DAZ-Tipp aus der Redaktion

Kombipräparate und Polypillen

Stuttgart - 03.02.2017, 06:55 Uhr

Drei Wirkstoffe verpackt in einer Kapsel: Sincronium, eine Polypille von Hexal, soll die Compliance verbessern. Apotheker Dr. Armin Edalat hat seine Zweifel an dem Konzept. (Foto: daz.online)

Drei Wirkstoffe verpackt in einer Kapsel: Sincronium, eine Polypille von Hexal, soll die Compliance verbessern. Apotheker Dr. Armin Edalat hat seine Zweifel an dem Konzept. (Foto: daz.online)


Die eine Tablette gegen alle Leiden gibt es ebenso wenig wie das Kraut der Unsterblichkeit, doch was es in der Realität nicht gibt, spukt trotzdem in vielen Köpfen herum. Wäre zumindest Patienten-individuell die eine Tablette mit allen erforderlichen Wirkstoffen denkbar? Vor- und Nachteile fixer Wirkstoffkombinationen: ein Thema in der neuen DAZ.

Würde eine Verringerung der einzunehmenden Arzneimittel durch fixe Kombinationen die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) fördern? In einem Beitrag in der aktuellen DAZ diskutiert Armin Edalat die Vor- und Nachteile fixer Wirkstoffkombinationen. Bevor die Pharmakoepidemiologie die Praxis der Arzneimittelanwendung systematisch untersuchte, führten hauptsächlich pharmakologische Überlegungen zu Kombipräparaten. Ein Beispiel ist die Kombination von Levodopa mit den Enzymhemmern Carbidopa und Entacapon, die die Verstoffwechselung von Levodopa zu Dopamin außerhalb des Gehirns verringert, was zugleich seine Wirksamkeit erhöht und Nebenwirkungen abschwächt. 

DAZ-Redakteur Dr. Wolfgang Caesar

Heutzutage ist meistens die anwenderfreundliche Vereinfachung des Einnahmeschemas, die wiederum die Compliance erhöhen soll, das Ziel neuer Kombinationen. Eine klinische Studie mit dem Präparat Exforge® HCT trug nicht von ungefähr den Titel SIMPLIFY. Die Kombination von Amlodipin, Valsartan und Hydrochlorothiazid gegen Hypertonie kam bei den Patienten gut an. Eine andere Studie kam jedoch zu dem überraschenden Ergebnis, dass die Compliance nach der Therapievereinfachung zwar zunächst anstieg, aber dann wieder auf das alte Niveau zurückfiel, was nun viel problematischer war, weil der Patient mit der Nicht-Einnahme einer Tablette gleich mehrere Wirkstoffe nicht einnahm.

Edalat spricht in seinem Beitrag noch einen wichtigen Aspekt aus der Apothekenpraxis an: Wenn der Arzt einen Patienten von Einzelpräparaten auf Kombis umstellt, können ihm Rechenfehler unterlaufen, die die AMTS konterkarieren. Bei ihren Stammkunden können die Apotheker dies anhand der Kundenkartei schnell aufklären – so geschehen bei einem Patienten, der u.a. Exforge® HCT erhielt und über „dicke Beine“ klagte. 

Die Eine gegen alles – was bei der Verordnung von Kombinationspräparaten schieflaufen kann. 

Studium entrümpeln

Aktive Pharmaziestudierende im Verband BPhD haben ein Thesenpapier zu einer Reform des Studiums vorgelegt, das auch von Professoren und der ABDA ernst genommen wird. Um die wichtigen Fächer Pharmakologie und Pharmakotherapie ausbauen zu können, soll das Studium ein Semester länger dauern und zugleich entrümpelt werden. Lesen Sie selbst, was aus Sicht der Studierenden entbehrlich ist – und lesen Sie auch die Kommentare von gestandenen Apothekern, die von „Radikaler Umbau notwendig!“ bis „Studiengang besser als sein Ruf“ reichen. 

Studium entrümpeln?! Der BPhD will Lehrinhalte überarbeiten und die Approbationsordnung ändern


Dr. Wolfgang Caesar (cae), Biologe
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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