Abgehärtet

Hilft Wechselbaden gegen die Grippe?

Hamburg - 17.11.2016, 07:00 Uhr

Ihn kann nichts schocken. Aber: Ist es schlimm. ein Warmduscher zu sein? Eher nicht, schreiben Wissenschaftler. (Foto: brunobarillari / Fotolia)

Ihn kann nichts schocken. Aber: Ist es schlimm. ein Warmduscher zu sein? Eher nicht, schreiben Wissenschaftler. (Foto: brunobarillari / Fotolia)


Heiße Sauna, kalte Güsse, oder einfach heiß-kalt duschen: Härtet der Temperaturwechsel wirklich ab? Eine Studie liefert erste Hinweise, bleibt den endgültigen Beweis aber schuldig. Wer sich regelmäßig bewegt, profitiert aus wissenschaftlicher Sicht deutlich stärker.  

Jahr für Jahr fragen wir uns, wie wir grippalen Infekten ein Schnippchen schlagen könnten. Geert A. Buijze vom Academic Medical Center hat jetzt untersucht, ob Wechselduschen aus wissenschaftlicher Sicht einen Mehrwert bringen. 

Wissenschaft im Bad

Für seine Studie hat er zwischen Januar und März 2015 rund 3.000 Probanden über Fernsehspots und über Social Media rekrutiert. Sie waren zwischen 18 und 65 Jahren alt und hatten keine schweren Grunderkrankungen. Allen Teilnehmern fehlte jegliche Erfahrung mit Wechselduschen. Buijze teilte sie randomisiert in vier Gruppen ein. Dazu gehörten kalte Duschen für 30, 60 und 90 Sekunden sowie eine Kontrollgruppe ohne weitere Anweisungen. Ziel war, das Abhärtungsprogramm mindestens 30 Tage lang durchzuhalten. Inwieweit die Vorgaben eingehalten wurden, kontrollierte der Forscher nur indirekt. Per Fragebogen erfasste er Details zum Training, aber auch Krankmeldungen, die Lebensqualität oder die subjektive Produktivität im Job. 

Seltener krankgeschrieben

Besonders auffällig war, dass Probanden der Interventionsgruppe um 29 Prozent seltener ihren Arzt aufsuchen mussten, um sich krankschreiben zu lassen. Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Interventionsgruppen fand Buijze nicht. Ansonsten enttäuschen die Ergebnisse. Teilnehmer aller Gruppen waren – unabhängig von ärztlichen Attesten – gleich oft krank. Auch die Lebensqualität verbesserte sich durch kalte Güsse nicht wirklich. So manchem Warmduscher behagte das Programm nicht. Jeder Fünfte brach das Experiment aufgrund unangenehmer Kältegefühle wieder ab. 

Evidenz statt Zufall

Die Resultate reichen leider nicht aus, um Wechselduschen als Empfehlung in das Gespräch zu bringen. Um andere landläufig bekannte Tipps ist es ähnlich schlecht bestellt. Die Cochrane Collaboration hat eine Metaanalyse über Zink bei Erkältungen aufgrund methodischer Mängel wieder zurückgezogen. Routinemäßige Gaben von Vitamin C machen laut Cochrane-Experten ebenfalls keinen Sinn. Bei D-Vitaminen kamen Wissenschaftler zu ähnlich vernichtenden Resultaten. Es gibt dennoch einen Lichtblick: Forscher aus Köln haben gezeigt, dass Sport unser Immunsystem positiv beeinflusst. Intensive, regelmäßige Betätigung führt zum Anstieg regulatorischer T-Zellen. Diese Spezies wirkt inflammatorischen Prozessen entgegen. 


Michael van den Heuvel, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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