Umstrukturierung

Boehringer verlagert Tablettenproduktion

München - 06.10.2016, 17:00 Uhr

Boehringer will seinen größten Standort in Ingelheim beibehalten - die Produktion wandert teilweise dennoch ins Ausland. (Foto: Boehringer Ingelheim)

Boehringer will seinen größten Standort in Ingelheim beibehalten - die Produktion wandert teilweise dennoch ins Ausland. (Foto: Boehringer Ingelheim)


Boehringer Ingelheim baut kräftig um. Die Tablettenproduktion wird ins Ausland verlagert. Gleichzeitig gewinnt das Geschäft mit biotechnologischen Präparaten an Bedeutung. Zudem gehen Teile des Tierimpfstoff-Geschäfts an Eli Lilly. 

Nicht alles, aber vieles wird neu beim rheinland-pfälzischen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim – vor allem bei der Produktion von Arzneimitteln. So sollen in den kommenden Jahren einfachere Produkte wie etwa Tabletten zunehmend im Ausland produziert werden. Boehringer-Geschäftsführer Stefan Rinn nannte dabei Mexiko und Griechenland.

Gleichzeitig sieht das Unternehmen die wachsende Bedeutung von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln, während der Anteil chemisch-pharmazeutischer Präparate zurückgehe. Biopharmazeutika entwickelt Boehringer vor allem in Biberach, daneben auch in Wien, den USA und in China, nicht aber am Stammsitz in Ingelheim. Allerdings betonte Rinn die unveränderte Bedeutung dieses Standortes: „Ingelheim ist der größte Standort – und das wird auch so bleiben.“

Fokus auf forschungsintensives Geschäft

Bereits im Frühjahr hatte das Unternehmen erklärt, sich auf das forschungsintensive Geschäft mit Arzneimitteln zu fokussieren und dabei auf das Geschäft mit frei verkäuflichen Medikamenten und Generika verzichten zu wollen. 

Anfang August hatte der Konzern dann bekannt gegeben, dass der Umsatz im Geschäft mit Biopharmazeutika, in dem Boehringer ausschließlich in der Auftragsfertigung für Dritte tätig ist, im ersten Halbjahr 2016 um ein Prozent auf 216 Millionen Euro zugelegt habe. Darüber hinaus teilte das Unternehmen mit, in den kommenden Jahren mehr als eine halbe Milliarde Euro in die biopharmazeutische Produktion am österreichischen Standort Wien zu investieren.  

Abbau von 900 Stellen

Den Umstrukturierungsplänen fallen offenbar auch Stellen zum Opfer. Ende September hatte eine Sprecherin von Boehringer gesagt, dass rund 900 Stellen in der Medikamentenproduktion abgebaut werden, vor allem in Ingelheim. Dort sind etwa 8500 der weltweit rund 47.500 Mitarbeiter beschäftigt. Geschäftsführer Rinn wollte in der Folge hingegen keine konkrete Zahl mehr nennen. In einem Brief an die Mitarbeiter schrieb er, es müsse „flexibel und agil auf die Marktbedarfe“ reagiert werden. Es könne nicht alles an allen Standorten produziert werden.

Tierimpfstoffe an Eli Lilly

Wie ebenfalls dieser Tage bekannt wurde verkauft Boehringer für 885 Millionen Dollar einen Teil seines Geschäfts mit Tierimpfstoffen an den US-Konzern Eli Lilly. Hintergrund der Transaktion sind nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kartellrechtliche Auflagen, die im Zusammenhang mit der Übernahme des Tiermedizingeschäfts von Sanofi durch Boehringer stehen.

Der französische Sanofi-Konzern und Boehringer Ingelheim hatten im vergangenen Dezember ihre Pläne für einen umfangreichen Austausch von Geschäftseinheiten bekanntgegeben. Sanofi verkauft sein Geschäft mit Tiermedizin an die Ingelheimer und erhält im Gegenzug deren Geschäft mit freiverkäuflichen Arzneimitteln.

In den USA hatten allerdings die Kartellbehörden Bedenken, weil durch den Deal bei Tierimpfstoffen in bestimmten Bereichen eine marktbeherrschende Stellung entstanden wäre. Deshalb verkauft Boehringer nun Impfstoffe für Hunde, Katzen und gegen Tollwut sowie eine Produktions- und Forschungsstätte an Eli Lilly. Die Transaktion soll dem Bericht nach im ersten Quartal 2017 abgeschlossen sein. Boehringer Ingelheim bleibe allerdings auch weiterhin im Impfstoffgeschäft für Tiere aktiv: Im Portfolio seien noch die Vakzine für Nutztiere, hinzu kommen die Impfstoffe von Sanofis Tiermedizinsparte Merial.


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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