Uni Mainz & Boehringer-Stiftung

Politiker fordern Konsequenzen aus umstrittenem Millionen-Vertrag

Mainz - 11.07.2016, 13:00 Uhr

Die Uni Mainz sieht Teile der Verträge nun als Fehler an, während für das Forschungsministerium kein Problem besteht. (Foto: dpa / picture alliance)

Die Uni Mainz sieht Teile der Verträge nun als Fehler an, während für das Forschungsministerium kein Problem besteht. (Foto: dpa / picture alliance)


Nachdem der Mainzer Uni-Präsident in Sachen Forschungs-Kooperation Fehler eingeräumt und Änderungen angekündigt hat, fordern Landes- und Bundespolitiker Konsequenzen. Transparenzpflichten sollen sicherstellen, dass die Forschungsfreiheit gewahrt bleibt. Die Boehringer Ingelheim Stiftung will die Korrekturwünsche aus Mainz abwarten. 

In einem denkwürdigen Termin hatte Anfang vergangener Woche der Mainzer Uni-Präsident Georg Krausch erstmalig Fehler in Verträgen über insgesamt 150 Millionen Euro eingestanden, die die Boehringer Ingelheim Stiftung der Uni über zehn Jahre zukommen lassen will. Die Verträge waren in die Kritik geraten, da sie der Stiftung Einflussmöglichkeiten bei Berufungen, Publikationen und weiteren Aspekten einräumen. Da die Regeln – laut Krausch unbeabsichtigt – die Wissenschaftsfreiheit beeinträchtigen können, will die Uni die Verträge nun überarbeiten.

Den Fall ins Rollen gebracht hatte ein Journalist, der – wie zuvor nur ausgewählte Kollegen – auch die Verträge einsehen wollte. Da die Universität dies aufgrund von Gleichbehandlungsgrundsätzen hätte erlauben müsste, gab ihm ein Gericht Recht. Daraufhin lud Krausch mehrere Journalisten zur Einsichtnahme ein. Die „Tageszeitung“, die Deutsche Presseagentur oder auch DAZ.online berichteten.

Intransparenz als größter Fehler

„Die aktuellen Veröffentlichungen zeigen, wie Transparenz wirkt“, sagte die forschungspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion und ehemalige Wirtschaftsministerin Eveline Lemke auf Nachfrage. Sie fordert, dass das Landestransparenzgesetz überarbeitet wird, um zukünftig auch derartige Kooperationsverträge zu erfassen. „Leider fehlten hier bislang die politischen Mehrheiten“, erklärt sie.

Zwei Bundespolitiker unterstützen ähnliche Pläne: Auch der SPD-Forschungspolitiker René Röspel setzt sich gegenüber DAZ.online für „größtmögliche Transparenz“ ein. „Es muss klar sein, wer wofür Geld bezahlt und was damit gemacht werden darf oder untersagt wird“, sagt der Bundestagsabgeordnete. Wenn wie vor zehn Jahren bei einer Forschungskooperation der Deutschen Bank mit Berliner Universitäten wichtige Klauseln geheim gehalten werden, sei dies der „größte Fehler, den man machen kann“.

Gesetzliche Regeln reichen nicht aus

Ähnlich sieht es die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, Kathrin Vogler. „Um weitere derartige Skandale zu verhindern, reicht allerdings eine verbindliche gesetzliche Regelung allein nicht aus“, erklärt sie. Vogler will die Mechanismen beseitigen, die derartige Vereinbarungen erst ermöglicht. „Die öffentliche Hand muss wieder eine ausreichende und verlässliche Grundfinanzierung der Hochschulen sicherstellen, so dass sie die ihnen übertragenen Aufgaben erfüllen können“, sagt sie – die Abhängigkeit von Drittmitteln müsse abgebaut werden.

„Nur so kann sich öffentliche Forschung wieder am Gemeininteresse statt an Unternehmensinteressen orientieren“, erklärt Vogler. Ihrer Einschätzung nach sind weder die Universität Mainz noch das Landesforschungsministerium ihren Pflichten zur rechtlichen Prüfung ausreichend nachgekommen.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.