Barmer GEK, TK, KKH und Deutsche BKK

Barmer startet Zyto-Ausschreibung

Berlin - 29.09.2016, 11:15 Uhr

Die Barmer GEK hat die Federführung in der nächsten bundesweiten Zyto-Ausschreibungsrunde übernommen. (Foto: Barmer GEK)

Die Barmer GEK hat die Federführung in der nächsten bundesweiten Zyto-Ausschreibungsrunde übernommen. (Foto: Barmer GEK)


Die bereits von der TK angekündigte dritte große Ausschreibungswelle in der Zytoversorgung startet am morgigen Freitag. Die federführende Barmer GEK will 246 Gebietslose ausschreiben. Es soll nicht nur gespart, sondern eine kleinräumige Versorgung ermöglicht werden, betont Barmer-Chef Dr. Christoph Straub. 

Es ist soweit: Auch die beiden anderen großen Ersatzkassen Barmer GEK und Techniker Krankenkasse werden nun die Zytostatika-Versorgung durch Apotheken ausschreiben. Barmer-Vorstandschef Dr. Christoph Straub kündigte am heutigen Donnerstag an, dass die Ausschreibung am Freitag starten soll. Mit im Boot ist zudem die KKH sowie die Deutsche BKK, mit der die Barmer GEK ohnehin fusionieren wird. Alle vier Kassen zusammen bilden zusammen 21 Prozent der GKV-Nachfrage in diesem Bereich ab.

Straub zufolge hat der ausgeschriebene Markt für die Kassen ein Volumen von rund 620 Millionen Euro. Sparen will man nun im zweistelligen Bereich – prozentual wie absolut. Auf eine konkrete Zahl will sich Staub nicht festlegen. Aber die von der AOK ins Spiel gebrachten 20 Prozent hält der Barmer-Chef für nicht unrealistisch.

Monopolisierung nicht unterstützen

Die Barmer GEK hat sich aber vorgenommen, nicht nur zu sparen, sondern auch dafür zu sorgen, dass die Qualität stimmt. Man habe mit Onkologen gesprochen und sich die Ausschreibungen anderer Kassen angeschaut, erklärte Straub. „Es gilt viel zu beachten“, räumte er ein. Schließlich habe man es mit einer vulnerablen Klientel zu tun. Und: „Wir wollen der Monopolisierung nicht Vorschub leisten.“ Es gebe große Konzerne, die mit einer überschaubaren Zahl von Herstellerbetrieben eine solche Zentralisierung anstrebten. Doch mit den vielen kleinen Losgebieten will die Barmer dieser Entwicklung entgegenwirken. Maximal vier Lose soll eine Apotheke gewinnen können.

Bei allen 246 Gebietslosen sei sichergestellt, dass sich in jedem mindestens eine zubereitende Apotheke befindet, sagte Straub. Außerdem soll für eine zügige Versorgung gesorgt werden, auch im Fall einer adhoc-Lieferung. So habe man darauf geachtet, dass die maximale Fahrzeit innerhalb eines Gebietsloses 90 Minuten beträgt. Die Durchschnittszeit liege aber bei 45 Minuten.

Maximal zwei Stunden Lieferzeit

Für adhoc-Lieferungen habe man harte Grenzen gezogen: Höchstens zwei Stunden dürfen vergehen vom Anruf des Arztes mit der Bestellung der Zubereitung bis zur Lieferung durch die Apotheke in die Praxis. Klappt eine Belieferung nicht zeitgerecht, kann der Onkologe sich eine andere Apotheke suchen, die die Zubereitung herstellt. Die Mehrkosten gehen zulasten der bezuschlagten Vertragsapotheke.

Straub ist überzeugt: Mit der Ausschreibung schaffe man einerseits maximale Sicherheit und auch bei den Qualitätskriterien schöpfe man alle Möglichkeiten aus. Für die Patienten sieht er überhaupt keine Probleme durch die Ausschreibung: Sie interessiere in der Regel nicht, welche Apotheke liefere. Das Geschäft laufe hier nur zwischen Apotheker und Arzt. 

Verwürfe sind bei Barmer, TK & Co. ebenso wie bei den anderen ausschreibenden Kassen in den Pauschalen inbegriffen. Doch mit der Ausschreibung erhöhe man den Anreiz für die Apotheken, sinnvoll mit den Substanzen umzugehen und den Verwurf zu reduzieren, zeigte sich Straub überzeugt.

Auf die Politik will man nicht warten

Dass die Kassen ihre Ausschreibung nun in Kürze wieder über den Haufen werfen müssen, weil die Regierungskoalition die Ausschreibungen nochmal überdenkt und möglicherweise Änderungen vornimmt – das fürchtet Straub nicht. Zum einen: Ist eine Ausschreibung erst einmal angelaufen, lässt sich diese nicht einfach stoppen. Zudem wisse man, dass es Diskussionen in der Politik gebe, aber es sei nicht absehbar, wohin diese führen. Und wann etwaige Ergebnisse zu einem Gesetz werden, stehe in den Sternen. Bislang habe sich bei allen Ausschreibungsvarianten gezeigt, dass bei aller Kritik am Ende doch weiter ausgeschrieben werden durfte, etwa bei den Hilfsmitteln. Das Problem seien nämlich nicht die Ausschreibungen, so Straub, sondern die Bedingungen. Stimme die Qualität und zeigten sich die Krankenkassen nach Problemen lernfähig, so werde dies auch die Politik erkennen. 

Die Wirkstoffe auszuschreiben, wie es der CDU-Abgeordnete Michael Hennrich ins Spiel gebracht hat, ist für Straub offenbar keine Alternative. „Es geht nicht nur um die Substanz, sondern den ganzen Prozess“.

Starten sollen die neuen Verträge voraussichtlich im Februar 2017. Die Vertragslaufzeit beträgt maximal 36 Monate – zunächst ein Jahr, dann gibt es Verlängerungsoptionen. Ebenso gibt es ordentliche Kündigungsfristen.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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