Großhandel

Weggang von Ebert & Jacobi schmerzt Pharma Privat

Stuttgart - 02.11.2016, 13:10 Uhr

Pharma-Privat-Geschäftsführer Hanns Heinrich Kehr ist enttäuscht von der Entscheidung von Ebert & Jacobi. (Foto: Unternehmen)

Pharma-Privat-Geschäftsführer Hanns Heinrich Kehr ist enttäuscht von der Entscheidung von Ebert & Jacobi. (Foto: Unternehmen)


Die Großhandelskooperation Pharma Privat verliert mit Ebert & Jacobi nicht nur aus finanzieller, sondern auch aus strategischer Sicht ihr bestes Pferd im Stall. Hanns-Heinrich Kehr, Geschäftsführer bei Pharma Privat, bedauert den Verlust, blickt aber entschlossen in die Zukunft.

Die Apotheker-Genossenschaft Noweda hatte am heutigen Mittwoch bekannt gegeben, Ebert & Jacobi zum 1. Januar 2017 übernehmen zu wollen. Dem Vernehmen nach hatte Pharma Privat dem Würzburger Grossisten erst am gestrigen Dienstag noch ein weiteres lukratives Bleibe-Angebot unterbreitet. Dementsprechend fiel nun auch die Reaktion von Pharma Privat-Geschäftsführer, Hanns-Heinrich Kehr, aus: „Wir sind natürlich zum einen überrascht und zum anderen enttäuscht, dass das Vertrauen gefehlt hat, mit uns den Weg gemeinsam zu gehen“, erklärte Kehr gegenüber DAZ.online. „Wir haben sicherlich die Chance gesehen, mit Unterstützung des Pharma-Privat-Kreises das Unternehmen zu führen“.

Kehr sagte auch, dass er die Veränderung „insbesondere für die Mitarbeiter“ bedauere. Mit denen habe Pharma Privat sehr eng zusammengearbeitet. Bis Ende des Jahres bleibt in der Kooperation der privaten Großhändler formell noch alles beim Alten. Dann wird Pharma Privat aber das wichtigste Mitglied verloren gehen. Kehr wies darauf hin, wie wichtig das Belieferungsgebiet von Ebert & Jacobi für die Kooperation ist: „Die Flächendeckung ist in Bayern und Hessen verloren gegangen. Er war der einzige, der in Thüringen geliefert hat.“

Strategischer und finanzieller Verlust

Aber auch finanziell dürfte sich der Verlust negativ auswirken. „Ebert & Jacobi hat ein gutes Drittel des Umsatzes von 2,4 Milliarden Euro pro Jahr ausgemacht, damit war er der Größte“, betonte Kehr. „Das verminderte Umsatzvolumen und die Marktabdeckung sind eine Aufgabe, mit der wir zurechtkommen müssen.“

Zur Zukunft von Pharma Privat ohne den Umsatz von Ebert & Jacobi sagte der Geschäftsführer: „Das geringere Volumen schränkt uns nicht dabei ein, die Qualität, die wir haben, aufrechtzuerhalten – und die Neuausrichtung zu Ende zu führen. Die beiden Kooperationen A-Plus und E-Plus werden in modifizierter Form Apotheken weiter zur Verfügung stehen, sie stehen kurz vor dem Rollout.“ Die verbliebenen Gesellschafter müssten nun noch enger zusammenrücken.

Schließlich erklärte Kehr, dass es auch aus organisatorischer Sicht nicht leicht sein werde, den bayerischen Großhändler aus der Kooperation heraus zu lösen: „Die enge Zusammenarbeit zwischen Ebert & Jacobi und Pharma Privat erfordert es, alle Schnittstellen zu entflechten“, sagte er. „Das wird uns bis zum Jahresende beschäftigen. Wir wollen das fair für alle Beteiligten abwickeln.“ Für die Zukunft erwägt er, über neue Regeln innerhalb der Kooperation derart schnelle Ausstiege zu verhindern. 


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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