Anträge zum Deutschen Apothekertag - Apothekerausbildung

Welcher Weg führt zum Ziel?

Berlin - 09.09.2016, 13:00 Uhr

Angehende Apotheker bei ihrer Verbandstagung: Der BPhD ist die Interessenvertretung der rund 14.600 Pharmazie-Studierenden und fast 1500 Pharmazeuten im Praktikum (Bild: BPhD)

Angehende Apotheker bei ihrer Verbandstagung: Der BPhD ist die Interessenvertretung der rund 14.600 Pharmazie-Studierenden und fast 1500 Pharmazeuten im Praktikum (Bild: BPhD)


Beim Deutschen Apothekertag wird es in drei Leitanträgen um die Apothekerausbildung im Studium und im praktischen Jahr gehen. Ob die dort vorgeschlagenen Wege wirklich geeignet sind, um die jeweiligen Ziele zu erreichen, erscheint allerdings diskussionswürdig, zeigt eine Analyse von Thomas Müller-Bohn.

Die Ausbildung des pharmazeutischen Nachwuchses ist im Antragsheft zum Deutschen Apothekertag mit drei Leitanträgen vertreten. In zwei Leitanträgen fordern die Antragsteller jeweils eine Arbeitsgruppe einzurichten.

Einheitliche Studieninhalte

Gemäß einem Leitantrag soll eine ständige Arbeitsgruppe aus Bundesapothekerkammer sowie Hochschulprofessorenkonferenz und/oder Kultusministerkonferenz gebildet werden. Diese soll sich auf der Basis einer kontinuierlichen Evaluation mit der Umsetzung der Studieninhalte auseinandersetzen, um eine gleichermaßen gute Ausbildung an allen Studienstandorten zu fördern. Doch die Universitäten evaluieren ihre Arbeit ohnehin in vielfältiger Weise. Ähnlich wie in den Apotheken dürfte das Interesse an weiterer Bürokratie dort nur gering sein. Zudem ist die Autonomie der Hochschulen zu beachten. Die Approbationsordnung ist zwar gegeben, aber wie diese erfüllt wird, bleibt den Universitäten überlassen. 

Damit stellt sich die Frage, was die Antragsteller erreichen wollen. In der Antragsbegründung werden unterschiedliche Anforderungen und Schwerpunkte in der Lehre kritisiert. Soll hier also der Spielraum, den die Approbationsordnung lässt, noch weiter eingeschränkt werden? Wer will das überhaupt? Und warum? Dieser Spielraum schafft doch gerade die Möglichkeit, auf neue Inhalte einzugehen, wies es die Antragsteller wünschen. Wäre es nicht viel wichtiger, erst einmal einheitliche strukturelle Voraussetzungen einzufordern? Ist das vielleicht sogar die Idee hinter dem Antrag?

Bei den Strukturen ist das Defizit an einigen Universitäten auch ohne neue Evaluation erkennbar. Wenn die Klinische Pharmazie ein gleichwertiges Fach sein soll, muss sie überall durch eine unbefristete Professur vertreten sein. Dazu muss die Politik die nötigen Mittel bereitstellen. Dafür sollte sich die ABDA gezielt einsetzen. Anträge mit diesem Ziel gab es zwar schon auf früheren Apothekertagen, aber möglicherweise sollte diesmal deutlicher formuliert werden, wie dies zu erreichen ist. Dies erscheint sinnvoller, als eine endlose Debatte über inhaltliche Details anzustoßen und um das eigentliche Ziel herumzureden.

Kooperation mit Medizinern

In einem weiteren Leitantrag wird eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Hochschullehrern, Bundesärzte- und Bundesapothekerkammer sowie Vertretern der Studierenden gefordert. Diese soll gemeinsame Veranstaltungen der angehenden Ärzte und Apotheker im Studium und in der praktischen Ausbildung implementieren. Auch hier stellt sich die Frage, ob das Ziel nicht einfacher zu erreichen ist. Ist dazu wirklich eine Arbeitsgruppe nötig? Die gewünschte Zusammenarbeit kann nur von den verantwortlichen Professoren oder sonstigen Lehrenden vor Ort organisiert werden. Wäre es nicht hilfreicher, diese direkt anzusprechen? Der Apothekertag könnte die einzelnen Kammern auffordern, die Hochschullehrer in ihren Ländern gezielt aufzufordern. Für den dritten Ausbildungsabschnitt wären die Kammern sogar selbst die unmittelbaren Adressaten, weil sie dort tätig sind. Dort könnten die Kammern nach Partnern in der Medizin suchen. Erste Schritte dieser Art gibt es bereits.

Qualität des dritten Ausbildungsabschnittes

Der dritte Leitantrag bezieht sich auf das Praktikum und damit unmittelbar auf die Zuständigkeit der Anwesenden beim Apothekertag - Kammern und ausbildende Apotheker. Neben sinnvollen Klarstellungen zum Umgang mit krankheitsbedingten Fehltagen sollte die verpflichtende Anwendung des Leitfadens der Bundesapothekerkammer für die Ausbildung angestrebt werden, heißt es im Antrag. Außerdem sollte vor dem Praktikum ein Ausbildungsplan erstellt werden. Für diese Forderungen ist der Apothekertag der ideale Ort, um die Diskussionen in den Kammern vorzubereiten. Hier gilt es die ausbildenden Apotheker vom Sinn und Zweck des Leitfadens zu überzeugen. Vielleicht geht davon ein deutliches Signal an die Kammerversammlungen der Länder und an die Ausbildungsapotheken aus. 

Im Idealfall könnte dies zu einem ersten Schritt auf einem langen Weg zur Aufwertung des praktischen Jahres werden. Das Praktikum hat einen erstaunlich hohen Anteil an den gesamten Ausbildungsstunden. Nirgendwo steht geschrieben, dass diese Zeit mit den letzten Details von Rabattverträgen und Packungsgrößenvorschriften vergeudet werden muss. Dort ist reichlich Spielraum für das praktische Einüben der Klinischen Pharmazie und die systematische Vermittlung von Kommunikationsfähigkeiten. Anstatt neue Herausforderungen auf die Hochschulen abzuwälzen, wie es der erste erwähnte Leitantrag befürchten lässt, sollten die Kammern zuerst ihre eigenen Optionen nutzen. Auch sie haben im dritten Ausbildungsabschnitt viele Möglichkeiten zur Gestaltung der Ausbildung. Allerdings würde das Geld und Mühe kosten. Darüber auf dem Apothekertag zu diskutieren, wäre es allemal wert. 


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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