Weltdiabetestag 2016

Hohe Dunkelziffer beim Typ-2-Diabetes

Stuttgart - 14.11.2016, 07:00 Uhr

Die Dunkelziffer bei den Diabetikern soll in Deutschland bei ein bis zwei Millionen liegen. (picture alliance / Photoshot)

Die Dunkelziffer bei den Diabetikern soll in Deutschland bei ein bis zwei Millionen liegen. (picture alliance / Photoshot)


„Augen auf den Diabetes“ lautet 2016 das Motto des Welt-Diabetes-Tages. Damit soll auf die Wichtigkeit einer frühen Diagnose hingewiesen werden. Man geht davon aus, dass bei Typ-2-Diabetikern die Krankheit  im Schnitt zehn Jahre zu spät erkannt wird: Allein in Deutschland dürften ein bis zwei Millionen Menschen nichts von ihrer Erkrankung wissen.

Seit 1991 findet der Weltdiabetestag am 14. November statt. Seit 2007 ist er ein offizieller Tag der Vereinten Nationen. Eine entsprechende Resolution wurde im Jahr zuvor verabschiedet. Nach dem Welt-AIDS-Tag, den es seit 1988 gibt, ist der Weltdiabetestag der zweite Tag, der einer Krankheit gewidmet ist. Die Wahl fiel auf den 14 November, da an diesem Tag Frederick G. Banting geboren wurde ­­­­­­– einer der beiden Entdecker des Insulins.

In diesem Jahr wird der Schwerpunkt des Tages auf die frühzeitige Diagnose gelegt. „Augen auf den Diabetes“ lautet das Motto für 2016. Denn immer mehr Menschen erkranken an der Stoffwechselkrankheit. So hat seit der Jahrtausendwende laut dem „Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes“ die Zahl der Typ-II-Diabetiker um 40 Prozent zugenommen. Und auch die Zahl der Kinder, die an Typ-1-Diabetes erkranken, steigt – weltweit um fünf Prozent pro Jahr.

Neben den sechs Millionen Betroffenen, bei denen die Krankheit diagnostiziert wurde, geht man davon aus, dass ein bis zwei Millionen mit Typ-2-Diabetes leben, ohne es zu wissen. Eine zu späte Diagnose und in der Folge eine zu späte Behandlung sind in erheblichem Ausmaß mit Schuld am Auftreten von Folgekomplikationen, wie kardiovaskuläre Ereignisse, Amputationen ­– jährlich etwa 40.000 – sowie Nierenversagen und Dialysepflicht. Für beides ist Typ-2-Diabetes nach wie vor die Krankheit, die am häufigsten dafür verantwortlich ist. Schätzungen zufolge wird Diabetes etwa zehn Jahre zu spät erkannt. Oft sind dann schon Folgeschäden aufgetreten. 

642 Millionen Diabetiker im Jahr 2040

Weltweit waren 2015 rund 400 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. Die Prognose für das Jahr 2040 lautet 642 Millionen Betroffene. Das wäre jeder zehnte Erwachsene. In Großbritannien ist einer Studie zufolge jeder dritte Erwachsene gefährdet. Diese immense Zahl an Diabetikern bedeutet auch immense Kosten für die Gesundheitssysteme. Berechnungen zufolge wurden 2015 weltweit bereits 673 Milliarden US-Dollar dafür ausgegeben, Diabetes und dessen Folgeerkrankungen zu behandeln. 

Das Logo des Weltdiabetestages ist ein blauer Kreis als Zeichen für die Einigkeit im Kampf gegen Diabetes mellitus. 

Der Kreis soll das Leben und die Gesundheit symbolisieren. Die Farbe ist die offizielle Farbe der Vereinten Nationen und soll die Länder unter dem Himmel vereinen. 

Der Weltdiabetestag steht jedes Jahr unter einem bestimmten Motto. Rund um dieses Motto finden an den verschiedensten Orten der Welt Aktionen und Veranstaltungen statt – auch in Apotheken. So beginnen beispielsweise am heutigen Montag in den teilnehmenden Apotheken der „Gesund leben“-Kooperation die Diabetes-Beratungswochen. Sie dauern bis zum 25. November. 

Dass Apotheken für Diabetiker ein wichtiger Ansprechpartner sind, hatte erst vor Kurzem die NRW-Landesvorsitzende der Patientenorganisation „Deutsche Diabetes Hilfe – Menschen mit Diabetes", Ursula Breitbach, erklärt. Sie hatte in einem Kommentar, der in der Mitgliederzeitschrift erschienen ist, das EuGH-Urteil zu den Rezeptboni scharf kritisiert. Der Patientenverband sieht hierdurch die flächendeckende Versorgung durch Apotheken in Gefahr. Der verlässliche „Kundendienst“ mit vielen speziellen Angeboten für Diabetiker dürfe nicht zur Debatte stehen. Menschen mit Diabetes brauchten die Apotheke vor Ort, sagte sie.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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