Statt Rx-Versandverbot

Monopolkommission fordert Rx-Boni zwischen 2,50 und 5 Euro

Berlin - 26.01.2017, 15:25 Uhr

Keine Wettbewerbseinschränkung: Achim Wambach, Chef der Monopolkommission, fordert die Aufhebung der Rx-Preisbindung in Deutschland. (Foto: dpa)

Keine Wettbewerbseinschränkung: Achim Wambach, Chef der Monopolkommission, fordert die Aufhebung der Rx-Preisbindung in Deutschland. (Foto: dpa)


Der Chef der Monopolkommission, Achim Wambach, hat sich in einem Artikel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) vehement gegen ein Rx-Versandverbot ausgesprochen. Der Wirtschaftsprofessor warnte davor, den Wettbewerb weiter zu schwächen. Vielmehr sei ein Boni-Deckel die richtige Maßnahme, erklärte Wambach.

Nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung im Oktober 2016 bleibt die Monopolkommission bei ihrer Meinung: Ein Verbot des Rx-Versandhandels wäre das falsche Signal. Vielmehr müsse die Preisbindung auch hierzulande aufgegeben werden, fordert Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim und Chef der Monopolkommission gegenüber der FAZ.

Wambach nannte das von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geplante Rx-Versandverbot einen „schweren Eingriff“. Das könne nur gerechtfertigt werden, wenn es geeignet oder erforderlich sei, einer Gefährdung der Versorgung oder der finanziellen Stabilität des Systems vorzubeugen. Beides sei nicht der Fall. Der Kommissionschef versteht außerdem nicht, dass Gröhe keine Alternativen zum Verbot erarbeitet habe. Diese seien etwa höhere Nacht- und Notdienstpauschalen für Apotheker oder die Begrenzung des Preiswettbewerbs.

Wambach meldete auch europarechtliche Zweifel an. Das Verbot „schaltet das Internet als Vertriebskanal zum Schutz stationärer Apotheken aus“, sagte der Wirtschaftsprofessor in der FAZ. Dies sei ein Verstoß gegen die Loyalitätspflicht gegenüber der EU. Und: Die deutschen Versandapotheken wären in ihrer freien Berufsausübung beschränkt. Für die Versorgung auf dem Land seien Versandapotheken heute schon sehr wichtig. Wambach meint zudem, dass es in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft ein „falsches Signal“ sei, den Online-Versand zu verbieten.

Wambach: Festpreise weg, Deckel rauf

Sein Vorschlag: Der Festpreis für Rx-Arzneimittel müsse grundsätzlich aufgehoben werden, alle Apotheken sollten Rabatte anbieten dürfen. Damit Apotheker keine „Sorge vor Umsatzverlusten“ haben, sollten die Boni gedeckelt werden, fordert der Wirtschaftsprofessor. Dieser Deckel solle „etwa die Hälfte des Betrags der Selbstbeteiligung“ haben, also zwischen 2,50 und 5 Euro pro Packung. Mit dieser Maßnahme könne die „Heftigkeit des Rabattwettbewerbes“ gemildert werden, sodass sich die Auswirkungen auf die Umsätze der Apotheker Wambach zufolge in Grenzen hielten. Laut FAZ geht Wambach davon aus, dass ohnehin nur Stadtapotheken Boni geben könnten – Landapotheken könnten sich das wirtschaftlich nicht erlauben.

Die Monopolkommission hatte ihre Position zum Preiswettbewerb bereits bei einem Fachgespräch der Grünen im Bundestag im Januar kundgetan. Damals hatte Klaus Holthoff-Frank, Generalsekretär bei der Kommission, einen noch viel drastischeren Weg vorgeschlagen, den er als „sanften“ Wettbewerb mit einer flexiblen „Servicepauschale“ bezeichnete.

Heißt konkret: Die Krankenkassen erstatten nur noch den Großhandelseinkaufspreis, jeder Apotheker solle selbst bestimmen, wie hoch seine „Servicepauschale“, also sein Honorar, ist. Holthoff-Frank offenbarte bei seinem Vortrag im Bundestag allerdings einige Wissenslücken und bezeichnete Rezepte beispielsweise fortlaufend als „Krankenscheine“. Auch über die Höhe und die Funktionsweise des Nacht- und Notdienstfonds wusste Holthoff-Frank nicht Bescheid.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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10 Kommentare

Wambach

von Michael Ernst am 04.07.2018 um 8:41 Uhr

Steht Herr Wambach auf einer Gehaltsliste der Versender oder hat er einfach nur keine Ahnung von der Realität ?
Warum nicht gleich Medikamente gratis über seine Monopolkommission verteilen lassen um allen bösen Gedanken des Geld verdienen Wollens zuvorzukommen.
Aber eigentlich ist es zu schade sich die Zeit mit solch ....... Aussagen zu beschäftigen.
Ich frage mich dennoch, wie solche Leute immer wieder in solche Positionen kommen, siehe Hecken und Doc Morris.
Für diese Leute ist die Schwerkraft umgedreht.





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Wir sind wieder mal zu inkompetent !

von Ratatosk am 28.01.2017 um 9:18 Uhr

Ist das die Monopolkommission die zusieht wie sich der Weltmarkt auf wenige Giganten verdichtet ? Wie Krankenkassen schon mal den Staat im Staat proben ?
Der mag je bei 5 Zementanbietern die Funktionsweise noch verstehen, ist aber offensichtlich nicht in der Lage die komplexen Versorgungsmechanismen nachzuvollziehen. Dann wird eben nach Schema F argumentiert. Für mich eine krasse Fehlbesetzung, da seine Ansichten Monopole geradezu züchten und er dies nicht mal merkt.

