Erster Fall in Mecklenburg-Vorpommern 

Vogelgrippe auf dem Vormarsch

Schwerin / Konstanz / Kiel - 10.11.2016, 14:00 Uhr

Bei einer toten Reiherente ist das Virus H5N8 nachgewiesen worden, teilte 
Agrarminister Till Backhaus (SPD) am Donnerstag in Schwerin mit. (Foto:dpa)

Bei einer toten Reiherente ist das Virus H5N8 nachgewiesen worden, teilte Agrarminister Till Backhaus (SPD) am Donnerstag in Schwerin mit. (Foto:dpa)


Nach Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg, der Schweiz, Ungarn, Polen und Österreich hat die Vogelgrippe Mecklenburg-Vorpommern erreicht. Bei einer toten Reiherente sei das Virus H5N8 nachgewiesen worden, heißt es aus Schwerin. Infektionen von Menschen mit diesem Virustyp sind bislang weltweit nicht nachgewiesen worden.

Der Vogelgrippe-Erreger vom Typ H5N8 breitet sich offenbar in Europa aus. Wildvögel haben ihn aus Asien gebracht. In Deutschland wurden bereits in Schleswig-Holstein und aus der Region Bodensee in Baden-Württemberg tote Wildvögel gemeldet. Am heutigen Donnerstag teilte Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) mit, dass das Virus bei einer toten Reiherente, die auf der Insel Riems bei Greifswald gefunden wurde, nachgewiesen wurde.  Außerdem bestehe bei mehreren anderen toten Vögeln der Verdacht, dass sie ebenfalls mit der hochansteckenden Form der Geflügelpest infiziert waren. Die Tiere wurden auf den Ostsee-Inseln Greifswalder Oie und Ruden gefunden. Die Untersuchungsergebnisse sollten noch an diesem Donnerstag vorliegen.

Das zuständige Nationale Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, hatte die entsprechenden Verdachtsfälle bestätigt. Auch in Polen und Ungarn waren zuvor Vogelgrippe-Fälle entdeckt worden, die wohl auf die hochansteckende Erreger-Variante zurückgehen. 

Nutzgeflügel ist gefährdet

„Wir sehen eine Epidemie in der Wildvogelpopulation“, warnte FLI-Präsident Thomas Mettenleiter in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. Vermutlich handle es sich um den identischen Erreger. „Vor einigen Tagen ist in einem Zoo in Indien das Virus offenbar in seiner jetzigen Form nachgewiesen worden, dann in Ungarn bei einem Schwan sowie in einem Putenbestand und jetzt in Polen, am Bodensee und in Schleswig-Holstein bei Wildvögeln. Wir haben verschiedene Puzzleteile, die wir zusammensetzen müssen.“ Das Risiko einer Ansteckung von Nutzgeflügel mit dem H5N8-Virus sei hoch. In Schleswig-Holstein gilt bereits seit Dienstag eine Stallpflicht für sämtliches Geflügel, in Mecklenburg-Vorpommern ist dies von Montag an der Fall.

Seit November 2014 waren hochpathogene H5N8-Viren mehrfach in Geflügelbetrieben in Deutschland und anderen europäischen Ländern entdeckt worden. Infektionen von Menschen mit den Viren sind laut FLI bislang weltweit nicht nachgewiesen worden. Eine Ansteckung über infizierte Lebensmittel ist nach Auskunft des Bundesinstituts für Risikobewertung  „theoretisch denkbar, aber unwahrscheinlich“. H5N8-Viren waren schon früher entdeckt worden, etwa 1983 in Irland.


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