Ohne Fachberatung

Mehrheit der Briten stellt ihre Diagnosen selbst

Remagen - 24.11.2016, 11:20 Uhr

Internet statt Arzt oder Apotheker: Viele Briten nehmen Schmerzmittel, ohne vorher einen Fachmann gefragt zu haben. (Foto: alexlmx / Fotolia)

Internet statt Arzt oder Apotheker: Viele Briten nehmen Schmerzmittel, ohne vorher einen Fachmann gefragt zu haben. (Foto: alexlmx / Fotolia)


Selbstmedikation ist sinnvoll, aber sie muss ihre Grenzen haben. Darauf weisen die britischen Apotheker nach einer Umfrage mit erschreckenden Ergebnissen hin. Und nutzen diese für eine frische Eigenwerbung.

Die Royal Pharmaceutical Society (RPS) hat die Ergebnisse einer nationalen YouGov-Umfrage unter 2000 Personen enthüllt. Hiernach diagnostizieren 51 Prozent der britischen Erwachsenen ihre Beschwerden selbst, wenn sie sich unwohl fühlen oder ein medizinisches Symptom feststellen. So weit so gut. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Befragten gaben zudem an, dass sie sich auf der Suche nach einer Diagnose medizinische Beratung aus dem Internet holten. 10 Prozent nutzten dazu eine Health App. Was die Royal Pharmaceutical Society jedoch am meisten beunruhigt, ist, dass mehr als jeder zweite von Fünfen (43 Prozent) zugab, nach der Selbstdiagnose ein Schmerzmittel verwendet zu haben, das nicht für ihn selbst verschrieben worden war.

Eine Menge Unsinn

Grund für die RPS zu einer breiten Aufklärungs-Aktion über Rundfunk und Fernsehen mit der zentralen Botschaft: „Der nächste Offizinapotheker sollte Ihr erster Ansprechpartner sein, wenn Sie sich unwohl fühlen und bevor Sie irgendetwas einnehmen.“ Neal Patel, Leiter der RPS-Abteilung Kommunikation, bringt es auf den Punkt: „Do-it-yourself(DIY)-Diagnose kann geradezu gefährlich sein. Sie könnten etwas übersehen, was ein Apotheker oder Arzt für wichtig halten könnte." Es gibt zwar gute Online-Sites, aber es gibt auch eine Menge Unsinn. Die Verbraucher sollten deshalb vor dem Kauf von Medikamenten zur Behandlung eines gesundheitlichen Problems immer zuerst mit einer Gesundheitsfachkraft sprechen. 

Gefährliche Schmerzmittel

Dass 43 Prozent der DIY-Diagnostiker ohne Fachberatung Schmerzmittel von anderen geborgt haben, findet Patel besonders schockierend. Schließlich könnten die Medikamente süchtig machen und andere schwerwiegenden Nebenwirkungen verursachen. Starke Schmerzen sollten immer gründlich untersucht werden. 

Was sagt die Apothekerin des Jahres dazu?

Auch die diesjährige Preisträgerin des RPS-WettbewerbsI love my pharmacist“ Olutayo Arikawe, schaltete sich in die Diskussion ein und richtete ihre Bedenken und ihren Appell gleich über sieben Radiosender an die Verbraucher. Die Offizinapothekerin aus Dudley in der Region Midlands and East hatte sich in dem Proficiency-Wettbewerb gegen 23 ebenso engagierte Kollegen aus sechs Regionen Großbritanniens durchgesetzt.

„Die Online-Selbstdiagnose ist im Kommen, aber wir müssen vorsichtig sein“, meint Arikawe. „Technologie spielt zwar eine große Rolle in der Patientenversorgung und bringt einige Vorteile mit sich, aber die eigenen Symptome online diagnostizieren. Da sollte man wirklich aufpassen. Hier ist eine gute Beratung durch einen Apotheker unerlässlich. Zum einen können wir dem Patienten helfen, zu verstehen was falsch ist und welches Arzneimittel für das jeweilige Problem am besten sein könnte, und zum anderen können Apotheker geringfügige Beschwerden von möglicherweise ernsteren unterscheiden.“

Stets zu Diensten

Womit können die Apotheker sonst noch punkten? „Wir haben lange geöffnet.“ fügt Arikawe an. „Sie brauchen keinen Termin. Wir bieten ein vertrauliches Gesprächsumfeld, in dem Sie ihr Problem erklären können und wo niemand mithört. Kommen Sie und sprechen Sie mit uns. Unsere Beratung könnte den Unterschied für Ihre zukünftige Gesundheit ausmachen,“ lautet die eindeutige Werbebotschaft der Apothekerin des Jahres 2016.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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