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Betriebswirtschaftliche Betrachtung ernüchtert

von Andreas Grünebaum am 26.01.2017 um 19:08 Uhr

Eine Stadtapotheke mit 150 Rezepten am Tag und Rezeptschnitt 1,4 Packungen pro Rp käme mithin auf 210 Packungen am Tag. Bei einem durchschnittlichen maximal Rabatt von 3,75 Euro wären das bei 305 Öffnungstagen mithin etwa 240.000 Euro Verlust. Den müsste die Apotheke durch Zugewinn von etwa 100 Rezepten am Tag kompensieren, ohne dass der Mehraufwand im Personal berücksichtigt würde.
Wie sieht es nun auf "dem Land" aus? Hier gibt es noch nicht einmal genügend aufgebende "vor Ort" Konkurrenten, um die Lücke zu schließen, welche die wegfallenden Chroniker-Rezepte reissen würden, welche nun über Werbung deren Verbände und Krankenkassen in Zukunft "online" bestellt würden.
Aufgrund der Systematik des Systems müssten somit in Zukunft die Fixanteile der Vergütung entsprechend der gewährten Rabatte zu Gunsten der Versender und übrig gebliebenen vor Ort Apotheken erhöht werden, nur um die Versorgung auf der Fläche sicher zu stellen.

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Na endlich...

von Christian Springob am 26.01.2017 um 18:44 Uhr

...meldet sich die Grinsekatze von der Monopolkommission zu Wort. Und er hätte es gar nicht machen müssen, war doch klar, dass er sich genau so äußern würde, weil die Monopolkommission Apotheke nicht versteht. Lustig ist es immer wieder, wenn wir Rabatte geben sollen, selber aber im RX-Bereich so gut wie keine mehr bekommen. Das weiß der gute Herr sicherlich nicht, ebensowenig kennt er bestimmt die vielen weiteren Regularien, die freies Handeln in der Apotheke unmöglich machen.
Deshalb: Lieber weiter grinsen und die Lippen geschlossen halten.

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Unwissen

von Reinhard Rodiger am 26.01.2017 um 16:44 Uhr

Ist das einfach eine Trumpimitation?Hauptsache griffig. Klar ,jeder sagt ja zu bis 75% Rabatt. Manche leben ja davon, wenn sie vorher die Preise hoch setzen. Möbelhausdenken bei der Monopolkommission.Dort scheint es Rabatt auf Kompetenz zu geben. Schon der Generalsekretär ist doch fundiertes Unwissen aufgefallen.Doch dies übertrifft das bei weitem.

Warum merkt das keiner der dafür Verantwortlichen?

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Entlarvt sich selbst...

von christian pöppl am 26.01.2017 um 15:07 Uhr

" Laut FAZ geht Wambach davon aus, dass ohnehin nur Stadtapotheken Boni geben könnten – Landapotheken könnten sich das wirtschaftlich nicht erlauben..." damit ist doch alles gesagt. Genau deshalb muss der Versandhandel weg,und RXboni verboten werden um genau diese Apotheken zu schützen. Danke Herr Wambach für ihre Klarstellung,denn im oberen Teil des Artikels hätte man meinen können sie wären für die Beibehaltung der Boni

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Achtung, Zeitfresser mit Monopol.

von Christian Timme am 26.01.2017 um 13:01 Uhr

Nun denn, als Chef des geistigen Monopols mit Kommission und Präsident des ZEW braucht man schon die geistig abgemagerte faz um sich gegenseitig zu stützen. Bevor Sie Herrn Gröhe zur Abgabe von Alternativen angehen, sollten Sie bitte die Alternative des ausschließlichen Lesens der faz in Betracht ziehen und von weiteren Äußerungen absehen. Haben Sie das vereinbarte Honorar schon an den magersüchtigen Verlag überwiesen?.

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Rabatt für KK!

von Tilman Hecht am 26.01.2017 um 12:46 Uhr

Man man....Diese Rabatte würden dem Solidarsystem zustehen-nicht dem Versicherten!!! Der kauft doch bei uns nichts-seine Krankenkasse kauft es für ihn bei uns! ...und diese Rabatte gibt es ja schon lange und werden ständig verhandelt...
Außerdem gewähren die KK durch Gurgel-zudrücken der pharmazeutischen Unternehmer ihren Versicherten bereits Rabatte über den Verzicht auf Zuzahlung bei vielen Medikamenten.

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Unglaublich

von Anita Peter am 26.01.2017 um 12:13 Uhr

Wie kann sich jemand, der offensichtlich keinen blassen Schimmer von der Materie hat, öffentlich zu so einem sensiblen Thema äussern. Ich soll also der Krankenkasse 20% Rabatt geben und vom restlichen Honorar nochmals bis zu 75% Rabatt geben. Kann der gute Herr nicht rechnen oder hat er auch noch nicht verstanden, dass wir lediglich ein Honorar bekommen und am AM selbst NICHTS verdienen?

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Oh Gott

von Peter Bauer am 26.01.2017 um 11:55 Uhr

Katastrophal ,wenn jemand sich als Experte hervortun möchte und nicht mal im Ansatz die geringste Ahnung vom Apothekenmarkt offenbart.Sojemand unterrichtet dann offenbar Studenten.Guter Rat an den Schlauiwirtschaftsprofessor:Halten Sie sich einfach zurück!
Hat der seine Professur online gekauft!

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