Medikationsplan

Ärzte wollen mehr Geld und weniger Patienten

Berlin - 05.10.2016, 11:00 Uhr

Unzufrieden mit dem Kompromiss: KBV-Chef Dr. Andreas Gassen meint, dass das Honorar für den Medikationsplan nur ein Einstieg sein könne. (Foto: Lopata/axentis.de)

Unzufrieden mit dem Kompromiss: KBV-Chef Dr. Andreas Gassen meint, dass das Honorar für den Medikationsplan nur ein Einstieg sein könne. (Foto: Lopata/axentis.de)


Erst vor wenigen Tagen hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) den Medikationsplan als „großen Schritt nach vorn“ angekündigt. Nun zeigt sich aber, dass von den Leistungserbringern niemand so richtig zufrieden ist mit der Konzeption des Planes. Selbst die Ärzte beschweren sich und wollen in Zukunft mehr Geld dafür bekommen – und den Patientenkreis noch weiter einschränken.

Seit einigen Tagen haben gesetzlich Versicherte, die drei oder mehr Arzneimittel länger als 28 Tage einnehmen, das Recht auf einen Medikationsplan. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der GKV-Spitzenverband hatten sich Ende September auf eine Vergütung für das Ausstellen der Pläne geeinigt. Demnach sollen insbesondere Hausärzte die Medikationspläne ausstellen und pro Quartal etwa einen Euro erhalten. Zusätzlich ist noch eine Pauschale für Chroniker in Höhe von vier Euro pro Quartal möglich, die die Ärzte auch erhalten, wenn sie keinen Plan ausgestellt haben.

Das klingt zunächst nach kleinen Beträgen. Aber: Die KBV hat sich in den Verhandlungen mit ihrer Kernforderung durchgesetzt, das Honorar für den Medikationsplan extrabudgetär abrechnen zu können. Das heißt: Es wird keine Mengenbegrenzungen geben, wie bei fast allen anderen ärztlichen Leistungen. Die Mediziner können ihre Pauschalen für die Arzneimittelberatung so oft abrechnen, wie sie möchten.

Gassen fordert eine bessere Vergütung

Trotzdem ist die KBV mit dem ausgehandelten Kompromiss unzufrieden. KBV-Chef Dr. Andreas Gassen sagte gegenüber der Ärzte Zeitung: „Das ist eine Vergütung, die die Kollegen draußen zu Recht verärgert. Man darf nicht erwarten, dass bei einer solchen Vergütung die Patientenversorgung oder sogar die Arzneimittelsicherheit in Zukunft besser wird.“ Der aktuelle Beschluss könne nur ein Einstieg sein, sich mit dem Thema Arzneimittelsicherheit perspektivisch auseinanderzusetzen.

Doch damit nicht genug. Gassen beschwert sich – wie vor ihm schon andere Verbände aus dem Gesundheitswesen – über die gesetzliche Konzeption des Medikationsplanes. Man habe sich etwas erhofft, was mit dieser Konstruktion aber nicht gehe, sagte Gassen gegenüber der Ärzte Zeitung. Der KBV-Chef bemängelt:  „Jetzt ist es so, dass die Pläne zwischen den Ärzten nicht abgestimmt und überprüft werden müssen. Das heißt, die Kollegen sind darauf angewiesen, was der Patient ihnen sagt. Er muss ihnen nicht alle Medikamente nennen, die er einnimmt. Hier erschließt sich mir die Sinnhaftigkeit des Plans sowieso nicht.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Medikationsplan

von Alexander Zeitler am 05.10.2016 um 21:20 Uhr

Oh Herr Gröhe, Sie Ahnungsloser. Einen seiner ahnungslosen vorgänger sieht man gerade in de Talkshows:Heiner Lauterbach.
Kein Wunder, dass bei so einem Personal NICHTS erreicht. Siehe Dobrindt und die Maut.
Immer weiter Dillettanti!!!!!

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