Krebspatient in der Apotheke“, die für die Beratung zur ambulanten Chemotherapie das nötige Wissen sowie praxisnahe Tipps zu Anwendung und Nebenwirkungsmanagement liefert. In der aktuellen Ausgabe geht es um „Onkologische Notfälle“, in denen es auf eine schnelle und richtige Reaktion der Apothekenmitarbeiter ankommt. Was sind verdächtige Symptome? Welche Arzneimittel bereiten besonders häufig Ärger? Und was kann man im Ernstfall tun? Die möglichen Notfallszenarien werden anschaulich mit Fallbeispiel, Hintergrund und Lösungsvorschlag durchgespielt.

Rika Rausch, DAZ-Redakteurin

Cannabis-Gesetz kommt bald!

Ab März wird es keine Ausnahme mehr sein, dass schwerkranken Patienten Cannabis als Medizin verordnet wird. Theoretisch könnten Apotheken gleich nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes mit Rezepten über Cannabisblüten konfrontiert werden. Noch immer sind viele Fragen offen, aber die Zeit ist reif für eine erste Soforthilfe: Im Artikel „Cannabis in der Apotheke“ lesen Sie, was man (vorerst) über Ausgangsstoffprüfung, Rezeptbelieferung und Beratung wissen muss.


Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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