Notfall-Impfkampagne

Polioviren in indischem Abwasser gefunden

Neu Delhi - 15.06.2016, 13:15 Uhr

Impfung während einer Kampagne im Jahr 2009 in Lucknow, Hauptstadt des indischen Bundesstaats Uttar Pradesh. (Foto: RIBI Image Library / Flickr, CC BY 2.0)

Impfung während einer Kampagne im Jahr 2009 in Lucknow, Hauptstadt des indischen Bundesstaats Uttar Pradesh. (Foto: RIBI Image Library / Flickr, CC BY 2.0)


Nachdem Polioviren im Wasserkreislauf von Hyderabad gefunden wurden, wollen indische Behörden hundertausende Kinder impfen lassen. Der Zwischenfall wird jedoch nicht als Ausbruch gewertet, da die Viren aus einer Impfung stammen.

Indische Behörden wollen in einer Notfallaktion mehr als 300.000 Kinder gegen Kinderlähmung impfen lassen. Die Kampagne wurde ausgerufen, weil Kontrolleure im Mai aktive Polioviren in einer Kläranlage der Millionenstadt Hyderabad nachgewiesen haben. Das bestätigte am Mittwoch das Gesundheitsministerium des Bundesstaats Telangana, dessen Hauptstadt Hyderabad ist. Inzwischen sei klar, dass das Virus aus einer Impfung stamme, weshalb der Vorfall nicht als Ausbruch der Krankheit gewertet wird. Als Vorsichtsmaßnahme wollen die Beamten dennoch alle Kinder im Alter zwischen sechs Wochen und drei Jahren in Hyderabad und dem angrenzenden Rangareddy-Distrikt impfen lassen.

Viele Länder sind Polio-frei

Polio betrifft hauptsächlich Kinder unter fünf Jahren. Sie kann dauerhafte Lähmungen hervorrufen und tödlich verlaufen. In vielen Ländern besteht der Polioimpfstoff aus abgeschwächten, lebenden Viren, die in sehr seltenen Fällen Polio auslösen können. In Deutschland wird nur noch inaktivierter Polio-Impfstoff verwendet.

Polio gilt dank umfassender Impfkampagnen in Deutschland und vielen anderen Ländern als ausgerottet. Auch Indien ist laut Weltgesundheitsorganisation seit 2014 poliofrei. Der letzte belegte Fall stammt aus dem Jahr 2011. Die Nachbarländer Pakistan und Afghanistan sind derzeit die einzigen Staaten, in denen die Krankheit noch von Mensch zu Mensch übertragen wird. Die nun gefundenen Viren wurden bei einer Routinekontrolle entdeckt.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.