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Nach Betrugsvorwürfen
Gelingt Theranos ein Neuanfang?
Mit vermeintlich innovativen Bluttests wurde Elizabeth Holmes zur jüngsten Selfmade-Milliardärin in den USA. Nach Betrugsvorwürfen hat ihr Konzern Theranos die wirtschaftliche Grundlage verloren. Jetzt versucht Holmes einen Neuanfang, scheitert aber an technischen Hürden.
Elizabeth Holmes, CEO von Theranos, blickt in eine ungewisse Zukunft. Einst war die
32-jährige Unternehmerin ein gefeierter Star der Start-up-Szene. In Interviews
erklärte sie, ihr Geschäftsmodell sei auf die eigene Angst vor Spritzen
zurückzuführen. Theranos warb mit umfangreichen Tests, für die angeblich ein
Tropfen Blut aus der Fingerbeere ausreichen würde. Genau diese Blutanalytik
wurde Holmes zum Verhängnis.
Nach Berichten des „Wall Street Journal“ zog der Konzern Ergebnisse aus 2014 und 2015 zurück. Dem
Magazin zufolge hatte Holmes gar keine leistungsfähige Miniaturanalytik
entwickelt. Sie setzte marktübliche Geräte ein, was bei kleinen Blutmengen zu deutlichen
Fehlern führte. Schließlich entzogen die Centers for Medicare & Medicaid Services (CMS) Holmes´ Betriebserlaubnis für Labore in Kalifornien. Juristisch
ist das Thema noch lange nicht geklärt. Finanziell steht die Unternehmerin mit
dem Rücken zur Wand.
Unternehmen neu aufstellen
Forbes zufolge sind vom früheren Firmenwert, rund neun Milliarden Euro, nur noch 800 Millionen übrig. Elizabeth Holmes greift deshalb zu brachialen Maßnahmen. In einem offenen Brief kündigte sie an, sich aus dem Kerngeschäft zurückzuziehen. Dazu gehören neben der Blutanalytik auch Wellnesseinrichtungen. Die Unternehmerin will sämtliche Labore schließen und 340 Angestellte in Arizona, Kalifornien sowie in Pennsylvania entlassen. Das entspricht 40 Prozent ihres Teams. Sie verweist auf ein „neues Führungsteam“ mit dem Fokus auf FDA-Freigaben.
Sorgenkind miniLab
An ihrer Grundidee, Analytik mit kleinen Blutvolumina anzubieten, hält Holmes aber fest. Zuvor hatte ihr Konzern versucht, über Walgreens Tests an Endverbraucher zu verkaufen. Die Apothekenkette zog sich nach ersten Medienberichten über fehlerhafte Resultate umgehend aus dem Bereich zurück.
Mit ihrer miniLab-Plattform will
die Unternehmerin stärker in das B2B-Segment einsteigen. Sie sieht Potenziale
vor allem in der Onkologie, der Pädiatrie und der Intensivmedizin. Entsprechende
Geräte könnten Konzernangaben zufolge in Arztpraxen oder Kliniken stehen, um
zahlreiche Untersuchungen automatisiert durchzuführen. Die miniLabs sind nicht
größer als handelsübliche Laserdrucker. Eine Zertifizierung durch
US-Zulassungsbehörden steht noch aus. Das kann dauern, wie neuerliche Pannen
zeigen: Theranos zog einen Antrag, Geräte zum Nachweis von Zika-Viren
einzusetzen, nach technischen Schwierigkeiten wieder zurück.
Das Vermögen retten
Dass Elizabeth Holmes jetzt zum Rundumschlag ausholt, erstaunt US-amerikanische Finanzexperten nicht. Die Unternehmerin hält zwar 50 Prozent aller Firmenanteile, sprich 800 Millionen US-Dollar. Im Falle einer Insolvenz ginge Holmes wahrscheinlich leer aus, da sie im Unterschied zu Investoren nicht bevorzugt wird. Mit personellen Maßnahmen und einer wissenschaftlichen Neuausrichtung versucht sie nun, ihren Konzern wieder zum Erfolg zu führen – mit ungewissem Ausgang.
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