AMT zu Clostridium-difficile-Infektionen

Wann lohnt sich eine Stuhltransplantation?

Stuttgart - 06.09.2016, 15:00 Uhr

Anzeichen einer Infektion mit Clostridium difficile können Bauchkrämpfe, Durchfälle, Fieber, eine Leukozytose und sogar eine schwere Kolitis mit toxischem Megakolon sein. (Grafik: Dr_Kateryna / Fotolia)

Anzeichen einer Infektion mit Clostridium difficile können Bauchkrämpfe, Durchfälle, Fieber, eine Leukozytose und sogar eine schwere Kolitis mit toxischem Megakolon sein. (Grafik: Dr_Kateryna / Fotolia)


Clostridium difficile ist der häufigste Erreger Antibiotika-assoziierter Diarrhöen. Wenn die antibiotische Therapie versagt, kann es zu langwierigen Verläufen mit eingeschränkter Lebensqualität kommen. Eine sogenannte Stuhltransplantation kann erwogen werden. In der aktuellen Ausgabe der „Arzneimitteltherapie“ erläutern Ärzte der Universitätsklinik Ulm die Methode.

Clostridium difficile ist ein obligat anaerob wachsendes, grampositives, sporenbildendes Stäbchenbakterium. Es kommt ubiquitär in der Umwelt und auch im Darmtrakt des Menschen vor. Pathogene Stämme produzieren Enterotoxin A und/oder B. Neben einer asymptomatischen Kolonisation kann die Infektion daher auch schwerer verlaufen: Anzeichen einer Infektion können Bauchkrämpfe, Durchfälle, Fieber sowie Leukozytose bis zum Auftreten einer schweren Kolitis mit toxischem Megakolon sein. In den letzten Jahren hat die Häufigkeit der Clostridium-difficile-Infektionen zugenommen, darunter auch schwerwiegende Infektionen mit neuen, hochvirulenten Stämmen.

Versagt die antibiotische Standardtherapie mit Metronidazol oder Vancomycin, können neuere Antibiotika zum Einsatz kommen, darunter Rifaximin, Fidaxomicin oder Nitazoxanid. Kommt es jedoch zu langwierigen, rezidivierenden Verläufen, kann eine Stuhltransplantation erwogen werden. Diese wirksame und zumindest akut nebenwirkungsarme Therapieoption wird deutschlandweit an Zentren durchgeführt. Dabei wird der Stuhl oder aus dem Stuhl gewonnene Bakterien eines gesunden Spenders auf einen Patienten übertragen, dessen eigene Darmflora irreparabel zerstört ist. Um das Risiko übertragbarer Erkrankungen zu minimieren, ist allerdings eine strenge Spenderauswahl wichtig. Infrage kommen etwa gesunde Verwandte oder Partner, aber auch andere gesunde Personen.

Trotz Ekel gut akzeptiert

Trotz möglicher Ekelaspekte wird die Stuhltransplantation in der Regel gut akzeptiert, sicherlich auch bedingt durch den hohen Leidensdruck Betroffener. Die Stuhlsuspension kann nasogastral/nasoduodenal, gastroskopisch, koloskopisch oder mittels Einläufen appliziert werden. Inzwischen gibt es auch erste Erfahrungen mit gefrorenen, verkapselten Stuhlpräparationen. Mögliche akute Nebenwirkungen sind vorübergehendes Völlegefühl, Durchfälle, Blähungen, Bauchkrämpfe und Übelkeit.

Die rechtliche Lage ist in Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geklärt, da bisher weder das Arzneimittelgesetz noch das Medizinproduktegesetz oder das Transplantationsgesetz für die Methode angewendet werden. Inwieweit die Stuhltransplantation als Primärbehandlung einer Clostridium-difficile-Infektionen eingesetzt werden sollte, sei noch zu klären, so die Autoren der Übersicht.

Quelle:

Eva Liebhardt, Thomas Seufferlein, Martin Wagner. Stuhltransplantation bei Clostridium-difficile-Infektion. Therapieoptionen bei Therapieversagen und Rezidiven einer Clostridium-difficile-Infektion. Arzneimitteltherapie 2016;34:285–91.


Dr. Maja Christ, Stuttgart 


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1 Kommentar

"Stuhltransplantation"

von Albert Vogt am 07.09.2016 um 7:55 Uhr

Der Begriff "Stuhltransplantation" ist falsch, da hier weder eine Transplantation im Sinne des TPG durchgeführt wird noch Faeces übertragen wird. Richtig ist der Begriff "Mikrobiomtransfer", da das aus den Faeces eines gesunden Spenders gewonnene Mikrobiom in den Darm des Patienten übertragen wird.

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