Medienecho nach Barmer-analyse

Werden PPI pauschal verurteilt?

Stuttgart - 24.01.2017, 13:00 Uhr

Auch die Bild-Zeitung hat das Thema PPI-Verordnungen aufgegriffen (auch wenn das auf dem Bild definitiv keine PPI sind). (Foto: Screenshot / DAZ)

Auch die Bild-Zeitung hat das Thema PPI-Verordnungen aufgegriffen (auch wenn das auf dem Bild definitiv keine PPI sind). (Foto: Screenshot / DAZ)


Omeprazol, Pantoprazol  und Co. hatten in den vergangenen Tagen einen schweren Stand: Viel zu häufig und oft sogar ohne Diagnose würden die Protonenpumpeninhibitoren  verordnet – so war es im Netz und vielen Tageszeitungen zu lesen. Der Bundesverband der Arzneimittelhersteller warnt nun vor einer Pauschalverurteilung, das gefährde die Therapie kranker Menschen. Was ist dran an der Kritik?

„Wer in diesen Tagen pauschale Urteile über die Verordnung von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) fällt, gefährdet notwendige und sinnvolle Therapien kranker Menschen.“ Das erklärt der Bundesverband der Arzneimittelhersteller (BAH). Generell zu behaupten, Ärzte verordnen oft nicht indikations- und damit patientengerecht, verunsichere in unverantwortlicher Weise betroffene Patienten, kritisiert der BAH.

PPI waren in den vergangenen Tagen vermehrt in die Schlagzeilen geraten, nachdem die Barmer GEK eine aktuelle Analyse der Verordnungen veröffentlicht hatte. Aus der Veröffentlchung ging hervor, dass immer mehr Menschen diese Arzneimittel verordnet bekommen. 2011 waren es noch etwa 11 Millionen, 2015 wurden über 13 Millionen Patienten Omeprazol, Pantoprazol oder verwandte Substanzen verschrieben. Dazu kommen noch die Packungen, die rezeptfrei in der Apotheke gekauft werden – Schätzungen zufolge sind das noch einmal 4 Millionen. Eine Zunahme von Erkrankungen, die dies rechtfertigen, wurde aber nicht verzeichnet, heißt es seitens der Barmer.

Wirkstoffe würden „inflationär“ eingesetzt

Ärzte bestätigen Medienberichten zufolge, dass die Wirkstoffe inflationär eingesetzt werden. Es gebe viele Automatismen in der Medizin, die dazu führen, dass sie zu häufig verschrieben werden, wird der Chef der Inneren Medizin am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Martin Reincke, in der Süddeutschen Zeitung zitiert. Bei der Verordnung bestimmter Arzneimittel, wie nicht-steroidalen Antirheumatika, sei ein PPI obligatorisch. Zu selten werde – wie bei vielen länger eingenommenen Medikamenten – überprüft, ob die Verordnung noch sinnvoll ist, erklärt der Mediziner. Vor dem Hintergrund, dass immer mehr Nebenwirkungen einer dauerhaften PPI-Einnahme bekannt werden, ist das tatsächlich eine bedenkliche Entwicklung. 

Im Netz und von zahlreichen Tageszeitungen wurde das Thema aufgegriffen. So titelte beispielsweise der Spiegel „Das Zaubermedikament wird zum Fluch“, „Riskante Praxis: Magensäureblocker in Massen verschrieben“ war bei Zeit-Online zu lesen, und die Süddeutsche Zeitung überschrieb ihren Beitrag mit „Auf den Magen geschlagen“. In den Beiträgen wurde dann jeweils an prominenter Stelle auf das „Abhängigkeitsrisiko“ hingewiesen. „Ärzte verkennen, wie schwierig es ist, die Mittel wieder abzusetzen“, heißt es zum Beispiel beim Spiegel. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

PPI

von Dr Schweikert-Wehner am 25.01.2017 um 16:49 Uhr

Vor einem Jahr hab ich der DAZ 2 kritische Artikel zu dem Thema angeboten. Leider kein Interesse. Jetzt läuft Ihr dem Thema hinterher, ohne eigene Meinung. Schade eigentlich....

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