DAZ-Tipp aus der Redaktion

So lässt sich der Kreon-Defekt verdauen

Stuttgart - 23.06.2016, 09:13 Uhr

Für hochdosiertes Pankreatin werden Bauchspeicheldrüsen von Zuchtsauen verwendet - der Mangel des Stoffs trifft Patienten. Ärzte und Apotheker sind besorgt. (Foto: Budimir Jevtic / Fotolia)

Für hochdosiertes Pankreatin werden Bauchspeicheldrüsen von Zuchtsauen verwendet - der Mangel des Stoffs trifft Patienten. Ärzte und Apotheker sind besorgt. (Foto: Budimir Jevtic / Fotolia)


Der Lieferengpass von Kreon betrifft Patienten schon eine ganze Weile. Ärzte und Apotheker sind besorgt, da Hersteller Abbott nicht vorhersagen kann, wann das zur Herstelllung nötige Pankreatin wieder in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Die aktuelle DAZ liefert Alternativen. 

Patienten mit chronischer Pankreatitis haben einen Mangel an Verdauungsenzymen und leiden unter Gewichtsverlust, Blähungen und Durchfall. Ihnen kann mit Pankreatin-Präparaten geholfen werden – wenn sie denn verfügbar sind. Pankreatin wird aus Bauchspeicheldrüsen von Schweinen gewonnen. Da dieses Ausgangsmaterial derzeit nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung steht, gibt es besonders bei der Produktion von  hochdosierten Pankreasenzym-Präparaten mit 40.000 Einheiten Lipase Schwierigkeiten.

Was sind echte Alternativen?

Aus der Not heraus wird auf andere Präparate ausgewichen oder dem Patienten geraten, mehrere niedriger dosierte Einheiten einzunehmen. Hersteller Nordmark hat die Gunst der Stunde genutzt und in der Zwischenzeit Rabattvereinbarungen mit fünf Krankenkassen getroffen, die sein Produkt Pankreatan® 36.000 als Alternative zu nicht lieferbaren Präparaten mit 40.000 Einheiten erstatten.

Ist eine niedrigere Dosierung tatsächlich eine adäquate Therapieoption? Wir fragten Prof. Dr. Markus M. Lerch, Direktor der Klinik für Innere Medizin A an der Universitätsmedizin Greifswald und Autor der Leitlinie „Chronische Pankreatitis“. Seine Antwort lesen Sie diese Woche in der Rubrik „Arzneimittel und Therapie“.

Soviel sei verraten: Noch gibt es Alternativen: Eine Auswahl von auf dem Markt befindlichen Präparaten haben wir für Sie zusammengestellt. Doch erste Hersteller klagen bereits, die gestiegene Nachfrage nach ihren Produkten nicht mehr bedienen zu können. Mit einer gentechnischen Herstellung könnte diese endlose Diskussion endlich ein Ende haben.  

Rika Rausch, DAZ-Redakteurin

Außerdem lesen Sie in der aktuellen Ausgabe:

Warum das Wörtchen „Zusatznutzen“ für Zoff sorgt: Wie werden die Nutzenbewertungsbeschlüsse des Gemeinsamen Bundesausschusses künftig verständlich in der Arzt-Software aufbereitet? Während der GKV-Spitzenverband fürchtet, die Pharmahersteller könnten hier zu großen Einfluss nehmen, sieht der Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa) eine ganz andere Gefahr: Mit einem zu schlichten System, das den Zusatznutzen eines Arzneimittels symbolisch anzeigt, könnte versehentlich der Weg für die Selektiv-Erstattung geebnet werden. Ginge es nämlich nach dem GKV-Spitzenverband, sollte nur erstattet werden, was einen nachgewiesenen Zusatznutzen hat. Das widerspreche jedoch dem Geist des AMNOG, meint man beim vfa. Lesen Sie mehr in „Streit um Zusatznutzen“.

Backe backe Kuchen: Schon Kleinkinder lernen, dass Safran in einen guten Teig gehört. Das beliebte Küchengewürz hat aber weitaus mehr zu bieten: In klinischen Studien zeigte Safran eine vergleichbare antidepressive Wirkung wie die Arzneistoffe Fluoxetin und Imipramin. Na wenn das nicht das Gelbe vom Ei ist …

Was die pharmazeutische Industrie derzeit dennoch davon abhält, in die Entwicklung von Safran als Arzneistoff zu investieren, erfahren Sie im Artikel „Safran gegen Depressionen“. Wir wünschen eine spannende Lektüre!


Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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