Nach EuGH-Urteil

Verbraucherschützer erwarten mehr Fake-Apotheken im Internet

Stuttgart - 24.10.2016, 17:35 Uhr

Durch das EuGH-Urteil könnten sich auch illegale Versand-"Apotheken" beflügelt fühlen und Arzneimittelfälschungen ein größeres Problem werden. (Foto: Zoll)

Durch das EuGH-Urteil könnten sich auch illegale Versand-"Apotheken" beflügelt fühlen und Arzneimittelfälschungen ein größeres Problem werden. (Foto: Zoll)


Betrügerische Online-Angebote sind in vielen Bereichen ein Problem – doch bei Arzneimitteln ist die Gesundheit schnell direkt betroffen. Daher warnen Verbraucherschützer nun vor illegalen Internet-Angeboten. Ihrer Einschätzung nach wird das Problem durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zu Rx-Boni zunehmen.

Der Online-Einkauf ist für Verbraucher praktisch, doch manchmal auch riskant. Auf der Suche nach dem günstigsten Preis landen Kunden schnell bei unseriösen Anbietern, bei denen die Gefahr besteht, gefälschte Produkte zu erhalten, oder ganz ohne Produkterhalt sein Geld losgeworden zu sein. Geht es um Turnschuhe oder eine Sonnenbrille, mag es verschmerzbar sein – doch bei Arzneimitteln können sich direkte Gefahren für die Gesundheit ergeben. Am heutigen Montag warnten daher Verbraucherschützer und Polizei vor betrügerischen Angeboten, denn derartige Fälle hätten ein gigantisches Ausmaß angenommen.

„Immer wieder erreichen uns Beschwerden von Verbraucherinnen und Verbrauchern über ‚Fake-Shops‘, die entweder gar keine oder nur minderwertige Ware liefern“, erklärte Gerd Billen, Staatssekretär beim Bundesverbraucherschutzministerium. Sein Haus fördert ein Projekt der Verbraucherzentrale Niedersachsen, welches Verbraucher aufklären und sie gegen kriminelle Geschäfte wappnen soll. Anlässlich des Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) sind dabei Online-Apotheken in den Blickpunkt geraten.

Urteil zu Rx-Boni führt zu mehr Betrugsfällen

Wie Kathrin Körber von der niedersächsischen Verbraucherzentrale gegenüber DAZ.online sagte, sind die gemeldeten Betrugsfälle in anderen Sparten zwar teilweise höher – doch handele es sich bei im Internet gekauften Arzneimitteln oft um „sensible“ Ware wie Antidepressiva oder Schlankheitsmittel. „Darüber redet man ja nicht“, erklärt sie die vermeintlich geringen Fallzahlen. Wie auch ihre Kollegen denkt Körber, dass die Betrugsfälle durch das EuGH-Urteil weiter zunehmen werden, da das Feld nun dem Wettbewerb viel mehr geöffnet werde. „Wir erwarten, dass sich zukünftig das Problem noch verschärfen wird“, erklärte auch eine Sprecherin.

Die Verbraucherschützer wollen zukünftig die Verbraucher besser aufklären, um sie vor Betrug und Fälschungen zu schützen – bei Arzneimitteln betreffe dies nicht nur ältere Menschen und chronisch Kranke, sondern alle Verbrauchergruppen. „Die wenigsten gucken, mit wem habe ich es zu tun, wer ist mein Verkäufer“, erklärte Körber. Für Abhilfe könnten auch Siegel wie jenes des DIMDIs sorgen, mit denen Verbraucher die Authentizität von Händlern prüfen könnten.  

Doch oft treten die Anbieter sehr seriös auf. „Die Täter nutzen die Möglichkeiten, die ihnen die Anonymität des Internets bietet“, erklärte Thomas Ring, Vizepräsident des Landeskriminalamts Niedersachsen. „Oft teilen sie sich die Arbeit zur Gestaltung des Shops und Abwicklung der Finanzen auf“, sagte er. Aufgrund der Schnelllebigkeit des Internets sei ein schnelles behördliches Handeln unabdingbar. „Nur eine konsequente und schnelle Rechtsverfolgung kann Online-Betrug langfristig eindämmen“, erklärte er. 


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Fake-apotheken

von Frank Zacharias am 24.10.2016 um 17:50 Uhr

Frau Körber steht der Weg der Berufung ja durchaus offen. Ich hoffe sehr, dass die Verbraucherzentrale nach dem zu erwartenden Urteil in Düsseldorf den Weg bis zum Ende weitergeht.
Diese Risiken sollten auch beim Rx-Versand offensiv angesprochen werden!

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