Fritz Becker bei der LAV-Mitgliederversammlung

Auch Apotheker verschulden Lieferengpässe

Stuttgart - 21.07.2016, 15:00 Uhr

Die Abstimmung über den Haushalt stand ebenfalls auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung des LAV Baden-Württemberg. (Foto: LAV)

Die Abstimmung über den Haushalt stand ebenfalls auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung des LAV Baden-Württemberg. (Foto: LAV)


Für die Lieferengpässe bei Rabattarzneimitteln gebe es kurzfristig keine Lösung, räumte der Vorsitzende des LAV Baden-Württemberg Fritz Becker bei der Mitgliederversammlung in Stuttgart ein. Bei Arzneimitteln mit Erstattungsbetrag hingegen sind die Lieferschwierigkeiten Beckers Ansicht nach von Apothekern und Großhandel hausgemacht. 

Der Wirkstoff Metoprolol sei derzeit auf dem Weltmarkt nicht verfügbar, deswegen werde sich dieser Liefergenpass (ebenso wie andere Lieferschwierigkeiten bei Rabattarzneimitteln) nicht kurzfristig beheben lassen, erklärte Fritz Becker, Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg am gestrigen Mittwoch in Stuttgart. Die Mitglieder kamen dort zu ihrer jährlichen Versammlung zusammen. 

Nachdem er zuvor Rechenschaft über die Arbeit des größten Apothekerverbandes in Deutschland abgelegt hatte, ging Becker im politischen Teil seines Berichts unter anderem auf das Thema Lieferschwierigkeiten ein. Ganz anders als bei den nicht lieferbaren Rabattpräparaten ist Beckers Ansicht nach jedoch die Situation bei den Arzneimitteln mit Erstattungsbetrag. Das Problem mit den Lieferengpässen bei diesen Präparaten sei hausgemacht – und zwar von Apothekern und von Großhändlern, die die Ware ins Ausland verkaufen. Die Hersteller könnten beweisen, dass sie den Markt überversorgen, erklärte Becker. „Das gleiche Problem, das wir in anderen Märkten durch den Einkauf von Importen verursachen, haben wir hierzulande jetzt auch“. Becker fragt sich, wo diese Kollegen ihren Versorgungsauftrag sehen. Diesen sicherzustellen sei die erste Pflicht. „Im Markt läuft derzeit etwas schief.“ erklärte er.  

Der LAV-Vorsitzende berichtete weiter, dass der Verband gemeinsam mit dem Großhandel an einer Lösung arbeite. Wie diese Lösung genau aussehen wird, verriet er nicht – nur, dass sie „vielleicht nicht elegant" sein werde. 

Quelle: LAV
Fritz Becker beim LAV in Stuttgart

Erstattungsbeträge müssen umsetzbar sein

Becker ging in seinem Bericht außerdem auf das Eckpunktepapier zur Umsetzung des Pharmadialogs ein. Der Industrie wurde dort die Geheimhaltung der Erstattungsbeträge zugesichert. Wie das in der Praxis umgesetzt werden soll, weiß allerdings scheinbar noch niemand.

Für Becker ist essentiell, dass die Umsetzung machbar ist. Hin- und her rechnen zwischen Apotheke und Großhandel kann in seinen Augen nicht die Lösung sein. „Wenn 20.000 Apotheken rechnen müssen, ist es mit der Geheimhaltung vorbei“. Den Referentenentwurf erwartet Becker in den nächsten Tagen.

Einige für die Apotheken wichtige Punkte fehlen jedoch in seinen Augen, zum Beispiel das Thema Impfstoff-Ausschreibung, die Importförderklausel sowie Zyto-Ausschreibungen. „Ein Verbot von Zytoausschreibungen hätte viel Charme." findet Becker. Er ist allerdings der Auffassung, dass Apotheken in diesem Bereich beim Preis nachgeben müssen, vor allen bei den generischen Wirkstoffen. Keine Luft nach unten sieht er hingegen beim Arbeitspreis. „Pharmazeutische Leistung muss sauber honoriert werden,“ betonte er.  

Er bekräftigte auch in diesem Rahmen noch einmal sein Ziel, klare Regeln für eine regelmäßige Honorarüberprüfung festzuschreiben.  In dieser Wahlperiode sei allerdings diesbezüglich nichts mehr zu erwarten. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Fritz Becker

von Alexander Zeitler am 22.07.2016 um 4:45 Uhr

Normalerweise mag ich solche Giganten nicht. Aber in diesem Fall muss ich meine Meinung ändern. Fritz Becker hat Biss. also lasst ihn weiter beissen.

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