EU-Gesundheitsminister mahnen

Überhöhte Arzneimittelpreise bedrohen Versorgung mit Unverzichtbarem

Luxemburg - 17.06.2016, 15:19 Uhr

Kritischer Blick: Vytenis Pavilas Andriukattis, EU-Kommissar für Gesundheit, auf der Ministerkonferenz am Freitag in Luxemburg. (Fotos (2): EU-Counsil)

Kritischer Blick: Vytenis Pavilas Andriukattis, EU-Kommissar für Gesundheit, auf der Ministerkonferenz am Freitag in Luxemburg. (Fotos (2): EU-Counsil)


Pharmaunternehmen entwickelten zunehmend neue, teure Arzneimittel für viele, kleine Patientengruppen, kritisieren die EU-Gesundheitsminister am Freitag – im Umkehrschluss sei die Versorgung mit unverzichtbaren Medikamenten in einer Reihe von Mitgliedsstaaten gefährdet. Welche Länder gemeint sind, sagten die Politiker nicht. 

 Die EU-Gesundheitsminister zeigen sich besorgt wegen überhöhter Preise für neue Arzneimittel. Der Zugang zu wirksamen und unverzichtbaren Medikamenten sei in einer Reihe von Mitgliedsstaaten wegen des hohen Preisniveaus gefährdet, heißt es in einer Erklärung vom Freitag. Welche EU-Staaten gemeint sind, ließen die Gesundheitsminister bei ihrem Treffen in Luxemburg offen.

Ein Grund für überhöhte Preise sei der Trend in der Pharmaindustrie, neue und sehr teure Arzneimittel für immer kleinere Patientengruppen zu entwickeln. Oft sei der Nutzen dieser Medikamente aber nicht belegt, stellten die Minister fest.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland (GKV) begrüßte die Position der Gesundheitsminister. „Ebenso wie die europäischen Gesundheitsminister befürchten wir, dass durch überhöhte Preise der Zugang zu wirksamen und bezahlbaren Arzneimitteln in der EU gefährdet ist“, erklärte Johann-Magnus v. Stackelberg, stv. Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes. „Auch die Idee der Politik, bestehende Anreize für die Industrie zur Entwicklung von Arzneimitteln systematisch zu überprüfen, ist richtig“, so v. Stackelberg weiter. 

Große Runde: Die EU-Gesundheitsminister zeigen sich besorgt wegen überhöhter Preise für neue Arzneimittel, heißt es in einer Erklärung vom Freitag.

Der GKV-Spitzenverband teile die offensichtlich bei den EU-Politikern bestehende Sorge, dass Hersteller in Einzelfällen Anreize missbräuchlich nutzen könnten. „Die geplante systematische Überprüfung sollte auf jeden Fall die Ergebnisse der beschleunigten Zulassung bei der Überprüfung einbeziehen“, regt v. Stackelberg an. „Nur so bekommt man ein vollständiges Bild über mögliche Fehlentwicklungen.“ Der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller gab am Freitag keine Erklärung zu dem gemeinsamen Papier der EU-Gesundheitsminister ab. 


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

GKV-Positionspapier zur Arzneimittelversorgung sorgt für Aufregung

Den Kontakt zur Realität verloren

Barmer GEK stellt Arzneimittelreport 2015 vor

Schnell- und Spätbewertung für neue Arzneimittel gefordert

Stackelberg: Rahmenvertragliche Regeln sind nach EuGH-Urteil europarechtskonform auszulegen

GKV-Spitzenverband: Keine Sanktionen gegen DocMorris und EAV

Vertrauliche Erstattungsbeträge: GKV warnt vor mehr Geld für Apotheken und Staat

Margendeckel gegen Mondpreise?

Kassen fordern AMNOG-Reform

Pharma geht's (in Deutschland) zu gut

Steuerung im Arzneimittelmarkt – wo führt sie hin?

„Die Liste muss knapp bleiben“

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.