Haiti

Apotheker ohne Grenzen verlängert Noteinsatz

Les Cayes - 18.11.2016, 08:50 Uhr

Haiti nach dem Hurrikan: Apotheker ohne Grenzen will weiter vor Ort helfen. (Foto: AoG-Archiv / Bettina Rüdy)

Haiti nach dem Hurrikan: Apotheker ohne Grenzen will weiter vor Ort helfen. (Foto: AoG-Archiv / Bettina Rüdy)


Hurrikan „Matthew“ hinterließ verheerende Schäden auf Haiti. Apotheker ohne Grenzen hilft seit fünf Wochen bei der Arzneimittelversorgung, doch weiterhin ist die Not groß. In der Einsatzregion warten über 140.000 Menschen auf Behandlung, doch die Teams können nur rund 250 täglich versorgen.

Als am 4. Oktober Hurrikan „Matthew“ über Haiti hinwegzog, hinterließ er eine Schneise der Verwüstung. Mehr als 175.000 Menschen wurden obdachlos – die Hälfte meldete, dass ihr Haus oder ihre Hütte komplett zerstört wurde, mehr als jeder Dritte einen schweren Schaden. Rund 600.000 Kinder sollen laut dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF an Krankheiten, Hunger oder Unterernährung leiden. Die Cholera breitet sich aus, aktuell gibt es fast 6000 Erkrankte – sodass vor einigen Tagen eine Impfaktion gestartet wurde, die über 800.000 Menschen schützen soll. Doch die Teams kommen aufgrund der zerstörten Infrastruktur kaum voran.

Schon am 13. Oktober hat sich ein erstes Team von Apotheker ohne Grenzen (AoG) auf den Weg nach Haiti gemacht. Anfang November wurde dieses durch zwei weitere Apothekerinnen abgelöst, doch aufgrund der dramatischen Lage will AoG nun auch ein drittes Team senden: Die Apothekerin Dietlinde Kerber aus Frankfurt und Andreas Iffland, PTA sowie Verwaltungsleiter des St. Georg-Klinikums Eisenach.

AoG versorgt mobile Kliniken mit Arzneimitteln

Zu den Aufgaben der Apotheker gehört es, sechs medizinischen Teams einer Partnerorganisation, die täglich mit einer improvisierten „Rolling Clinic“ mobil das Umland versorgen, mit Arzneimitteln zu versorgen sowie sie bei der Medikamentenabgabe zu unterstützen. Aktuell laufen Verhandlungen mit einem Pharma-Großhändler in der haitianischen Hauptstadt, um dringend benötigte Wirkstoffe schnell zu erhalten. Die Lieferung aus Europa dauert nach Auskunft von AoG zu lange, wie schon der schwierige Einstieg in die Nothilfe am Anfang zeigte. Und die Vorräte gehen aktuell zur Neige. Die Teams sind mit einem „Interagency Emergency Health Kit“ und einem Cholera-Kit nach WHO-Standard ausgestattet, das von der Noweda-Stiftung gespendet wurde. Damit können laut AoG 10.000 Menschen drei Monate mit Arzneimitteln versorgt werden. 

Weiterhin sei der Bedarf immens. „Selbst in unserer Region warten noch immer über 140.000 Menschen auf Behandlung und Therapie“, erklärt die Apothekerin Maria Baumann aus Regensburg, die mit ihrer Kollegin im südlichen Department Sud stationiert ist, das besonders stark vom Hurrikan betroffen ist. „Wir kommen aufgrund der zerstörten Wege nur sehr langsam voran.“ Pro Team könnten täglich nur 200 bis 250 Menschen versorgt werden. „Das ist angesichts der vielen Lungenentzündungen, die wir permanent feststellen, entsetzlich für all diejenigen, die noch immer auf Hilfe warten!“ 

Insgesamt gäbe es für die Betroffenen deutlich zu wenig Unterstützung, wie auch die AoG-Nothelferin Barbara Weinmüller sagt. „Es sind nur elf medizinisch-pharmazeutische Hilfsorganisationen registriert“, erklärt sie – Apotheker ohne Grenzen sei eine davon. „Es sind viel zu wenige für den großen Bedarf“, erklärt Weinmüller.

AoG bittet um Spenden auf das folgende Konto:

Spendenkonto: 0005077591 
Bank: Deutsche Apotheker- und Ärztebank 
BLZ: 300 606 01
IBAN: DE 88 3006 0601 0005 0775 91
BIC (Swiftcode): DAAEDEDDXXX


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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