Versandapotheke

DocMorris' Angriff auf den Rx-Markt

Berlin - 19.09.2016, 11:35 Uhr

Mehr Rezepte von Chronikern: Die Versandapotheke DocMorris gibt viel Geld aus, um für ihre Rx-Services zu werben. (Screenshot: DAZ.online)

Mehr Rezepte von Chronikern: Die Versandapotheke DocMorris gibt viel Geld aus, um für ihre Rx-Services zu werben. (Screenshot: DAZ.online)


Die niederländische Versandapotheke DocMorris will ihren Rx-Anteil steigern. Gemeinsam mit einer PR-Agentur hat DocMorris daher eine aufwendige Werbekampagne entworfen, die nun deutschlandweit an den Start geht. Der Versender interessiert sich insbesondere für die Rezepte von Chronikern.

Vor etwa drei Monaten hat es Walter Oberhänsli, Chef des DocMorris-Mutterkonzerns Zur Rose, angekündigt: Gerade mit Blick auf das noch ausstehende Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Zulässigkeit von Rx-Boni wolle man in Deutschland das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ausbauen, sagte Oberhänsli. „Falls das Rabattverbot fällt, würde dies diesem Geschäftsfeld sicherlich starken Auftrieb geben. Bis 2012, das heißt vor der Festpreisverordnung, ist DocMorris rund zehn Prozent im Jahr gewachsen“, sagte Oberhänsli.

Die Versandapotheke lässt nun Taten folgen. Der Rx-Versandhandel sei ein „profitables Kerngeschäft“, in dem man wieder auf den „zweistelligen Wachstumspfad“ zurückkehren möchte, erklärte DocMorris-Ceo Olaf Heinrich. Der Holland-Versender weist in einer Pressemitteilung darauf hin, dass verschreibungspflichtige Arzneimittel in Deutschland „immer noch“ der Preisbindung unterliegen würden.

Aber auch unabhängig vom Urteil des EuGH in Sachen Rx-Boni wolle man mit der Kampagne insbesondere Chroniker davon überzeugen, ihre Rezepte künftig nach Heerlen zu schicken. „Wir setzen auf eine Kampagne mit Fokus auf der Zielgruppe chronisch Kranker, um von einer soliden Basis aus den Ausbau der europäischen Marktführerschaft im Arzneimittelversand vorantreiben zu können“, so Heinrich weiter. 

Das Herzstück der Kampagne ist ein halbminütiger TV-Spot, in dem ein Mann in verschiedenen Lebenslagen mit einem großen mexikanischen Sombrero zu sehen ist. „Eines Tages war sie da, diese chronische Krankheit. Und du wirst sie nie wieder los. Du musst irgendwie damit leben“, sagt der Schauspieler. Der Spot schließt mit den Worten: „Chronische Krankheiten bleiben, aber es gibt immer einen Weg, mit ihnen zu leben. Wir sind da: DocMorris.“ Als Letztes sieht der Zuschauer einen Button: „Jetzt Rezept einsenden!“

DocMorris-Datenbank über Chroniker

Zielgruppe der Kampagne sind laut DocMorris Menschen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren. Der Spot soll in mehreren Fernsehkanälen laufen. Für die Entwicklung der Kampagne arbeitete die Versandapotheke mit zwei verschiedenen PR-Agenturen zusammen. Eine der renommiertesten Agenturen – „Heimat“ – hat das Konzept entwickelt und die Kernaussagen über mehrere Monate hinweg getestet und erprobt. Für die Mediastrategie, die Planung und den Einkauf war die Agentur Fluent verantwortlich.

Auch medizinisch-pharmazeutisch will sich DocMorris gut auf den neuen Angriff auf den Rx-Markt vorbereitet haben. Christian Franken, Chefapotheker bei DocMorris, sagte: „Wir haben klinisch relevante Informationen von mehr als einer Million chronisch Kranker erfasst und können diese datenbankgestützt intelligent abrufen. So ist es uns möglich für jeden Patienten ganz individuelle Empfehlungen abzuleiten.“

Es ist erst das zweite Mal, dass DocMorris eine so aufwendige TV-Kampagne startet. 2009 hatte der Versender im Fernsehen insbesondere für seine Franchise-Apotheken geworben. Dass DocMorris sich bei seiner neuen Kampagne ausschließlich auf den Rx-Markt stürzt, liegt auch an den guten Zahlen im OTC-Bereich. Eigenen Angaben zufolge verkauften die Holländer im ersten Halbjahr dieses Jahres 40 Prozent mehr OTC-Medikamente als noch im Vorjahreszeitraum. 


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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