Übergewicht bei Kindern 

Forscher fordern Politik zum Handeln auf 

Berlin - 09.02.2017, 10:35 Uhr

Abhilfe gefordert: Wie Studien belegen, erhöht TV-Reklame bei Kindern den Konsum von zucker- und fettreichen Lebensmitteln. (Foto: tournee / Fotolia.com)

Abhilfe gefordert: Wie Studien belegen, erhöht TV-Reklame bei Kindern den Konsum von zucker- und fettreichen Lebensmitteln. (Foto: tournee / Fotolia.com)


Die Forscher sprechen von einem beispiellosen Niveau von Übergewicht bei Kindern. Nach der größten europäischen Studie zum Thema mahnen sie, die Politik zum Schutz der Kleinen in die Pflicht zu nehmen.

Speziell an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel sollte nach Ansicht von Wissenschaftlern stärker reguliert werden. Eine europäische Langzeitstudie an rund 10.000 Kindern aus acht Ländern, darunter auch Deutschland, belegt den Forschern zufolge, dass TV-Reklame bei Kindern den Konsum von zucker- und fettreichen Lebensmitteln erhöht. „Vor allem kleine Kinder können Werbung nicht vom Rest unterscheiden und sind ihr deshalb völlig schutzlos ausgesetzt“, sagte Studienkoordinator Wolfgang Ahrens vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen. Freiwillige Selbstverpflichtungen der Hersteller für eine verantwortungsvolle Werbung für Kinder hätten nicht funktioniert, stellt der Bericht fest.

„Die Häufigkeiten von Fettleibigkeit und Übergewicht bei europäischen Kindern verharren auf einem beispiellosen Niveau“, heißt es in dem Bericht. Deutschland belegt beim Anteil übergewichtiger Kinder einen Platz im europäischen Mittelfeld. Demnach waren hierzulande 16,5 Prozent der untersuchten Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren übergewichtig. In Belgien lag der Anteil mit 9,5 Prozent am niedrigsten, in Italien mit 42 Prozent am höchsten. In allen Ländern waren Mädchen eher betroffen als Jungen. Die Ergebnisse seien zwar nicht repräsentativ, sagte Ahrens. Für die Studie seien aber jeweils ländertypische Regionen ausgesucht worden, für Deutschland war dies Bremen.

Nicht einmal ein Drittel der Kinder bewege sich mindestens eine Stunde täglich, konstatieren die Wissenschaftler. Der Anteil schwanke zwischen 2 Prozent der Jungen auf Zypern und 34 Prozent in Belgien. Die Autoren nehmen in ihrem Bericht die Politik in die Pflicht: Der Bewegungsmangel hänge eng mit der Bebauung zusammen, betonen sie: „Gut angelegte öffentliche Orte und sichere, gut angeschlossene Anlagen sind der Schlüssel dazu, die körperliche Bewegung zu steigern.“



dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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