Streit um Werbe-Slogan

Sanicare ist doch nicht die Größte

Stuttgart - 23.08.2016, 15:45 Uhr

Doch nicht die größte Versandapotheke: Die Wettbewerbszentrale hat darauf gedrängt, dass Sanicare den Slogan nicht mehr verwendet. (Foto:dpa)

Doch nicht die größte Versandapotheke: Die Wettbewerbszentrale hat darauf gedrängt, dass Sanicare den Slogan nicht mehr verwendet. (Foto:dpa)


Im Streit um die Bezeichnung „größte Versandapotheke” haben sich Wettbewerbshüter und Sanicare jetzt gütlich geeinigt. Die Versandapotheke kann keine aktuellen Zahlen vorlegen, um ihren Superlativ zu belegen – sie verzichtet künftig darauf. Im Gegenzug bleiben ihr unangenehme Folgen erspart.

Sanicare hatte sich in TV-Spots und Online-Medien als „größte Versandapotheke Deutschlands“ bezeichnet. Grund genug für Konkurrenten, den Superlativ kritisch zu hinterfragen. Sie schalteten die Wettbewerbszentrale ein. Daraufhin wollten die Wettbewerbshüter wissen, auf welchen Fakten die Aussage eigentlich beruhe.

Rätselhafte Zahlen

Wie jetzt bekannt wurde, argumentierte Sanicare mit Zahlen aus dem Jahr 2014. Damit geben sich die Wettbewerbshüter aber nicht zufrieden. Sie fordern zwar kein tagesaktuelles Material, aber zwei Jahre alte Marktdaten waren Rechtsanwältin Christiane Köber von der Wettbewerbszentrale doch zu alt. Mit einer von Sanicare vorgelegten Studie von Sempora zur Bekanntheit von Versandapotheken ließ sich das Problem ebenfalls nicht lösen.

„Keine Marktdaten verfügbar“

„Gemeinsam mit Frau Köber habe ich festgestellt, dass keine Marktdaten verfügbar sind, die ausreichende Aktualität haben, um die Position einer einzelnen Versandapotheke sicher festzustellen“, erklärt Heinrich Meyer, leitender Apotheker bei Sanicare gegenüber DAZ.online. Bleibt ein Problem: „Da wir die Aussage aber bereits längerfristig unbeanstandet eingesetzt haben, ist diese auch in diversen Werbemedien zu finden.“ Meyer ergänzt: „Ich werde nun eine Feststellung treffen, wie lange diese im Umlauf sind, um mit Frau Köber eine Verständigung über eine Aufbrauchfrist zu erreichen.“ Insoweit gäbe es noch keinen abschließenden Sachstand. Den umstrittenen Claim wird Sanicare jedenfalls nicht mehr einsetzen.

Eine Frage der Definition

Die mittlerweile auf konstruktivem Wege gelöste Kontroverse wirft aber noch weitere Fragen auf: Wie lässt sich wettbewerbsrechtlich die größte Versandapotheke überhaupt definieren? Ist hier der Umsatz entscheidend oder liegt es an der Kundenzahl respektive der Zahl an Sendungen pro Tag? Für Sanicare ist diese Thematik angesichts weiterer Probleme an zweite Stelle gerückt. Nach dem Tod von Mitinhaber Volkmar Schein streiten die Hinterbliebenen derzeit über die Eigentumsverhältnisse.


Michael van den Heuvel, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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