Zwei namensähnliche Firmen

Verwirrung um Pleite von Apothekeneinrichter Zürn

München - 10.10.2016, 16:15 Uhr

Wer ist pleite? (Foto: Jamrooferpix / Fotolia)

Wer ist pleite? (Foto: Jamrooferpix / Fotolia)


Der Apothekeneinrichter G+M Zürn ist pleite. Diese Meldung sorgte in der Branche für Verwirrung – und für Erstaunen beim Inhaber der Zürn Einrichtungen GmbH. Das Zürn-Original, wie der Inhaber sein Unternehmen nennt, erfreut sich nämlich guter Gesundheit.

„G+M Zürn ist pleite“, titelte kürzlich Apotheke adhoc über die Bielefelder Einrichtungsfirma von Apotheken und Arztpraxen. Die Meldung ist zwar korrekt: So bestätigte das Amtsgericht Bielefeld auf Anfrage von DAZ.online, dass das Gericht am 1. Oktober 2016 über das Vermögen des Unternehmens wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung das Insolvenzverfahren eröffnet habe. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Andreas Pantlen von der Kanzlei BBL Bernsau Brockdorff & Partner bestellt.  

Allerdings: Die Meldung stiftete Verwirrung. Denn es gibt ein weiteres Unternehmen, das den in der Branche bekannten Namen Zürn trägt: Die Zürn Einrichtungen GmbH in Möckmühl bei Heilbronn. Das Tätigkeitsgebiet auch hier: Einrichtungen von Apotheken und Arztpraxen. Dieses Unternehmen ist allerdings keineswegs in Schwierigkeiten, auf diese Feststellung legt Inhaber und Geschäftsführer Gerhard Hauck wert: „Zürn Einrichtungen GmbH in Möckmühl ist seit der Gründung vor 25 Jahren nie insolvent gewesen und heute nach wie vor, wenn auch mit kleinerem Team, unter meiner Leitung für unsere Kunden erfolgreich aktiv.“  

Wechselvolle Historie 

Die Ursache für die Verwirrung um die beiden Zürn-Unternehmen liegt in einer wechselvollen Vergangenheit und offenbar auch in einer wenig vertrauensvollen Zusammenarbeit. Nach Angaben von Hauck wurde die Zürn Einrichtungen GmbH 1991 von Gustav Zürn für den Vertrieb und Planungstätigkeiten im Gesundheitswesen gegründet. Dessen damaliger Fertigungsbetrieb, die Zürn KG, ging 1995/1996 insolvent. Daraufhin erwarb 1997 Gerhard Meinzer die Zürn Einrichtungen GmbH und schloss im Mai desselben Jahres mit der G+M Objekteinrichtungen GmbH, Bielefeld, einen Marketing-Kooperationsvertrag ab. Hauck weist darauf hin, dass dieser im Jahr 2013 wieder aufgelöste Vertrag nur gemeinsame Marketingmaßnahmen beinhaltete, während die beiden beteiligten Unternehmen weiterhin rechtlich unabhängig und selbstständig blieben. Hauck selbst wurde 1997 Geschäftsführer der Zürn Einrichtungen GmbH und ist heute alleiniger Geschäftsführer und Gesellschafter des Unternehmens.  

Nutzung von Markenrechten 

Sein Wettbewerber heißt Gerhard Wolff und ist alleiniger Geschäftsführer der G+M Verwaltungs GmbH in Bielefeld, einer Holding mit vier weiteren angegliederten G+M Unternehmen, zu denen auch die G+M Zürn Objekteinrichtungen GmbH & Co. KG zählt. „Ohne mich zu informieren hat Herr Wolff im Jahr 2012 Zürn-Markenrechte auf seinen Namen eintragen lassen und firmiert heute noch mit G+M Zürn“, so Hauck. Mit dem Original, nämlich seiner Zürn Einrichtungen GmbH, Möckmühl, habe die G+M Zürn aber keinerlei Verbindung. Im Gegenteil: Beide Unternehmen stünden im Wettbewerb zueinander.  

Angesichts der Pleitemeldung des Konkurrenten sieht er allerdings die Gefahr, dass auch sein Unternehmen Schaden nimmt. Als reines Planungsbüro für Einrichtungen von Apotheken- und Arztpraxen hat er zwar lediglich vier Beschäftigte, arbeitet aber mit Partnerfirmen zur Realisierung von Aufträgen zusammen. Seit 1991 habe sein Unternehmen rund 800 Apotheken und zirka 50 Arztpraxen umgebaut. Zu seinen großen Projekten zählt er beispielsweise Flughafenapotheken in Frankfurt und München, die viel besuchte Apotheke „Zum Löwen“ in Offenbach oder die Wiener Apotheke „Zur Kaiserkrone“. Nach seiner Einschätzung deckt er rund 50 Prozent des Marktes in Deutschland und Österreich ab. Der ist allerdings nicht einfach zu bedienen: Zum einen geht die Zahl der Apotheken zurück, zum anderen ist nach Angaben von Branchenkennern bei Renovierungen das Investitionsvolumen gesunken. 

Bei der insolventen Bielefelder Zürn-Firma geht es nun vor allem um Bestandsaufnahme statt um Aufträge. Im Dezember soll die Gläubigerversammlung stattfinden. Ob die folgende Aussage, die auf der Homepage des Unternehmens steht, weiterhin Bestand hat, ist damit fraglich: „Die G+M Unternehmensgruppe gehört seit vielen Jahren zu den Marktführern von individuell geplanten, hochwertigen Apothekeneinrichtungen im In- und Ausland. Dieses wird auch in Zukunft so bleiben!“


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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